Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Tranent.
Ein Fall für die Klapsmühle! Die muss dement sein!
Es regnete in Strömen, als er sich in das überfüllte Wartehäuschen an der Bushaltestelle quetschte. Der Bus kam nach kurzer Zeit, aber Brian war zu kaputt und mit den Nerven runter, um sich durch das Menschenknäuel durch zum Bus zu drängen. So trottete er lieber niedergeschlagen in den prasselnden Regen raus und hielt ein Taxi an, das länger brauchte, als er gedacht hatte, um den Bus zu überholen, damit er einsteigen und zurück nach Edinburgh fahren konnte.
Zu Hause aß er seinen Nachmittagsimbiss und saß dann in kläglichem Schweigen vor dem Fernseher, während Joyce ihm von ihrem Tag erzählte. Es war schrecklich. Er fühlte sich elend und zittrig, er hatte hämmernde Kopfschmerzen, die mal von der einen, mal von der anderen Schläfe auszugehen schienen, und bekam schwer Luft. Seine Nerven waren gespannt wie Klaviersaiten. Wenn er sich einigermaßen erholt hatte, würde er nach oben gehen, Harvest Moon spielen. Aber das war ja so riskant …
Muffy … Ich will sie unbedingt ficken … nein nein nein, na we nigstens ist sie nicht real wie Lucy und … und dann diese widerliche alte Hexe heute … das ist so gemein … bitte nicht …
Aber einfach ein bisschen Fernsehen wär schön, ein bisschen Fernsehen in vollkommenem Schweigen. … Konnte seine Mutter nicht einmal still sein? Warum hörte sie nie auf zu reden?
Und Joyce erzählte weiter. Ihr Gerede bohrte sich in seinen Schädel und wurde zu einem weiteren Folterinstrument für seine zermürbte Seele.
– … bloß ein paar Schallplattengutscheine für Carolines Geburtstag. Ich habe einen reizenden Sweater gesehen, der ihr bestimmt toll stehen würde, aber sie kauft sich ihre Sachen ja lieber selbst, da kann sie ein echtes Prinzesschen sein, wenn man versucht, ihr was zum Anziehen zu kaufen … was meinst du, Brian?
– Aye …
– … oder vielleicht lieber Büchergutscheine statt Plattengutscheine. Sie hat ohnehin schon genug CD s, und Bücher wärn auch viel nützlicher für sie bei ihrem Studium … dein Vater hat immer gerne gelesen. Also, was meinst du, Brian, Büchergutscheine oder Plattengutscheine, sag ehrlich!
– Das ist mir schnuppe! Lass mich in Ruhe fernsehen! Bitte!, brüllte Kibby.
Joyce duckte sich und schaute ihn an wie das letzte Hundebaby eines Wurfs im Schaufenster einer Tierhandlung. Kibbys Wut verflog, als er den Kummer in den Augen seiner Mutter sah.
Das betretene Schweigen wurde durch ein schrilles Klingeln beendet, das Brian Kibby fast aus der Haut fahren ließ. Auch Joyce erschrak. Dann stand sie auf, froh über die Unterbrechung, um zur Tür zu gehen. Als sie zurückkam, brachte sie eine Gestalt in Sweatshirt und Parka mit. Es war Ian.
Er ist gekommen, um sich wegen Birmingham abzusprechen.
– Hört mal, sagte Joyce, – ich spring mal schnell die Straße runter und schau bei Elspeth und ihrem neuen Baby rein. Ihr zwei habt euch sicher viel zu erzählen.
– Prima, sagte Kibby und warf seiner Mutter einen entschuldigenden Blick wegen seines Ausbruchs vorhin zu.
– Ach ja, ich find, das mit dem Büchergutschein ist eine gute Idee, Mum.
– Gut, Junge, sagte Joyce, von grenzenloser Liebe überflutet. Der Ärmste war krank, und sie musste immerzu reden. Na ja, jetzt war ja Ian hier und würde den Jungen ein bisschen aufheitern.
Ian und Brian sahen sich steif und nervös an, bis sie hörten, wie nach der Wohnzimmertür auch die Haustür ins Schloss fiel.
– Ian … ich …, begann Kibby. Ian brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
– Hör erst mal mir zu, Brian. Hör dir bitte erst mal an, was ich zu sagen hab.
Er war so eindringlich und ernst, dass Brian Kibby nur zustimmend nicken konnte.
– Wenn man hier aufwächst, in einer Stadt wie dieser … in einem Land wie Schottland … das ist für Menschen wie uns nicht leicht.
Kibby dachte an die langen Jahre als Außenseiter auf der Schule. Ignoriert, gemieden oder, schlimmer noch, verspottet und schikaniert. Er nickte in abwartender Zustimmung.
– Das macht es schwer, sich Dinge einzugestehen. Als ich dich da unten in Newcastle sah, wie du mit diesem schmierigen Kerl weggegangen bist … und dann später im Hotel, am nächsten Morgen, du warst ganz zerschlagen …
Kibby wollte etwas sagen, doch seine trockene Kehle versagte ihm den Dienst.
– … Da dachte ich, warum hat Kibby es nötig, mit so jemandem mitzugehen? Mit so einem miesen Typen, der ihn nicht respektiert und ihn
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