Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
sie leicht. – Du bist ein ganz tolles Mädchen, einer der besten Menschen, die ich je kennen gelernt habe, sage ich ihr vollkommen aufrichtig, – es kam für uns beide nur zur falschen Zeit, räume ich ein. – Ich weiß, das sagt man in solchen Situationen immer, ohne es wirklich zu meinen, aber ich würde mich wirklich freuen, wenn wir Freunde bleiben könnten, und damit meine ich: richtige Freunde.
– Ist doch klar, sagt sie, jetzt selbst etwas wehmütig unter einer leicht enttäuschten Miene. Man kann es verstehen: Derjenige, der Schluss macht, hat sich seelisch darauf eingestellt, dir den Laufpass zu geben, und im Kopf schon seinen Text zurechtgelegt. Da ist die Anwesenheit des anderen an sich schon eine Zumutung, selbst wenn er kaum den Mund aufmacht. Sie wischt sich über die Augen, steht auf und küsst mich auf die Wange.
– Nicht doch noch ein letztes Glas?, frage ich. Es kommt etwas verzweifelt heraus, aber ich muss einfach mit irgendwem über diesen Ami-Koch reden.
– Es geht nicht, Danny, sagt sie traurig, aber mit entschlossenem Kopfschütteln. – Ich seh dich morgen bei der Arbeit. Bye. Ihre Absätze klackern auf den Marmorfliesen, als sie durch die Bar geht.
Bevor ich noch mehr trinke, werd ich lieber aufbrechen und meine Mutter besuchen. Ich werde sie nach den Köchen fragen, mit denen sie gearbeitet hat, ein paar Namen fallen lassen und sehen, wie sie reagiert. Ich kippe mein Pint runter und gehe zu Fuß den Walk entlang. Als ich das Gefühl bekomme, an der nächsten Kneipe vielleicht nicht mehr vorbeigehen zu können, steige ich in einen Bus der Linie 16.
Ich mach bei mir zu Haus Zwischenstation und gucke noch mal in De Fretais’ Buch.
Material für dieses Buch zusammenzutragen war nicht so unkompliziert, wie man hätte annehmen sollen. Als ich meine Kollegen darum bat, mich in ihre geheimsten Fertigkeiten einzuweihen, und zwar nicht nur in der Kochkunst, sondern auch der Liebeskunst, bei Sex und Verführung, entstand eine verständliche Unruhe in ihren Reihen. Viele vermuteten einfach einen Witz: De Fretais mal wieder mit seinem abseitigen Humor. Eher biedere Gemüter waren schockiert und taten mich als publicitygeilen Spinner ab, dem nur daran gelegen war, mit Schweinereien die Auflage hochzutreiben.
Doch es finden sich noch einige unerschrockene Freigeister in meinem Metier, die mir bereitwillig ihre Kunstgriffe anvertrauten, wofür ich noch einmal meinen tief empfundenen Dank aussprechen möchte. Das Schlafzimmer des Meisterkochs muss wie seine Küche sein: ein Ort, an dem Träume fabriziert werden, wo bei sorgfältiger Beachtung von Reihenfolge und Timing je nach Inspiration, exquisite Köstlichkeiten und sinnliche Offenbarungen entstehen werden.
Scheiße, ist der Kerl von sich eingenommen. Nicht selbstverliebt, sagt der da!
Als ich bei meiner Mutter ankomme, steht die Wohnungstür offen. Ich gehe durch die enge Diele über den indischen Teppich, den ich immer bewundert habe. Sie ist im Küchenbereich und Busby ist auch da. Er sitzt an der Frühstückstheke, und seine Knollennase und seine Bäckchen sind vom Whisky gerötet. Die Katze funkelt mich von seinem Schoß an. Seine Ich-geh-hierein-und-aus-Arroganz bröckelt mit meinem Erscheinen, und er faltet irgendwelche Papiere zusammen und packt sie in eine abgenutzte Aktentasche. – Hallo, mein Junge, sagt er ängstlich, fast unterwürfig.
Ich starre mein altes Mädchen vorwurfsvoll an, und sie lehnt sich mit dem Hintern an die Arbeitsplatte der Küche und starrt zurück: spöttisch und nuttig, während sie den Rauch einer Zigarette ausstößt. Neben ihr steht ein Glas Whisky. Im Radio läuft »Rag Doll«.
Was läuft hier für ein Scheiß? Wann hat der alte Schleimscheißer denn zum letzten Mal einem ne Versicherung angedreht?
– Oh, hal-lo, Fremder, sagt meine Mutter abfällig zu mir. Als wüsste sie, dass sie gewonnen hat, weil ich zu ihr gekommen bin, und sie schwelgt darin.
Irgendwas an ihrem Verhalten gibt dem alten Klinkenputzer Auftrieb. Ein Funkeln tritt in seine Augen, und seine Lippen zucken frech, als er seine Zigarette zum Mund führt. Die Katze starrt mich weiter in feierlicher, ungerührter Verachtung an. Die drei scheinen sich gegen mich verschworen zu haben.
– Ich sehe, du bist beschäftigt. Ich komm noch mal vorbei, wenn du n bisschen präsentabler bist, sage ich, und beim Gehen höre ich meine Mutter hinter mir sagen: – Tja, dann auf Wiedersehen, Fremder … und beide lachen; sie heiser, er schnaufend
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