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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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anderer Depressiver einen Haufen Geld dafür bezahlen wird. Der Hirni verkauft es mir für drei Dollar: könnte sich lohnen, es bei Ebay einzustellen.
    Belebt, weil das Glück mir hold war, suche und finde ich ein Internetrestaurant, das sich Click Ass nennt. Es ist ein Japaner, und obwohl der Schotte in mir nach Tempura lechzt, weil sie so schön in Fett ausgebacken ist, entscheide ich mich für den Sashimi-Proteinstoß. Die junge Bedienung wirkt entspannt, hat schulterlanges Haar und trägt eine Brille, ihr Körper ist rank und schlank. Typen lassen sich immer über die Kurven von Mädchen aus, und klar sind die nicht zu verachten, aber was ich mag, ist eine schöne gerade Linienführung; gerader Rücken, wie bei einem Amateurboxer alter Schule. Und dann noch bei einer Japanerin, das wär doch was. Ich lächle sie an, und ihr Gesicht ist schön wie ein Bild, aber leider ebenso unbewegt.
    Als ich meine E-Mails checke, habe ich nichts als Spam und registriere leicht desorientiert, dass ich noch gar nicht so lange aus Edinburgh weg bin, auch wenn es mir nach dem Flug und der Zeitumstellung wie eine Ewigkeit vorkommt. Ich informiere mich über AA – Treffen in San Francisco und finde sie gleich sei tenweise, jeden Tag überall in der ganzen Stadt! Ich suche mir eins im Yachthafen aus, weil es ein Nobelviertel zu sein scheint, und machte mich auf den Weg. Ich hatte einfach nicht den Nerv, mir die Geschichten von Tenderloin-Alkis anzuhören. Den Scheiß konnte ich auch in der Junction Street haben. Zumindest haben mir meine Streifzüge einen Eindruck von der Stadt und ihren Bewohnern vermittelt. Die Einwohner von San Francisco lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen: Da sind einmal die Reichen (praktisch ausschließlich Weiße) mit Freizeit, ausgewogener Ernährung, Mitgliedschaft im Fitnessklub und Personal Trainer, die im Allgemeinen schlank und sportlich sind. Dann hast du die Armen (normalerweise Latinos oder Schwar ze), die eher zu abstoßender Fettleibigkeit neigen, weil sie sich nur den billigen, hoch suchterzeugenden und kalorienreichen TV – Dinner-Fraß leisten können. Und drittens gibt es die Ob dachlosen, hauptsächlich Schwarze, zwischendurch aber auch ein paar Latinos und Weiße (allerdings nicht allzu viele), die in der Regel wiederum sehr dünn sind, weil sie sich noch nicht mal den Scheiß leisten können, den die Armen fressen.
    Das Meeting findet in einem Laden statt, der wie ein altes öffentliches Gebäude aussieht, eine Bücherei vielleicht, aber ohne Bücher. So was wie ein Bürgerzentrum. Älter als die meisten anderen Gebäude in der Gegend, aber gut instand gehalten. Als ich durch den Flur gehe, fühlt er sich nach Betonboden an, ungewöhnlich für San Fran, wo die Gebäude wegen der Erdbeben üblicherweise aus Holz sind. Rechts und links stehen Topfpflanzen. Durch zwei Schwingtüren komme ich in einen holzvertäfelten Saal voller Leute, die ihre Stühle im Halbkreis aufgestellt haben. Ein Knabe, der aussieht wie aus dem Nahen Osten, dunkles Haar und dunkle Augen, mit dunklen Bartstoppeln, nickt mir zu und deutet mit dem Kopf auf einige freie Sitze. Die anderen nehmen kaum Notiz von mir.
    Es sind lauter offensichtlich gut situierte Typen hier, jüngere Führungskräfte, allesamt WASP oid. Der Kerl, der den Vorsitz hat, sieht von allen noch am exotischsten aus. Ich setze mich zwischen einen Knaben im Anzug und so ein Mädchen, das ungefähr in meinem Alter ist. Mir entgeht nicht, dass sie ihr rot-weißes T-Shirt ohne BH trägt. Darauf prangt die Aufschrift GALVANIZE .
    Sie hat eine markante Nase, die aus ihrer langen schwarzen Mähne lockigen Haars herausguckt. Bei näherem Hinsehen wirkt sie mediterran, vielleicht sogar lateinamerikanisch. Der Typ ist ein Yuppie von der Stange: kurzes Haar, dunkelblauer Anzug, Brille, blank geputzte schwarze Schuhe. Es wäre ein unglaublicher Schock für mich, wenn ich auch nur ein einziges vernünftiges Wort mit ihm wechseln würde, solange wir beide leben.
    Einzelne stehen auf und geben die üblichen Jammergeschichten zum Besten, denen ich nur schwer folgen kann, weil meine Ohren dicht sind, aber ich höre das Mädchen gelegentlich verstohlen »Schwachsinn« oder »Erzähl nix« zischen. Als Junge aus Leith und Sprössling einer Punkrock-Mutter bin ich krankhaft empfänglich für ein solches Betragen. Während der Kaffeepause fällt mir auf, dass sie solo ist, also spreche ich sie an. – Das scheint dich alles nicht sehr zu beeindrucken, was?, sage

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