Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
unter Qualen seine schmerzenden, eingeschrumpften Lungen und eierte dann, mit eingezogenem Kopf und frierend, im bitteren Licht der aufgehenden Sonne durch den Park nach Haus.
Sie würde jetzt Suppe aufgesetzt haben, seine Mutter. Iss einen Teller Suppe, Junge, das bringt dich wieder auf die Beine. Joyce Kibbys Vertrauen in die heilsamen Kräfte ihrer schottischen Graupensuppe blieb trotz aller gegenteiligen Beweise ungebrochen. Wie die Anhänger der Christlichen Wissenschaft mit ihren heilenden Gebeten musste Joyce Kibby nur unerschütterlich an ihr Gebräu glauben. Wie eine Hexe über den Topf in der Küche gebeugt und mit leicht veränderten Zutaten experimentierend, hoffte Joyce auf die richtige Rezeptur zu stoßen, die ihren angeschlagenen Sohn vollständig kurieren würde. Aber sie scheute sich auch nicht, das ein oder andere Gebet unter die Mixtur zu rühren.
Brian Kibby kannte den zwanghaften Fimmel seiner Mutter nur zu gut. Aber vielleicht funktionierte es ja wirklich, dachte er hoffnungsvoll, während er zu der fahlen Sonne hochsah. Als er plötzlich aus dem Windschatten des Klubhauses trat, rang er im stürmischen Wind, der durch den South Gyle Park peitschte, nach Atem. Er schmerzte ihm in den tränenden Augen und presste die Luft, die er ausatmen wollte, zurück in seine eingefallenen, erschöpften Lungen, sodass er sich gezwungen sah, dem Wind den Rücken zuzudrehen, um überhaupt atmen können. Wie mit den großen Händen eines Metzgermeisters, der ein Stück Fleisch in Pergamentpapier schlägt, klatschte der Wind ihm seinen langen Mantel um den Leib.
– Vielleicht wirkt sie ja, schluchzte er laut in einem aufgebrachten Zustand zwischen Hoffen und Bangen, während der grausame Wind auf seine Ohren trommelte. Er schien eine Ewigkeit zu brauchen, bis er endlich ihr Haus erreichte, aber als er angekommen war, setzte Joyce ihn in Keiths alten Sessel und stellte ihm ein Tablett mit einer Schale heißer Suppe auf den Schoß.
Er zwang sich, die Suppe zu essen, und nickte dann im Sessel für eine Weile ein. Als er wieder aufwachte, hatte er das Gefühl, Caroline sei hereingekommen, und tatsächlich, dort stand ihre Sporttasche auf dem Boden. Während er noch versuchte, richtig wach zu werden, fragte er Joyce, die sich gerade den Abspann der EastEnders ansah: – War Caroline hier?
– Aye, du hast doch mit ihr geredet, Dummerchen! Ich glaube, du warst gerade aus dem Tiefschlaf aufgewacht.
– Hab ich …?
–Aye. Joyce lächelte stoisch. Brian hatte im Schlaf geredet, beunruhigendes Zeug gemurmelt, seltsames Kauderwelsch. – Aber ein Schläfchen ist genau das Richtige für dich, sagte sie schnell, – Du hast doch erzählt, du hättest in letzter Zeit nicht gut geschlafen.
– Ist Caroline oben und lernt?
– Nein, sie ist gerade weg zu einer Freundin.
– Wieder zu dieser Angela, wette ich.
– Weiß ich nicht, meinte Joyce kopfschüttelnd. – Ich wollte mir gerade dieses Video ansehen, das ich uns ausgeliehen hab. Ist was Japanisches oder Chinesisches, Tiger & Dragon . Alle schwärmen davon.
Kibby hatte noch nie von diesem Film gehört, und er dachte daran, wie gut er sich in letzter Zeit gehalten hatte, keine schwarzen Kreuze seit mehreren Tagen. Doch dann wurden die beiden weiblichen Hauptfiguren des Films eingeführt, und kurz darauf fühlte sich Kibbys Gehirn in seinem Schädel an wie ein Stück Fleisch in einem brodelnden Schmortopf.
Muffy …
Er blickte nach unten und musste sehen, wie sich eine Erektion unter dem Stoff seiner Hose abzeichnete.
Keine schwarzen Kreuze mehr … vermeide es, allein zu sein, denk an die Broschüre … ich darf nicht nach oben gehen …
– Der ist richtig gut, murmelte Joyce, doch obwohl ihr der Film gefiel, übermannte sie bald Müdigkeit, und sie nickte ein, wie sie es vor dem Fernseher häufig tat. Bald war sie in ein gleichmäßiges, lautes und krächzendes Schnarchen verfallen.
Kibby starrte die Erektion an, die sich frech vor ihm aufrichtete und ihn herausforderte.
Mum ist weggetreten, diese kleine Schnecke sieht so geil aus … wenn ich nur vorn ein bißchen reibe … du willst es doch auch, du kleine Schlam …
– STOPP !, schrie Kibby entsetzt. Joyce fuhr erschrocken hoch, mit wogendem Busen und aufgerissenen Augen. – Wa … was ist los, Brian?
Kibby stand nach Atem ringend auf. – Ich geh rauf ins Bett, verkündete er.
– Gucken wir uns nicht zusammen den Film zu Ende an, Junge?
– Der ist blöd. Dummes Zeug, meinte Kibby
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