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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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ein wenig, um ihn restlos zu beruhigen. Sie erzählte nicht alles, das eine oder andere um ein paar Ecken, und Atticus war schlau genug zu merken, dass man solche Dinge nicht unbedingt am Telefon erzählte. Sie versprach, sich sofort zu melden, wenn es etwas Neues gab, und Atticus versprach, nun, da er sie wohlbehalten wisse, sich auch endlich in Ruhe an die Noten machen zu können, wobei er das Wort Noten ein wenig zu sehr nicht betonte.
    Verärgert stellte Nilah fest, dass einfach viel zu viel passierte, um noch den Überblick zu behalten, und ging wieder nach unten, denn da war zur Zeit ihr emotionaler Mittelpunkt. Ihre Familie. Und die war seit gestern Nacht auf die Zahl Drei erweitert worden.
     

Dunkelseele
    A´kir Sunabru spürte die unbändige Gewalt und das erhitzte Blut in dieser neuen alten Welt. Sie war noch immer die treibende Kraft allen diesseitigen Seins.
    Soviel Zeit hatte der Wind davongetragen. Sein kalter Blick streifte über das aufgewühlte Meer, jenem Element, mit dem sein Weg einst begonnen und so bald wieder geendet hatte. Die Götter hatten ihm in einem anderen Leben mit ihren gleißenden Fingern das Fleisch von seiner Seele gerissen. Doch er war nicht in ihrem Staub verreckt und auch nicht liegen geblieben. Er war wieder auferstanden und danach flohen sie in Angst über die unendlichen Himmel. Ihr einstiges göttliches Wirken, nur noch Irrlichter der Vergangenheit. Sie hatten die Berechtigung ihres Daseins schon seit langem eingebüßt.
    A´kir Sunabru sah sich selbst. Er beobachtete sich selbst. Den zersplitterten Kreis. Mit dem Mann zwischen sich, der er war, und dem Mann, der zu sein er beabsichtigte. Sie alle standen in einem Sog, einem Mahlstrom des Willens, der unaufhörlich alle drei Seelen in sich hineinfraß, bis sie endlich zu dem werden würden, was sie so sehr verzehrte.
    So groß war seine Macht einst gewesen und doch war sie so kurz vor dem Ziel gebrochen worden. Dieser Tag, diese Stunde der Niederlage, lag noch immer wie eine nässende Brandnarbe auf seinem Herzen. Er hatte es nicht vergessen. Wie auch. Wie vergessen, eingesperrt und lebendig begraben in jenen Fluten, die schon das Echo seines allerersten Schreis erstickt hatten?
    Warum war er noch hier? Die Linie war mit dem Tod der alten Frau im Tal unterbrochen worden, dennoch hielt ihn etwas auf dieser Insel. Nicht der Verstand, nicht die Logik, die drängte, sich den nächsten Zweig vorzunehmen, den der Baum des Rätselfinders ihm zeigte. Noch hatten sie es nicht geschafft, alle jene Verästelungen herzustellen, die durch alte Magie geschützt waren. Sie blieben weiter durchsichtig, gestaltlos. Und er, der Mächtigste, hatte noch nicht die Energie heraufbeschwören können, den Bann zu brechen. Zuviel Kraft hatte es ihn gekostet, dort unten am Grund des Meeres am Leben zu bleiben.
    Hatte er sie unterschätzt? Hatte er geglaubt, sie würden nicht alles daransetzen, jene zu verschleiern, die das Blut der Wahrheit weitertrugen? Ja, er hatte Fehler gemacht. Er hatte sich so stark, so unverwundbar gefühlt, mit Kreaturen an seiner Seite, denen kein Normalsterblicher gewachsen sein sollte. Doch diese Fianna und ihre Entschlossenheit hatte er nicht vorhergesehen. Nie zuvor hatte er Krieger mit solcher Inbrunst kämpfen sehen. Die Welt hätten sie erobern können, wenn sie es gewollt hätten. Und der Kopf dieser unsäglichen Schlange war der Schlimmste von ihnen gewesen. Jener Mann, der ... Sunabru knurrte in die Nacht, als er daran dachte, und erneut spürte er den Schmerz, der seinen rechten Arm wie eine Flamme einhüllte.
    Noch immer gellte der Schrei dieses Mannes in seinen Gedanken. Ein Schrei, bei dem man seine Bestimmung erkennt und danach handelt, egal ob der Wind selbst ihn danach mit sich nimmt. So klang er noch immer in seinen Ohren. Der Schrei!
    Sunabru sah hinauf zu den Sternen. Sein blutrotes Haar flatterte ihm um die Schultern, die so vieles tragen mussten. Das war es! Er hatte einen fernen Schrei über das Land rollen hören. Unmenschlich, leidend, wie aus mehreren Kehlen gleichzeitig, voller Pein ... und Magie.
    Hinter ihm schabte jemand mit dem Fuß über den Steinboden. Aufgeregt schien der Diener zu sein, doch Sunabru drehte sich nicht gleich um. Er bestimmte, wann jemand zu ihm sprach.
    «Was?», zischte er nach einer Weile, von der er wusste, dass sie die Kreatur hinter ihm in den Wahnsinn trieb. Seine Wesen waren so voller Tatendrang, Vorteil und Nachteil zugleich. Etwas Metallisches fiel zu Boden. A´kir

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