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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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und folgte ihm hinein. Er hatte keine Keule bei sich. Liran zog die Waffen. Den Tomahawk nahm er in die Rechte, das Messer in die Linke. In dem Haus würde zu wenig Platz für eine Auseinandersetzung mit dem Schwert sein. Es würde einen Nahkampf geben.
    Ein schneller Blick über das Gelände, dann rannte der Krieger los. Er war schnell.
     
    Tok hatte im Handumdrehen die Tür auf und trat ein. Wie grauenhaft es dort roch. Die Menschen stanken seltsam. Daran würde er sich nie gewöhnen. In seiner Hand hatte er einen kleinen ledernen Beutel. Er musste schnell handeln. Der Einzige war vor einigen Stunden auf sein Schiff gegangen, um sich um einen der anderen möglichen Nachfolger auf dieser Insel zu kümmern, die der Baum der Linien ihm gezeigt hatte. Leise stieg er die Treppe hinauf.
    Immer ekelerregender wurde der Geruch und er kam eindeutig unter einer Tür hervor. Tok legte seine fransigen Ohren lauschend an das Holz. Leises Plätschern drang zu ihm. Seine lange geknickte Nase vibrierte vor Aufregung. Langsam, ganz behutsam schob er die Tür einen Spalt auf. Feine Dampfschwaden stiegen von einem länglichen weißen Becken auf. Er erkannte einen dunklen Schopf, der darüber hinaus ragte und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, als der Kopf plötzlich verschwand und untertauchte. Blitzschnell war er zur Stelle, öffnete den Beutel und ließ das feine Pulver auf den Schaum fallen. Dann drückte er sich in eine Ecke und biss sich vor lauter Freude in die Hand. Seine orangefarbenen Augen blinzelten vergnügt, als er den Kopf des Mädchens gegen das Eis schlagen hörte.
     
    Ein Fehler war es, die Erdtrolle zu unterschätzen. Der zweite, sich darauf zu verlassen, dass, wenn man einen gesehen hatte, es auch nur einen gab. Der dritte, zu glauben, sie wären wirklich so dumm und hätten ihre riesigen Waffen nicht dabei.
    Als Liran durch die Tür stürmte, prallte etwas mit enormer Wucht gegen seinen Brustkorb und schleuderte ihn meterweit zurück in den Garten. Er landete hart auf dem Rücken und rutschte über das Gras. Das Messer flog aus seiner Hand und klirrte gegen die Ringmauer hinter ihm. Der Tomahawk war glücklicherweise an der Schlaufe befestigt, so dass dieser in Reichweite blieb. Vor seinen Füßen verwarf sich der Boden. Ein weiterer Erdtroll platzte heraus. Graubraun zogen sich die lehmigen Streifen durch seinen massigen Körper. Ohrenlos und mit dicken, klumpigen Lippen starrte das wütende, unförmige Gesicht auf ihn herab. Ein dichter, fein verästelter Wurzelrock hing ihm bis über die Knie, in den Metalle und andere Stammesabzeichen geknüpft waren. Eine gewundene Keule wippte in seiner Hand.
    «Für die Gefallenen vom Steinkreis!», grunzte er und ließ seine Keule niedersausen. Liran riss schützend den linken Arm hoch. Der Schlag zitterte durch seinen ganzen Körper. Der Erdtroll sah verdutzt zu ihm herunter, denn es hatte sich angehört, als wäre eben Holz auf Holz geprallt. Mit einer fließenden Bewegung schoss Lirans rechter Arm vor und grub das Kriegsbeil in das Knie des Angreifers. Ein Brüllen donnerte in seinen Ohren. Der Erdtroll knickte mit dem linken Bein ein und Liran zog heftig, um das Blatt aus der Wunde zu ziehen. Ein Schmatzen erklang, als es aus dem feuchten Lehm freikam. Mit einem Satz sprang er auf, trat dem Gegner die Keule aus der Pranke und rammte ihm das Beil in die rechte Schulter. Der Erdtroll sackte nach vorn und war Augenblicke später wieder im Boden verschwunden.
     
    Tok hörte, wie das Wasser unter dem Eis schwappte und gluckste. Er sah, wie sich das Mädchen tapfer wehrte, mit Fäusten schlug und wild mit den Beinen gegen den Zauber trat.
    Für ein paar Sekunden bekam er ein schlechtes Gewissen, doch dann holte ihn das angstverzerrte Gesicht seiner Schwester ein, wie sie tot und ohne Herz in seinen Armen gelegen hatte. Er trat näher an das Becken heran. Ein paar Luftblasen flitzten unter dem Eis hin und her. Die Bewegungen des Mädchens wurden langsamer und kraftloser.
    «Stirb Menschenkind!», zischte er. «Stirb oder zeig mir endlich, dass Du leben kannst.»
    Plötzlich hörte er von unten schwere Schritte, danach einen schneidenden Ton, der sich in einem Grunzen verlor. Wild blickte Tok sich um. Mit geschickten Griffen öffnete er das Fenster und stieß einen Pfiff aus. Tok musste noch bleiben, nur noch einen kleinen Moment. Er musste es wissen, er musste es sehen!
     
    Dieses Mal duckte sich Liran, als er durch die Tür rannte. Mit schnellen Blicken versuchte

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