Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Hakennase ragt aus ihrer schwarzen Zottelmähne hervor.
Ich sehe mir die ganzen Bars auf der 16th Street an, während wir zum Mission District fahren. Jede davon scheint mich mit offenen Armen willkommen zu heißen. Scheiße, ein Glück, dass ich eine ebenfalls genesende Alkoholikerin an meiner Seite habe. – In dieser Stadt einen Parkplatz zu suchen ist abartig, sagt sie mit hoch konzentrierter Miene und ist schon irgendwo reingeflutscht, wo gerade jemand herausgefahren ist. Ich hab noch nie eine Frau so rückwärts einparken sehen.
Beim Aussteigen halten uns Leute von der Socialist Workers Party an, die gegen den Krieg im Irak protestieren. Ich wusste nicht mal, dass es in Amerika eine sozialistische Arbeiterpartei gibt. – Bush ist die Achse des Bösen, kreischt ein kleines, zierliches Mädchen uns an. Ein Kerl neben ihr drückt mir mit ernstem Gesicht ein Infoblatt in die Hand.
– Bush geht schon in Ordnung, sag ich zu ihnen und warte ab, bis sich die Gesichter säuerlich zusammenziehen, ehe ich zur Pointe komme, – bloß diese Fotze im Weißen Haus kann ich nicht ertragen.
Dorothy schüttelt den Kopf und zerrt mich von den verdatterten Flugblattverteilern weg. – So was kannst du hier nicht bringen, sagt sie, als wir weitergehen.
– Klar kann ich. Ich weiß, San Francisco ist eine liberale Stadt, aber es muss doch trotzdem ein paar Leute geben, die Bush mögen. Ich meine, ich tu das natürlich nicht. Ich hasse alle Politiker. Sind alles Fotzen.
– Da … Du hast schon wieder dieses Wort in den Mund genommen.
Hier drüben ist es anscheinend verpönter, dieses Wort zu gebrauchen, als sich eine Knarre zuzulegen. Ich denke, dass ich für einen Tag genug Fauxpas begangen habe und versuchen sollte, meine große Klappe zu halten.
Wir betreten ein Café. Es ist dunkel, Parkettboden, eingerichtet mit einem Sortiment von Sesseln und niedrigen Tischen. Etwas baufällig, aber auch leicht dekadent. – Netter Laden, sagte ich.
– Ja, Gavin und ich … mein Ex, sind hier immer hingegangen, wenn wir in dieser Gegend waren.
Das roch für mich, als hätte sie eine Enttäuschung wegstecken müssen. Zweifellos haftet mir der gleiche Geruch an. Na ja, mit Kay nicht so direkt, immerhin hatten Shannon und ich uns gegenseitig, um den Stoß abzufangen. Genau genommen habe ich in letzter Zeit so einige Stoßdämpfer verschlissen. Ich sehe Dorothy an und denke, wie seltsam es ist, einfach dazusitzen und mit jemandem Kaffee zu trinken. Mit einem Mädchen. Außerhalb der Arbeitszeit! In Edinburgh undenkbar, zumindest in diesem Stadium der Beziehung. Der Kaffee hat ein angenehmes Aroma und schmeckt stark und bitter.
Später gehen wir einen Happen essen, im Puerto Allegrie, einem Mexikaner auf der Valencia. Es ist sehr gut besucht, und das Essen ist toll. Dorothy erzählt mir, dass ihr Nachname Cominsky ist und sie Polin väterlicherseits und Guatemaltekin mütterlicherseits. – Und was ist mit dir?
– Äh, stinknormaler Durchschnittsschotte, soweit ich weiß. Wenn da noch irgendwas anderes mitmischt, ist es wahrscheinlich nichts Exotischeres als Ire oder Engländer. Über den ethnischen Background machen wir uns in Schottland nicht viele Gedanken. Über unseren eigenen jedenfalls nicht. Wenn andere dazukommen, sagen wir mal Asylsuchende, machen wir sie fertig, weil sie anders sind.
Ich muss an Kibby und Leute wie ihn denken. Die machen wir auch fertig, weil sie anders sind; besonders wenn es sich bei uns um depressive, von Selbsthass zerfressene Alkoholiker und Drangsalierer handelt. Aber das Entscheidende ist, dass wir auch noch andere Seiten haben. Wir können uns bessern.
Gott, es ist so scheiß-bizarr, mit einem Mädchen zusammenzusitzen, ganz ohne Alkohol oder Drogen, um Hemmungen abzubauen. Dorothy und ich sitzen übereck voneinander in diesen Sesseln, kein Tisch zwischen uns. Aber es ist auch ein gutes Gefühl, einen klaren Kopf zu haben. Und wie lange ist das schon her, dass ich nicht das widerliche Brennen von Restalkohol von der Gurgel bis in die Gedärme gespürt hab?
– Du siehst so nachdenklich aus, sagt sie.
– Du aber auch.
– Ich sag dir, was ich denke, wenn du mir zuerst sagst, was du denkst.
– Okay, sage ich und glaube zu wissen, worauf es hinausläuft. – Ich musste daran denken, wenn wir in einer Bar wären und ein paar Drinks genommen hätten, um lockerer zu werden, hätte ich wahrscheinlich versucht, dich zu küssen.
– Das ist nett, sagt sie und lehnt sich ein Stückchen näher zu
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