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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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ihm auf der Zunge brannten.
    «Du hast sicher ein paar Fragen», krächzte Atticus, bückte sich und hob etwas auf, das er liebevoll vom Schmutz befreite und dann in ein Regal stellte.
    «Woher kennst Du mich?», fragte Liran.
    «Ich brauche jetzt erstmal einen schönen heißen Tee», war die Antwort von Atticus. «Willst Du auch einen?»
    Und dann saßen sie in einem Raum, den der Mann eine Küche nannte. Er machte Wasser in einem silbernen Bottich rasend schnell heiß und hängte seltsame Beutel in zwei kleine Krüge.
    «Dich beeindruckt all das gar nicht?», fragte Atticus, als er etwas krümeliges Weißes in seinen Krug fallen ließ, das er Zucker nannte. Liran sah ihn an und roch an dem Gebräu vor seiner Nase. Es roch wie eine Heilpflanze, stechend und scharf.
    «Pfefferminze!» sagte Atticus. «Gut, wenn man einen richtig grausamen Tag hatte. Wenn ich mir Deine Lippe so ansehe, war Deiner auch nicht besonders fröhlich.»
    Liran nippte. Es schmeckte grauenhaft. Er lächelte. Dann erzählte Atticus Finch erneut. Und dieses Mal verstand Liran weitaus mehr.
    Der Mann war in einem Dorf geboren, das man Cork nannte. Er hatte schon früh seine Liebe zu jedem Steinkreis, den er finden konnte, entdeckt und somit zu der Geschichte seines Landes, die dann in eine Vorliebe zu ihren Sprachen umschlug. Er war an die Universität von Dublin gegangen. Liran kannte beide Orte nicht, was ihm aber nicht das Geringste ausmachte. Er hörte einfach zu. Atticus war das mittlere Kind von Dreien. Schon immer hatte er nach alten Geschichten und Legenden gesucht. Da die irischen Vorfahren und die Kelten keine Schrift benutzt hatten, jedenfalls nicht offiziell, wurden alle Dinge, deren Bedeutung groß genug war, in Verse gefasst zu werden, mündlich weitergegeben. Genau diesen Versen habe er aufgelauert, sie verfolgt und in jedem Winkel des Landes nachgespürt. Dabei sei er auf eine Geschichte gestoßen, die ihn bis heute elektrisiere. Die eines Mannes, der von einer mächtigen Druidin in ein zeitloses Wesen verwandelt worden sei, um etwas zu beschützen, das von solcher Wichtigkeit zu sein schien, dass es nicht nur die hier existierende Welt betreffe, sondern alle anderen auch. Ein Krieger, der das Meer in seinen Adern habe, weil dieses gleichzeitig in seinem Namen schlafe, ein Mann, der ...
    Liran hob den Arm, um dem Ganzen endlich Einhalt zu gebieten. Atticus verstummte und lächelte sanft. «Und nun sitzt dieser Mann vor mir und findet meinen Pfefferminztee ganz schrecklich – es ist wunderbar!»
    Es spielte keine Rolle, wie die Geschichte bis hierher gelangt war. Es änderte nicht das Geringste daran, warum er hier war, dachte Liran. Das alles war nur Wind und Rauch. Er musste Nilah beschützen! Das war alles, was wirklich zählte.
    «Ich muss zu ihr, so schnell es geht», flüsterte er.
    «Das dürfte schwierig werden», sagte Atticus.
    «Warum?»
    «Die Welt ist nicht mehr jene, die Du kanntest. Das ist sie schon lange nicht mehr. Sie ist wieder zu Hause in Hamburg!»
    «Ham ... burg?»
    «Eine weit entfernte Stadt in einem anderen Land, das Deutschland heißt. Es liegt jenseits des Kanals. Früher hieß es Germanien!»
    Liran sprang auf und stieß den Krug mit dem Tee um. Sein Herz schlug hart und das Loch, das er fühlte, wurde mit einem Mal zu einem rabenschwarzen See.
    «Was ist denn jetzt los», stieß Atticus hervor und presste ein Geschirrhandtuch auf den verschütteten Tee.
    «Ich kann diese Insel nicht verlassen!», erwiderte Liran aufgebracht.
    «Was soll das heißen?»
    «Deine Geschichte von dem Krieger, der durch die Zeit gewandert ist, ist wahr», sagte Liran. «Aber es bindet ihn auch ein sehr alter und wie ich jetzt verstehe, sehr verschlagener, rachsüchtiger Fluch an diese Erde. Verlasse ich diese Insel, verlasse ich damit mein Leben.»
    «Verdammt!», zischte Atticus.
     

Internet
    Google: Anam , tippte Nilah ein, den Rest wusste sie nicht mehr und auch nicht, ob sie es richtig geschrieben hatte. Sie schrieb das Wort einfach so, wie es sich angehört hatte. Als sie auf ' Suchen' klickte, passierte nicht viel. Das Erste, was die Suchmaschine anzeigte, war der Link zu amazon.de. Ein gewisser John O´Donohue hatte ein Buch verfasst, das Anam Ċara hieß. Ein Werk über keltische Weisheiten. Sie las sich den Klappentext durch und erfuhr, dass Anam das gälische Wort für Seele war und Ċara (das man Tschara aussprach) Freund bedeutete. Zusammengesetzt war Anam Ċara also die keltische Bezeichnung für

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