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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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unschlüssig zu sein, was sie tun wollte. Dann schlenderte sie hinter das Haus, ging an den Eschen vorbei, besah sich den Steinhaufen in deren Mitte und ging den Hügel hinauf, direkt auf ihn zu.
    Es war nicht der rechte Augenblick, hier und jetzt aus den Büschen zu springen, um sich zu offenbaren. Der Krieger verschwand deshalb tiefer in den Wald, ohne den Sichtkontakt zu verlieren. Strammen Schrittes kam sie nur wenige Meter an ihm vorbei. Welch seltsame Kleidung sie trug. Eine Art schwarzen Wams, auf denen er wieder die griechischen Buchstaben erkannte: PeTA, eine Hose, die die Farbe von schmutzigem Grün hatte und auf dem Kopf abermals einen ganz sonderbaren Helm. Eine blauweiß gestreifte Bedeckung, mit Ohrenklappen, an denen ein langer Faden baumelte, und einem runden buschigen Ball oben 'drauf. Ob das nun ein Stammesabzeichen war, konnte er nicht ergründen.
    Sie lief durch die Täler und Hügel, strebte dem Meer entgegen. In diesem Gelände gab es genügend Deckung, damit er außer Sichtweite bleiben konnte, aber nicht den Anschluss verlor. Doch je länger er hinter ihr herschlich, desto bewusster wurde ihm, dass er keinen Plan besaß. Was sollte er tun? Einfach zu ihr gehen und ... ja, und was? Heroisch niederknien und ihr sein Schwert entgegenhalten? Nachdem was letzte Nacht passiert war, würde sie darüber wohl den Verstand verlieren. Sie hatte wie jemand reagiert, dem Gewalt gänzlich unbekannt war. Das hatte er in ihren Augen gesehen. Und sie hatte seine Sprache nicht verstanden. Zugegeben, er war wütend gewesen und hatte sie angeschrien. Nicht sehr feinfühlig von ihm, aber er hatte noch Sekunden vorher um Leib und Leben gekämpft, war von Hass und Zorn übermannt gewesen, den er sich nach wie vor nicht erklären konnte. Denn bisher war ihm dies nur ein Mal passiert!
    Das Mädchen setzte sich auf die hohen Klippen. Für Stunden blickte sie auf das große Wasser. Etwas, das ihm sehr bekannt vorkam. Der Nebel wurde vertrieben, die Wolken brachen auf und das Licht der Sonne drang in breiten, goldgelben Streifen zwischen ihnen hindurch und beleuchtete das aufgewühlte Meer. Ein Schauspiel, das selbst den Krieger in seinen Bann schlug, auch wenn er es schon so oft miterlebt hatte.
    Sie hatte sich etwas in die Ohren gesteckt. Manchmal trug der Wind ein wehmütiges Summen zu ihm herüber. Das Gefühl einer unsichtbaren Bande zwischen ihnen wurde immer stärker und entzog dem Zweifel jegliche Nahrung. Fremde, unbekannte Worte stiegen in ihm auf und er wusste, was dies zu bedeuten hatte. Sie war es. Sie war es wirklich. Egal welche Sprache sie auch sprechen wird, sobald Du sie berührt hast, ist es auch die Deine. Das hatte die Druidin ihm gesagt.
    Die Sonne beschrieb einen Bogen, senkte sich langsam gen Westen, als er nahe der Küste etwas sah, das ihn schneller atmen ließ. Ein großes dunkles Schiff mit zwei schwarzen Segeln kreuzte dort unten in den mächtigen Wellen. Er wusste, wer sich darauf befand. Sofort war der Zorn wieder da und brannte heiß in ihm.
    Keine Pläne mehr!
    Der Krieger eilte den Weg zurück, setzte sich in einem der Wälder auf einen großen Stein, zog die komische Kopfbedeckung mit den Buchstaben darauf hervor, die das Mädchen gestern Nacht hatte liegenlassen und legte sie einige Meter von sich entfernt genau auf den Weg ins Gras und wartete.
    Das Mädchen kam den Weg herauf, sah die Kappe und blieb wie angewurzelt stehen. Sofort drehte sie den Kopf und sah ihn überrascht an.
    Braunes Haar, die Farbe von gefallenen Eicheln. Einen Blick aus noch hellerem Braun, wie das warme Fell eines scheuen Tieres, der den Wunsch in ihm auslöste, etwas in sich selbst suchen zu müssen. Für einen schnellen Herzschlag erzitterte er bis in seine Seele.
    Ganz langsam erhob er sich, er wollte ihr keinen Schrecken einjagen, und ging ein paar Schritte auf sie zu, mit einer Geste, die zeigte, dass er unbewaffnet war. Sie sah so anders aus. Was bestimmt daran lag, dass ihre erste Begegnung inmitten von Todesangst stattgefunden hatte. Er zwang sich zur Ruhe, die fremden Worte formten sich in seinem Kopf.
    «Mein ... Name ist Liran.», sagte er. « Ich bin hier, um Dich zu beschützen!»
    Eine Bö fegte durch den Wald, riss welkes Laub mit sich, welches unruhig zwischen den Stämmen tanzte. Und dann passierte etwas, womit der Krieger niemals gerechnet hätte. Die junge Frau fing an zu lachen.
     

Anam Ċara
    Nilah ging den Weg zurück und genoss den Rückenwind, der sie schob und antrieb. Es war herrlich

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