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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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auch noch schlägt?
    Kibby schauderte fasziniert. Seine Zähne begannen zu klappern. – Aber … ich …
    – … wo doch ganz in seiner Nähe jemand ist, der ihn liebt, der ihn schon immer geliebt hat … Ian rutschte auf seinem Stuhl nach vorn, und Kibby spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. – Es ist wahr, Brian, ich hab so lange darüber nachgedacht und mich damit gequält … Ich liebe dich, Brian … da, jetzt ist es raus, stieß Ian hervor und blickte zur Decke. – Die Himmel haben sich nicht aufgetan, ich bin nicht von einem Blitz erschlagen worden. Ich habe dich schon immer geliebt. Ich hab aber nie gewusst, dass du wie ich bist … immer hast du von Mädchen wie Lucy geschwärmt … Mein Gott, jedes Mal, wenn du den Namen dieser Schlampe ausgesprochen hast, war das, als hättest du mir einen Nagel ins Herz geschlagen … wenn du mir doch nur was gesagt hättest! Es gab gar keinen Anlass für so eine ausgeklügelte Tarnung, für ein Leben mit der Lüge!
    – Nein! Du irrst dich!, protestierte Kibby. – Da war …
    – Halt, Brian, keine Lügen mehr. Siehst du es denn nicht? Jahrelang sind wir an der Schule von Typen wie McGrillen als »Schwuchteln« oder »Homos« beschimpft worden und haben uns nicht gewehrt! Was können die uns jetzt noch tun? Was können die sagen oder tun, was sie nicht schon getan haben? Wir könnten uns zusammen eine Wohnung nehmen …
    – Nein!, quiekte Kibby.
    – Meinst du, ich mache mir Gedanken wegen deiner Krankheit? Wir finden schon einen Weg. Ich werd mich um dich kümmern!, beschwor ihn Ian.
    – Du bist verrückt! Ich bin nicht schwul! Bestimmt nicht!
    – Klassischer Fall von Selbstbetrug! Ian drehte seine Handflächen nach oben und schüttelte bekümmert den Kopf. Für Kibby sah das Rucken seines Adamsapfel monströs aus – ein Alien, das im Begriff war, aus seiner Kehle herauszuplatzen. – Ich weiß, deine Mum hat es unheimlich mit der Kirche, und einige Elemente des Christentums sind schwulenfeindlich, doch in der Bibel findet man viele ganz anders lautende Passagen …
    Kibby blieb nichts anderes übrig, als seinem aufgeregten Freund fest in die Augen zu blicken und ruhig zu sagen: – Pass auf, ich möchte nicht mit dir zusammen sein … auf so eine Art …
    Ian spürte, wie ihm mit einem Schlag der Wind aus den Segeln genommen war. Er hockte einen Moment da und musste es verdauen. Als dann die Verbitterung über die Zurückweisung einsetzte, musterte er Kibby von Kopf bis Fuß mit vernichtendem Blick. – Du stehst also nicht auf mich, was? Für wen zum Teufel hältst du dich denn? Du stehst nicht auf mich? Er sprang wütend auf und zeigte auf den Spiegel über dem Kamin. – Guck doch mal da rein, Fettarsch. Schau da rein und sieh dich mal an! Ich hätte dir nen Gefallen getan! Ich find schon allein raus, rümpfte er verbittert die Nase und machte auf dem Absatz kehrt. Schockiert und zerrüttet hörte Kibby erst die eine, dann die andere Tür zuknallen.
    Shannon hat ihr Haar zurückgebunden. Damit sieht sie streng, aber nicht unattraktiv aus. Ich frage sie, ob sie Lust hat, nach der Arbeit was trinken zu gehen. Sie sagt, sie hätte noch einen Inspektionsbericht zu machen, würde mich aber um halb sechs im Café Royal treffen. Ich habe mich entschlossen, ihr zu erzählen, dass ich vermute, mein alter Herr könnte ein amerikanischer Koch sein, der in Kalifornien lebt.
    Es ist schon fast sechs, als sie kommt, und anstatt sich zu mir auf die Bank zu setzen, nimmt sie den Stuhl gegenüber. Sie macht keinerlei Anstalten, ihre Jacke auszuziehen. – Was möchtest du trinken?, frage ich nervös.
    – Nichts. Ich will nach Haus. Allein. Es ist aus zwischen uns, Danny, sagt sie mit diesem gleichgültigen, aber konzentrierten, festen Blick, den Leute immer aufsetzen, wenn sie Schluss machen. Langsam gewöhne ich mich dran.
    Ich nicke verstehend, trotzdem kommt mir vor Zorn über die Zurückweisung die Galle hoch und verätzt mir die Brust und die Speiseröhre wie billiger, harter Fusel.
    – Es hat seinen Zweck erfüllt, für mich jedenfalls, und ich vermute, für dich auch, sagt sie. – Es wird Zeit, nach vorne zu sehen.
    Der Ansturm von Emotionen erdrückt mich beinahe. Sie hat recht, aber ich brauche einfach … irgendwen. Muss das sein, dass Mädchen immer am schönsten, am begehrenswertesten aussehen, wenn sie mich gerade zum Teufel schicken? Ich spüre, dass meine Augen feucht werden. – Du hast Recht, sage ich, schiebe meine Hand über ihre und drücke

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