Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
melodiös wie ein altes Akkordeon; das Lachen folgt mir auf dem Weg aus der Wohnung und die Treppe runter.
Ich trete auf die Straße und gehe übers Kopfsteinpflaster auf dem kürzesten Weg zum Water of Leith. Ich muss eine Weile ziellos gelaufen sein, bis ich bewusst wahrnehme, dass ich über die abschüssige Restalrig Road Richtung Canton’s Bar auf der Duke Street gehe. Die Dunkelheit setzt ein, und kalter Wind streicht mir übers Gesicht.
Die beschissene Kuh, diese eklige, beschissene, fette Sau; ich geh extra hin, um mit ihr zu reden, und sie hat diesen Schleimscheißer da sitzen …
Hallo, mein Junge.
Aber das sagten ja alle. Busby hat es auch immer zu mir gesagt.
Im Pub bestell ich mir ein Bier, bevor mir auffällt, dass die Kneipe seit gestern nicht mal sauber gemacht worden ist. Der Barmann erzählt mir, dass hier letzten Abend einer abgestochen wurde und die Polizei es als versuchten Mord behandelt. – Wir haben gerade erst das Okay für’s Aufmachen gekriegt, sagt er.
– Ham keine Zeit gehabt, noch sauber zu machen. Spurensicherung und so.
Die widerlichen Rückstände der jüngsten alkoholgeschwängerten, gewalttätigen Vergangenheit dieser Bierschwemme deprimieren mich. Der ekelerregende Geruch nach Erbrochenem setzt sich in meiner Nase fest, dazu der Gestank von kaltem Zigarettenrauch und Alkohol, der alles durchdringt. Sie haben offenbar gerade erst aufgemacht: Die Aschenbecher sind nicht geleert, und auf den Tischen türmen sich noch die Gläser vom Vorabend. Ein altes Mädchen bearbeitet das Schottenkaro des Teppichbodens mit einem Mopp und Teppichreiniger. Vor der Jukebox ist er schwarz von Blut. Ich überlege, dass ich besser gehen sollte, doch der Barmann gibt mir ein Bier, also setze ich mich in eine Ecke und verfluche mein Schicksal.
Zurückweisung.
Kay, Shannon, meine alte Dame, Kinghorn, sogar McKenzie. Scheint, als hätte der abwesende Vater da einen Trend losgetreten. Und wäre es nicht der ultimative beschissene Schlag in die Magengrube, wenn gar nicht der athletische Kalifornier mein Vater wäre, sondern der fiese kleine Busby?
Hallo, mein Junge .
Wenn ich es mit Kibby machen kann, muss es auch bei diesem kleinen Schleimer klappen. Ich hab ihn schon immer gehasst. Ich konzentriere jetzt meinen ganzen Hass auf Busby.
BUSBY.
ICH HASSE DIESE WEHLEIDIGE VERSCHLAGENE KLEINE FOTZE .
ICH HAB DIE MACHT, DIE KLEINE RATTE ZU VERNICH TEN.
HASS BUSBY
HASS BUSBY
HASS HASS HASS …
HASS BUSBY
HASS BUSBY
HASS HASS HASS …
Dieses gehässige Mantra sage ich auf, bis ich nicht mehr kann und mein Schädel dröhnt. Ein paar alte Knacker kommen in die Kneipe, bemerken, wie konzentriert ich ins Leere starre, und nicken sich zu, nachdem sie über die Schulter einen Blick auf mich geworfen haben. – Guck dir den Bekloppten an, lacht einer.
Doch sosehr ich mich anstrenge, es tut sich nichts; kein geheimnisvoller alchemistischer Prozess geht vonstatten. Aber auch nicht eine Spur von irgendwas wie dem schockartigen, schwindelerregenden Gefühl, gefolgt von dem Energieschub, das mich überkam, als ich Kibby mit dem Fluch belegt hab. Jetzt komm ich mir nur blöd und unsicher vor und merke, wie man mich von der Theke aus anstarrt.
Ich kann trotz allem für Busby einfach nicht den gleichen Hass aufbringen. Liegt es daran, dass er es ist? Ist das mein Dad, diese Kreatur? Kann ich mein eigen Fleisch und Blut nicht vernichten?
Aber was hat es dann mit dieser Kibby-Fixierung auf sich? Was ist er für mich?
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Brummie / Balearen
Die Dunkelheit wurde von dem perlmuttweißen Lächeln erhellt, das Mary-Kate und Ashley Olsen auf der Leinwand des Multiplex aufblitzen ließen. Brian fand das Filmerlebnis rundum hinreißend, und es richtete ihn tatsächlich wieder auf. A New York Minute war der beste Film, den er seit Langem gesehen hatte. Das war der richtige Weg für die Zwillinge, fand er. Allerdings machte er sich Sorgen wegen der Bilder von ihnen, die sich gerade in sein Hirn eingebrannt hatten. Heute Nacht stand ihm eine schwere Prüfung bevor. Seit zwölf Tagen hatte er schon kein schwarzes Kreuz mehr machen müssen. Er hielt sich so tapfer.
Auf dem Heimweg blieb er am Zeitschriftenladen stehen und blätterte eine Illustrierte durch, auf deren Titel die Olsen-Mädchen waren. Er las mit Entsetzen, dass eine der beiden mit einer schweren Essstörung zu kämpfen hatte. Zu Hause fühlte er sich gedrängt, ihrer Mutter in einem Brief Mut zuzusprechen.
Liebe Mrs Olsen, ich habe mit großer
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