Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
nur so ging, dann ging es eben nur so. Er schritt in vollkommener Dunkelheit dahin. Vor ihm zwei Erdtrolle, hinter ihm zwei. Seine Magie hatte er zurückgetrieben, er durfte sie jetzt nicht gebrauchen. Es hätte nur zur Folge gehabt, dass er noch stärker bewacht werden würde.
    Die Erdtrolle vertrauten seiner Zauberei nicht. Sie hatten sogar Angst vor ihr. Doch einer solchen Einstellung zum Trotz, im Alltag verwendeten sie diese fast beiläufig. Es sollte sogar sehr talentierte Heiler unter ihnen geben. Die Krieger unter ihnen aber sahen das ganz anders. Es machte denjenigen, der Magie benutzte, zu einem äußerst unehrenhaften Kämpfer. Dieses Durcheinander war der Vorteil, den Liran brauchte, um aus dieser Sache wieder herauszukommen. Er hatte ohnehin nicht vor, sich allzu lang hier unten aufzuhalten. Das Schiff, das er gesehen hatte, hatte die Insel verlassen wollen. Was bedeutete, er hatte etwas Zeit. Wohl war ihm nicht bei dem Gedanken, die junge Frau nur im Schutz der Familie zurückzulassen. Es war ein Risiko. Aber Liran glaubte, er hätte alles unter Kontrolle, und nachdem er festgestellt hatte, was die Erdtrolle hier für ein Spiel trieben, würde er auch schon wieder ein wachsames Auge auf sie haben.
    Der Tunnel mündete in einem weiten Raum. Der Boden war übersät mit flachen Mulden, in denen sich Regenwasser gesammelt hatte. Die Erdtrolle benutzten bestimmte Wurzeln, um diese Lachen zu Lichtquellen zu machen, indem sie die Wurzeln dort hineinwarfen. Und so leuchtete der Raum durch diese hellbraunen Säulen, die bis zur Decke reichten und alles in einen erdigen Ton verwandelten. Wie passend.
    Liran wurde vorangestoßen. Seine Arme waren mit starken elastischen Strängen auf den Rücken gebunden. Eine Zugschlinge hing um seinen Hals, deren Ende in der Pranke eines Trolls gehalten wurde. Die Waffen, die sie ihm abgenommen hatten, legten sie auf einen Tisch, der aus schwarzer Erde gestampft war. Liran sah sich vorsichtig um. Weitere Tunnel gingen von diesem Raum ab. Anscheinend war es eine Art Knotenpunkt, eine Kreuzung. Die Erdtrolle tuschelten und warfen ihm immer wieder hasserfüllte Blicke zu, in denen sich zunehmend so etwas wie Vorfreude bemerkbar machte. Es kostete ihn viel Kraft, nicht in sein Inneres zu greifen und dem ganzen Schauspiel ein jähes Ende zu bereiten. Dann hörte er dumpfe, abgehackte Schritte.
    Ein Erdtroll kam aus einem der Tunnel und hinkte auf die Gruppe zu. Seine Bewegungen hatten etwas Autoritäres an sich. Der Troll schritt durch die Lichtsäulen und hielt den Blick starr auf ihn gerichtet. Liran erkannte ihn. Es war der, dem er das Knie und die Schulter zertrümmert hatte.
    «Geht und lasst mich allein mit ihm!», raunte er den anderen zu. Die Vier murrten und waren offensichtlich nicht begeistert, schienen sie doch zu hoffen, einer langsamen und grauenvollen Bestrafung beiwohnen zu dürfen. Ein herrisches Knurren brachte sie dazu, sofort die Köpfe zu senken. Dann verließen sie lautlos den Raum.
    Der Troll besah sich das Schwert, das auf dem Tisch lag, nahm den Tomahawk in die mächtige Hand und fuhr mit einem Finger über die Klinge. Dann legte er beides wieder hin.
    «Warum hast Du mich nicht getötet?», wollte er wissen, den Blick noch immer auf die Waffen gerichtet. Er zog an der Zugschlinge und Liran stolperte auf den muskulösen Leib zu. Jetzt bemerkte er, dass Knie und Schulter mit frischem, feuchtem Lehm bestrichen waren, was wie ein Verband aussah.
    «An dem Steinkreis haben Eure Krieger eine junge Frau angegriffen. Ein sehr feiger Angriff, wie ich sagen muss, denn sie waren sieben zu eins in der Überzahl. Ich frage mich, warum Ihr das getan habt?»
    Der Erdtroll reagierte nicht. Es war Zeit, ein paar Wahrheiten zu sagen. Liran wusste, dass die Trolle darauf schwörten.
    «Ich bin ihr Leibwächter.», sagte er fest und nun sah er eine Regung im Mienenspiel des Trolls. Sie mochten klare Ansagen und sie schätzten Ehre. «Sollte ihr Leid drohen, egal, ob durch Götter oder Trolle, stelle ich mich dazwischen ... und ich werde dafür töten.»
    «Das beantwortet nicht meine Frage: Warum hast Du dann nicht auch mich getötet, Krieger?» Der Erdtroll drehte sich zu ihm um.
    «An dem Steinkreis musste ich so handeln. Es gab nur diesen einen Weg. Aber bei dem Haus, da ahnte ich, dass mehr dahinter steckt. Ihr wart nur als normale Wachen eingeteilt worden. Ich wollte herausfinden, von wem sich die Trolle des Erdclans so herumkommandieren lassen.»
    «Schweig!», brüllte

Weitere Kostenlose Bücher