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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Dafür durfte er keinen Blick haben. Es gab nur eines, das wichtig war. Der Schutz von Nilah. Dies und Sunabru ausschalten, ohne ihn dabei zu töten. Nur, wie sollte er das anstellen? Gedankenverloren wusch er seine Haare. Sie tötete keine Tiere. Er schmunzelte. Kein Wunder, dass sie in dieser Blutlinie war.
    Es war nicht nur das Fieber gewesen, das seine Muskeln so verspannt hatte. Er hatte auf etwas viel zu Weichem herumgelegen. Er würde ab jetzt besser draußen schlafen. Da konnte er auch alles im Auge behalten. Doch zuerst brauchte er Waffen. Und allein das würde fast unmöglich sein. Er legte sich zurück, und die Flammen auf seiner Haut dampften die letzten Knoten aus seinen Muskeln. Nur noch einen Moment entspannen. Es war sinnlos, wenn er kopflos handelte.
    Und nun seid ihr dran , dachte er grinsend und blickte auf seine Füße. Ich kann nämlich auch mit einem Bein auf meiner Insel stehen.
     

Auf dem Weg
    Die Menschenwelt war herrlich. Tok hatte noch nie so viel Schwachsinnige auf einem Haufen gesehen. Wie einfach es gewesen war, die verdammte Insel zu verlassen. Ihm ging diese frische Luft sowieso auf die Nerven.
    Er war am Flughafen herumgeschlichen, hatte einen Koffer gesucht, auf dem Hamburg stand, den Inhalt herausgenommen und war dann selbst hineingestiegen. Er war ein bisschen herumgeschüttelt worden, irgendwann taten ihm seine Ohren weh, als stopfe jemand etwas hinein, aber ruckzuck war er am Ziel. Nur am falschen Ort. Er war in London gelandet. Waren die Menschen denn so dämlich, dass sie ihr Zuhause nicht fanden?
    Schon auf dem Flug hatte sich Tok ein wenig wie lebendig begraben gefühlt, doch das war ja nichts Neues für ihn, und so hatte er Zeit gehabt, sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. A´kir Sunabru wusste nicht, wo das Mädchen war. Wenn er schlau war, und das war er leider, dann würde er Toks Verschwinden als das deuten, was es war. Fahnenflucht. Würde er die Familie in Ruhe lassen? Ja , dachte Tok, denn das Mädchen war sein einziges Druckmittel. Der Einzige würde nicht wollen, dass Tok ihr ein paar Dinge erzählte, die ihm gar nicht gut bekommen würden. Das würde seine Familie vorerst schützen. Allerdings nur, solange Tok seinen Vorsprung behalten konnte.
    In London kraxelte er also mit seinem Messer aus dem Koffer und fand sich auf einem Förderband wieder, in einer riesigen Halle voller Förderbänder, und auf allen waren Koffer. Doch Tok wäre kein Rätselfinder, wenn er nicht wüsste, wie es weiterginge. So kam er schließlich dort wieder an, wo er schon einmal eingecheckt hatte. An der Gepäckabgabestelle. Niemand beachtete diesen freundlich aussehenden Jungen, der so herzzerreißend schauen konnte. Die Leute lächelten freundlich zurück, wenn er an den Zetteln der Koffer herumfummelte und nach der richtigen Stadt Ausschau hielt. Eine dicke Frau gab ihm sogar etwas Süßes aus ihrer Handtasche. Es schmeckte schrecklich.
    Tok wagte den zweiten Anlauf, auch wenn er viel Zeit verloren hatte. Diesmal verpufften die Reiseutensilien einer gewissen Uschi Schlöndorf aus Hamburg-Blankenese. In Sekunden waren ihre schönen Kleider und ihre exquisiten Souvenirs zu Staub zerfallen, wurden durch einen kleinen, dreckigen Rätselfinder ersetzt, der es sich im Hartschalenkoffer gemütlich machte und in einen kleinen verzierten Spiegel kicherte, den er aus rein sentimentalen Gründen verschont hatte.
    Er roch es an der Luft, dass er in der richtigen Stadt war. Es war ein geradezu schicksalsträchtiger Duft, der ihm in die lange Nase stieg und sie zum Wippen brachte. Tok verließ sein Transportmittel.
    Die Städte der Menschen waren alle gleich. Ein einziges Gewusel von sehr beschäftigten Leuten, die ständig irgendwo hin mussten.
    Er fand die wütende Uschi wieder, die gerade mit dem nun viel zu leichten Koffer einen Angestellten der Fluglinie dafür verantwortlich machte. Tok beschloss, der armen Uschi den Tag zu versüßen. Er riss sich mit angehaltener Luft ein paar Ohrenhaare heraus und marschierte zielstrebig auf Uschi und den Mann, der neben ihr stand, zu. Beide waren groß, aber er sah aus wie ein Belagerungsturm mit Schnauzbart. Unter Tränen begann Tok, eine verzweifelte Geschichte zu spinnen, und während der Mann, der eine dieser Sehhilfen auf der Nase trug, ihn misstrauisch musterte, hatte er die Frau schon auf der Hälfte der Lügenstrecke im Sack. Die entsprechende Straße hatte er aus dem Telefonbuch. Er durfte mitfahren und ach, was sei es für ein

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