Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)
mehr als ein Hobby.
Es war eine Ironie des Schicksals, dass Großmutter erst hatte sterben müssen, bevor Marnie ihre Worte begriff.
Bis zum Anschlag leben.
Der Klotz in ihrer Brust riss sie fast zu Boden. Sie lehnte sich vor und presste die Fäuste fest an den Busen. Jeder Atemzug schmerzte.
»Ich mach’s, Großmama. Ich verspreche es.«
Sie wusste nicht, wie sie es anstellen sollte oder wann. Aber Großmama hätte stolz sein können. Und sie würde es nicht nur für ihre geliebte Großmutter tun, sondern auch für sich selbst. Mit siebenundzwanzig war man nicht zu alt für eine Veränderung.
Sie hatte genug von Martha Washburn in sich, um zu wissen, dass es Hoffnung gab. Sie würde »Leben« in Großbuchstaben schreiben, zeichnen und malen und mit beiden Händen nach dem Abenteuer greifen.
Leben , nicht nur existieren.
Ein Schluchzen schüttelte sie.
Sie wollte alles nachholen, was sie versäumt hatte. Weil sie es sich leicht gemacht hatte. Weil sie sich von anderen hatte sagen lassen, wer und was sie war.
Marnie schluchzte wieder.
Sie vermisste Großmama so sehr. Sie brauchte sie jetzt. Sie wollte sie bei sich haben.
Großmutter und sie hatten beide die Wildnis geliebt, die Familie und die traditionellen Werte. Vielleicht hatten sie auch den Wagemut gemein.
Unkontrolliert und schmerzhaft strömten die Tränen heraus, als wollten sie nie mehr versiegen, und ließen die Landschaft verschwimmen.
Sie versuchte erst gar nicht, aufzuhören.
Großmama war ihr ein Leben lang Mutter und Freundin gewesen. Ein Leben ohne Martha Washburn war unvorstellbar. Sie unterdrückte ein Schluchzen, doch dann ließ sie sich gehen. Die Tränen liefen ihr heiß über die kalten Wangen. Sie hatte die ganzen fünf Wochen nicht weinen können, der Schmerz war zu groß gewesen. Jetzt brach alles heraus.
Dabei weinte sie normalerweise so leicht. Ein blöder Werbespot, ein Baby oder ein Sonnenuntergang reichten schon, ihr das Wasser in die Augen zu treiben. Aber richtig Heulen war etwas anderes. Sie sabberte, schniefte und kriegte Schluckauf. Die Nase lief, das Gesicht war rot und geschwollen. Sie war dankbar, dass nur ein Eichhörnchen Zeuge ihres Weinkrampfs war.
Sie erheulte sich eine verstopfte Nase und verschwollene Lider. Dann fühlte sie sich besser. Sie stand auf und lief um das zerstörte Blockhaus herum. Sie berührte das Holz mit den Fingerspitzen, erinnerte sich an Großmutters weise Worte und die vielen Lektionen, die sie hier oben gelernt hatte - und an das Lachen, das das Häuschen erfüllt hatte. Sie verabschiedete sich ein letztes Mal. Nur vom Blockhaus. Großmutter würde immer in ihrem Herzen sein.
Marnie stieg wie neu geboren wieder den Hang hinauf.
Auf dem Rückweg zur Hütte überlegte sie, was Großmutter, die immer ein Herz für Herumtreiber gehabt hatte, von Jake gehalten hätte. Sie hätte ihn vermutlich in die Familie aufgenommen und wie einen ihrer Jungs behandelt. Außerdem war sie eine Kennerin gewesen, was gut aussehende Männer anging. Wie ihm die langen, dunklen Haare auf die Schultern fielen, hätte ihr gefallen. Sie hätte die wachsamen, blauen Augen gemocht und die langen Beine. Sie hätte seine Hilfsbereitschaft und seine starke geschätzt. Und sie hätte, genau wie ihre Enkelin, hinter seiner Ruppigkeit den Wunsch nach einem Freund vermutet.
Und was hätte sie dazu gesagt, dass ich ihm an die Wäsche gegangen bin? Dieser Mangel an Finesse! Marnie zog eine Grimasse. Zugegeben, etwas zu forsch für den ersten Tag in freier Wildbahn. Aber da war diese Anziehung gewesen. Und noch nicht einmal Jake konnte das bestreiten.
Tatsache war, Jake Dolan war im Augenblick eine Nummer zu groß für sie. Sie hatte gar nicht die Zeit, einen Mann mit Sexappeal in ihre Pläne einzubauen. Jedenfalls im Moment nicht. Sie musste erst wissen, was sie von sich selbst zu halten hatte, bevor sie herausfand, was er von ihr hielt.
Sie seufzte. Wieder mal typisch, mit der größten Herausforderung anzufangen. Ihr Atem zerstob zu Nebel, als sie sich zwischen den Bäumen hindurch den Hang hinaufarbeitete. Die säuselnde Brise und die rauschenden Blätter beruhigten sie wie immer. Die frische, pinienduftende Luft füllte ihre Lungen, und die Muskeln arbeiteten wohltuend.
Falls er sich durchsetzte, war sie bei Anbruch der Abenddämmerung fort. Was vermutlich das Beste für sie beide war.
Aber der Gedanke ihn zu sehen, ließ ihr Herz vor Freude hüpfen.
Sie riss schnell die Tür der Hütte auf, aber Duchess und er
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