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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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schläfrig. Sie boxte ein Kissen beiseite, nahm eine Wolldecke und schon bald döste sie ein. Seit sie aus Irland zurück waren, war sie irgendwie müder, schlaffer – wie ausgebrannt. Und dann glitt sie in einen Traum hinein, der wie ein schabendes, wühlendes Tier alles wieder zurück in die Unwirklichkeit zerrte.
     
     

Richtung Süden
    Sie hatten gestritten, heftig sogar. Doch Liran blieb bei seiner Meinung und Atticus Finch gab es zunehmend auf, ihn umstimmen zu wollen, auch wenn der Krieger merkte, wie sehr Atticus darunter litt.
    Seit Liran einen schmutzigen Daumenabdruck auf einem Stück Papier entdeckt hatte, war er außer sich vor Sorge. Ihad lief draußen weiter Patrouille. Der Krieger fühlte sich wie eingesperrt. Es war eindeutig, wer hier gewesen war. Erdtrolle und dieser kleine Wicht mit den orangen Augen. Und sie wussten jetzt, wo Nilah war. Um die Trolle machte er sich keine Sorgen, die würden nicht mal einen Zeh ins Wasser halten, geschweige denn auf ein Schiff gehen, aber ihm wollte es nicht gelingen, hinter den Plan dieses Rätselfinders zu kommen. Orom hatte gesagt, er handele im Auftrag des Einzigen . Wenn das der Wahrheit entsprach, musste Liran so schnell es ging zu Nilah gelangen. Ansonsten war alles verloren, die gesamte Welt mit eingeschlossen.
    Atticus hatte etwas von einem Flughafen erzählt. Er würde sie beide mit dem Auto in dieses Dublin fahren.Irgendwie würde er sie schon in ein Flugzeug bekommen und nach Hamburg fliegen. Fliegen. Liran konnte nicht glauben, was er da hörte. Er lehnte es ab. Zwischendurch versuchte Atticus immer wieder, Nilah mit einem so genannten Handy zu erreichen. Ein kleiner flach aussehender Stein, mit dem man von einem Ende der Welt bis zum anderen miteinander sprechen konnte. Liran schwirrte der Kopf. Schon Enyas Künste hatten ihn verwirrt, aber was hier geschah, das war einfach zu viel, um es zu verstehen.
    Doch anscheinend klappte die Verbindung nicht. Finch setzte sich auch an dieses Ding, das Computer hieß. Er tippte auf die mit Schriftzeichen versehenen kleinen eckigen Kiesel. Dabei erklärte er, das wäre dasselbe Prinzip wie mit dem Telefon, nur eben mit geschriebenen Worten. Doch sooft er auch in sein Postfach schaute, es kam keine Antwort.
    Liran rechnete bereits mit dem Schlimmsten, und so brach er kurz nach der Dämmerung endlich auf.
    «Was hast Du vor?», rief Atticus. «Nach Hamburg laufen?»
    «Irgendetwas wird mir schon einfallen. So war es immer. Ich hoffe es jedenfalls», beharrte Liran, während er seine Waffen verstaute. Atticus hatte sie sich ausführlich und staunend angesehen, bis Liran sie ihm weggenommen hatte. Er brauchte sie noch. Außerdem hatte er ihn mit Fragen gelöchert und resigniert die Hände an den Kopf geklatscht, wenn Liran verschwieg, wo er den Tomahawk herhatte. Es war wirklich an der Zeit zu gehen, sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren, auch wenn er den weisen, charismatischen Mann mochte.
    «Ich kann Dich mit dem Auto fahren. Hör mal, Du kannst doch nicht bis zur Küste rennen. Die Insel, die Du mal gekannt hast, gibt es nicht mehr. Hier gibt es jetzt Städte, Straßen, Dörfer, Unmengen von Mauern und Weiden. Orientierungslose Touristen fahren mit Leihwagen umher. Was ist, wenn Dir etwas passiert?»
    «Atticus, Sohn von ...» Sein Gegenüber nannte den Namen. «Sohn von Brandan und Isabell», sagte Liran und trat an den Mann heran. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihm tief in die Augen. «Nilah hat Dir etwas gegeben, das Du übersetzen sollst, und wenn es von ihr kommt, dann ist es mehr als wichtig. Das ist Deine Aufgabe! Mir werden bald Kreaturen auf den Fersen sein, gegen die sind die Trolle gar nichts. Sie werden Dich töten, wenn Du bei mir bleibst, einfach so, weil sie Spaß daran haben.»
    Atticus schluckte schwer. In seinen Augen konnte der Krieger sehen, dass der Schock von dem Überfall noch tief saß. Die Platzwunde am Kopf hatte Liran vernäht. Das hatte er von seiner Mutter gelernt, ebenso wie das Kämpfen. Er hatte auch ein paar Kräuter gesammelt und kurz aufgekocht, wobei ihn der Herd erneut zum Staunen gebracht hatte, und sie dann auf die Wunde gepresst und verbunden. Atticus war zweifelsohne mutig, aber nicht lebensmüde. Er war ein Mann der Worte und des Wissens, nicht für den Kampf geeignet.
    Ihad tänzelte aufgeregt umher. Immer wieder hob er witternd die Nase in den Wind, senkte den Kopf und wackelte mit den Ohren. Es schien, als wollten seine schlanken Beine

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