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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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etwas ungehobelt zur Sache gegangen. Einer seiner erdigen Begleiter hatte etwas hart zugeschlagen, so dass der Mann nun bewusstlos oder tot am Boden lag, anstatt vor Angst winselnd alles auszuplaudern. Tok hatte ihn umgedreht und seine Kleidung durchwühlt, doch nichts gefunden, außer einer Taschenuhr. Alles andere Brauchbare durften die Trolle mitgehen lassen.
    Tok kannte sich in der Menschenwelt aus. Er hatte an diesem Ding, das sie Computer nannten, einen gelben Zettel entdeckt: Nilah van Arten, Hamburg, stand darauf. Jetzt war es an der Zeit, die Insel zu verlassen. Es kostete zwar Kraft, aber er konnte sich noch immer in einen kleinen Jungen verwandeln. Die Menschen liebten es, wenn kleine Kinder ganz hilflos aussahen. Dann verwandelten sich die meisten von ihnen in harmlose Idioten. Er holte die Figur, die er beim Steinkreis gefunden hatte, aus einem Versteck. Noch wusste er nicht, was er mit ihr anfangen sollte, aber er war sich sicher, dass sie in seinem Besitz besser aufgehoben war als bei irgendjemand anderem. Danach ging er in den Wald und vergrub den Samen erneut. Lange saß er da und flüsterte vor sich hin.
    Und so machte sich Tok auf zu einem Ort, den die Menschen den Flughafen von Shannon nannten. Dass sich dabei etwas in seinem Rücken ebenfalls in Bewegung setzte, fiel dem kleinen Rätselfinder nicht auf. Ein Mann mit einem dunklen Anzug und einem Stückchen Weiß in seinem Kragen.
     

Der alte Fluch
    Liran fühlte sich, als hätte man etwas aus seinem Körper entfernt. Er hätte nicht genau beschreiben können, wo dieses kalte, klaffende Loch gähnte, doch er spürte, dass es in ihm war. Denn es bestimmte von nun an sein gesamtes Denken.
    Als er an dem Turm ankam, dessen Lage seine freigelassene Magie ebenfalls in der letzten Nacht aufgespürt hatte, indem sie der Maschine gefolgt war, da wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte. Der gleiche Geruch hing in der Luft wie in dem Zimmer, in dem das Mädchen fast ertrunken wäre. Und er konnte noch immer frische Trollerde wittern. Anscheinend war seine Warnung nicht sehr ernst genommen worden. Aber es war noch etwas anderes in dem Geruch, das ihn schaudern, ja, vorsichtig sein ließ. In der Nähe dieses Hauses spürte er etwas, das weitaus verwirrender war als Erdtrolle. Liran nahm Schwert und Tomahawk in die Hand und spähte flach atmend in die Dunkelheit. Er konnte es nicht riskieren, erneut in eine Falle zu laufen. Der ‚Besuch‘ bei den Trollen war so geplant gewesen, aber nun musste er weitsichtig handeln. Er isolierte einen seiner Sinne und ging keuchend in die Knie. Der Schmerz war viel schlimmer als beim letzten Mal. Er meinte, dass etwas in seinem Körper Platz machte und die Magie hindurchließ, wenn auch widerwillig. Er spürte Freude, aber auch Trauer. Akzeptanz und dann sogar stille Wut.
    Als Liran wieder aufsah, erwiderte jemand seinen Blick. Er streckte die Hand aus, doch das Wesen wich zurück, aber nur einen winzigen Schritt. Es schien neugierig und ängstlich zugleich. Dann hörte Liran, wie es an seiner Hand schnupperte, und einen Augenblick später spürte er etwas Nasses und Raues an seinen Fingerkuppen.
    «Hast Du einen Namen?», fragte Liran ganz leise.
    «Ich bin Ihad», antwortete das Wesen ebenso leise. «Und ich teile Deine Sorge. Etwas Kaltes war oder ist noch hier. Etwas, das aus dem Herzen des gefürchteten Abtrünnigen stammt, den manche jetzt den Einzigen nennen.»
    Diese Bezeichnung war Liran neu. Wusste die Magie, die die Druidin in ihn hatte fließen lassen, etwa mehr als er selbst? Es war ohnehin seltsam, sich mit dieser Magie den eigenen Körper zu teilen, und wenn er diesen Zauber rief, hörte er manchmal Echos oder spürte Empfindungen, die nicht die seinen waren. Er wollte gern mehr erfahren, aber er musste Entscheidungen treffen, auch wenn es ihm nicht passte.
    «Sei vorsichtig!», flüsterte Liran.
    Das Wesen verschwand lautlos. Liran sah für einen Bruchteil etwas, das wie graues Fell schimmerte und leichtfüßig über die Mauer sprang. Seine Hand kribbelte noch immer, dort wo die Magie herausgeströmt war. Wieder und wieder griff er um den Schaft der Axt und versuchte, nicht nachzudenken. Er spürte die Entfernung zu dem Zauber. Obwohl er ihn losgelassen hatte, bestand weiterhin eine Verbindung zu ihm. Es war eine ganz andere als beim ersten Mal. Diese hier war viel intensiver. Plötzlich stubste ihn etwas von hinten an.
    «Sie sind nicht mehr hier! Es riecht nach Torffeuer, Hass und Blut und jemand

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