Die Bettelmoenche aus Atlantis
hätte ein Kanarienvogel Schluckauf – und das angewählte Telefon in Kopenhagen bleibt stumm. Kein Telefonläuten also. Deshalb merkt der Telefonbesitzer in Kopenhagen auch nicht, dass sein Apparat von jetzt an über ein kleines Spezialmikrofon jedes Wort überträgt. Zu dem Spion in Rom. Stark, was! Tja, und es gibt sogar schon Minispione, die man mit einem Luftgewehr einen Kilometer weit verschießen kann. Wenn man die richtige Stelle trifft, senden sie von dort aus alles, was man hören will.«
»Donnerwetter!« Klößchen war hingerissen. »Aber zu dem Trick mit dem Telefon hätte ich noch eine Frage: Funktioniert das nur zwischen Rom und Kopenhagen?«
Karl verdrehte die Augen. »Nein, Willi! Himmel, man merkt wirklich, dass du in Physik ein Blindgänger bist. Es funktioniert auch zwischen Hintertupfingen und Kleinposemuckel –vorausgesetzt in diesen Weltstädten befinden sich Telefone.«
»Aha!«, sagte Klößchen. »Gut, das zu wissen. Ich werde meinem Vater raten, sein Telefon unter einen Kaffeewärmer zu stellen – oder in den Geldschrank. Sonst erfolgt am Ende noch ein Lauschangriff und die Konkurrenz erfährt unsere besten Schokoladenrezepte.«
»Solange du eure gesamte Produktion selber isst«, lachte Tarzan, »spielt das doch keine Rolle.«
Gaby piekte Tarzan den Zeigefinger in die Rippen. »Aber wie stellst du dir einen Lauschangriff vor? Hast du einen Minispion?«
»Ich nicht. Aber Roderich Becker aus der 10c hat so ein Ding. Der würde es mir überlassen. Es ist ein kleiner Sender, nicht größer als ein Kaugummipäckchen, wiegt ganze 14 Gramm. Eine Batterie ist eingelegt. Sie arbeitet 30 Stunden. Das Ding sendet etwa 100 Meter weit. Als Empfänger dient ein ganz normales UKW-Radio. Nebenbei: Man benutzt die von Rundfunksendern nicht gebrauchten Frequenzen zwischen 100 und 108 Megahertz. Das Radio ist mit einem Mini-Tonbandgerät gekoppelt. Das zeichnet während der 30 Stunden alles auf, was empfangen wird. Man braucht also nicht mit gespitzten Ohren daneben zu hocken. So eine Anlage ist im Grunde recht simpel. Sie hat natürlich den Nachteil, dass andere mithören können – sobald sie auf ihrem Radio die richtige Frequenz erwischen. Witzigerweise kann das sogar der Belauschte selbst – falls er mit seinem Radio die entsprechenden Frequenzen absucht und gleichzeitig sabbelt.«
»Man merkt es«, sagte Klößchen: »Mathe und Physik sehr gut. Schade nur, dass du in Sport so schwach bist.«
Alle lachten. Denn Tarzans Ruf als Supersportler hatte sich nicht nur hier in der Schule herumgesprochen.
»Radio und Mini-Tonbandgerät stehen also im Wald und empfangen«, sagte Gaby. »So weit alles sehr schön. Aberdeine 14-Gramm-Wanze müsste ins Landhaus hinein – wenn ich das alles richtig verstanden habe. Willst du sie durchs Fenster werfen? Stell dir vor, du triffst einen der armen, armen Bettelmönche am Kopf!«
»Wäre schade um die Wanze«, lachte Tarzan. »Außerdem sollte sie an einem ausgesuchten Ort versteckt werden – dort, wo wirklich Gespräche stattfinden.«
»Also nicht auf dem Örtchen?«, meinte Willi.
»Dort finden höchstens Selbstgespräche statt«, rief Karl. »Wer weiß – vielleicht sind sie bei Bettelmönchen aufschlussreich. Aber mal ernsthaft«, wandte er sich an Tarzan, »wie wollen wir die Wanze ins Haus bringen?«
»Reinschmuggeln, natürlich. Ich stell mir das so vor: Ich verkleide mich als Installateur (Fachmann für das Anbringen sanitärer Anlagen) – als Installateurlehrling, meine ich. Mit Arbeitskleidung, also Gerätetasche und so weiter. Ich radle zum Landhaus und erkläre, ich käme von der Firma ›Leitungsrohr und Bruch‹ und müsse die betagten Anlagen im Haus überprüfen. Bei der Gelegenheit komme ich in fast alle Räume. Da bieten sich zig Gelegenheiten, die Wanze hinterm Schrank an die Wand zu kleben – im Konferenzraum, zum Beispiel. Falls sie den haben.«
»Viel zu gefährlich!«, rief Gaby. »Das kannst du nicht riskieren. Fünf Bettelmönche kennen dich: Grombali, Argoub, Salwa, Thibar und Jeli.«
»Grombali, Argoub und Jeli sind Fußvolk. Die werden tagsüber zum Betteln über Land beziehungsweise in die Stadt gescheucht. Salwa und Thibar scheinen – nach allem, was du von deinem Vater, Gaby, über die erste Vernehmung der Bettelmönche weist – die Bosse zu sein. Bäumler hat sie Unterhäuptlinge genannt. Wie ist der richtige Titel?«
»Aufseher«, sagte Gaby.
»Die beiden Aufseher liegen also vermutlich im Landhaus auf der faulen
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