Die Bestimmung
dann zu einem Erdhaufen zusammen.
Der letzte Troll hielt in seinem Angriff inne, sah ungläubig auf die Überreste seines Anführers, dann auf Liran, zwischen dessen geballten Fingern der Eiszapfen schmolz und in seinen Knöcheln verschwand.
«Sag deinem Häuptling: Wenn er sich nicht heraushält, dann war das hier erst der Anfang.» Liran nahm sein Schwert auf und deutete mit dessen Spitze auf den Troll, der sofort einen Schritt nach hinten machte. «Tut er das nicht, dann herrscht von jetzt an Krieg zwischen der Magierin Enya, ihrem Fian und den Trollen des Erdclans!»
Liran hasste es, solch pompöse Ansprachen zu halten. Sie hatten immer den Beigeschmack eines Herrschers, der seinen Verstand in einem Methorn versenkt hatte. Aber manche Gemüter verstanden nichts anderes. Dazu gehörten auch die Erdtrolle. Sie reagierten nur auf Worte, die so groß und drohend wie sie selbst waren, damit sie deren Tragweite erfassen konnten.
«Ihr würdet so unehrenhaft handeln und mit Magie gegen uns kämpfen?» Offensichtlich hatte der verbliebene Troll gerade darüber nachgedacht, wie es ihm wohl ergehen würde, wenn er diese unglaubliche Botschaft seinem stolzen Häuptling überbringen musste. Der würde toben, bis die Tunnelwände wackelten. Und er würde wissen wollen, ob sich der Überbringer der Nachricht nicht vielleicht hinter einer solchen Behauptung verstecken wollte, weil er am Leben geblieben war.
«Du glaubst gar nicht, wie verdammt egal mir das ist! Wenn sich Euer Häuptling nicht mit seinen Kriegern aus diesem Kampf zurückzieht, werde ich ihm die Magie der Druidin höchstpersönlich in seinen hässlichen Schädel rammen! War das jetzt deutlich genug?»
Der Troll nickte, drehte sich um und verschwand so angemessen und würdevoll wie es ging.
Liran nahm den Tomahawk und steckte ihn in seinen Gürtel. Es war Zeit, wieder zum Haus zurückzukehren. Er hatte erreicht, was er wollte, sogar ein wenig mehr. Die Trolle waren sich oft uneinig. Orom würde jetzt bereits grübeln und Liran hoffte, dass dies einiges Gewicht haben würde. Außerdem hatte er mit recht unmissverständlichen Worten dem Häuptling einen unschönen Tod prophezeit. Der würde natürlich so tun, als hätte ihm ein Wurm den Krieg erklärt, aber Liran wusste, sobald der oberste Anführer einen Moment für sich hatte, in dem er sein Gesicht nicht wahren musste, würde er seine Heilerinnen zu sich rufen und ihnen davon erzählen. Die würden ihm bestätigen, dass er sich mit der mächtigsten Druidin aller Zeiten und ihrem Fian angelegt hatte und dass es unter Umständen doch nicht so klug gewesen war, den Drohungen eines Rätselfinders so blind zu folgen. Im besten Fall gewann Liran Zeit. Mehr brauchte er nicht.
Seine Sinne führten ihn zurück. Es war auch nicht schwer, so aus dem Tunnel in den Garten, genau unter dem Fenster, wieder herauszukommen. Doch kaum hatte er die Erde aus seinen langen Haaren geschüttelt und sich den Dreck abgeklopft, beschlich ihn ein komisches Gefühl. Er schaute nach oben zum Fenster, aus dem er gesprungen war. Es war verschlossen. Kein Licht brannte, das änderte sich auch nicht, als er um das Haus herumging. Ein Anflug von Panik kroch in ihm hoch. Er wusste, es war riskant gewesen, die junge Frau allein zu lassen. Er war sich so sicher gewesen, dass ihr in der Zwischenzeit nichts passieren würde. Er öffnete vorsichtig die Tür, die zum Garten hinausging, und trat ein.
Stumme Dunkelheit umfing ihn. Er konnte riechen, dass sie noch vor kurzem hier gewesen war. Angst oder gar den Geruch anderer Wesen als den schon verblassenden der Trolle nahm er glücklicherweise nicht wahr. Er beruhigte sich ein wenig und stieg leise die Treppe hinauf. Es gab einen Raum, aus dem die Aura der jungen Frau geradezu herausströmte. Ihm fiel ein, dass er nicht einmal ihren Namen wusste. Hatte er überhaupt danach gefragt? Er trat ein und sah sich um. Eine Schlafstätte, eine Truhe, sonst nichts. Er setzte sich und seufzte müde. Was sollte er jetzt tun? Wäre er doch nur in der Nähe geblieben , dachte er, und stand wieder auf. Cäsar lange tot. Mehr als 2000 Jahre vergangen ... er musste die Fäuste ballen, um diese Gedanken zum Schweigen zu bringen.
Was sollte er jetzt tun? Er konnte sie spüren, nur war dieses Gefühl jetzt von Entfernung durchdrungen. Wie viel, das konnte er nicht sagen. Er musste sie wiederfinden und zwar schnell. Aber wie? Er ging nach draußen und blickte in das kleine Tal, auf dem die Dämmerung hockte wie ein
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