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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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mir. Mehr Einladung brauche ich nicht, um die Lücke zwischen uns zu schließen, und wir knutschen ein bisschen. Fuck, das ging ja leicht. Wie oft musste ich erst halb besoffen werden und mindestens sechs Bacardis blechen, um so weit zu kommen! Alles rausgeschmissenes Geld. Als wir Luft holen müssen, frage ich:
    – Und woran hast du gedacht?
    Sie lächelt und hat dabei etwas Kühles, Abschätzendes in ihrem Blick. – Ich dachte daran, dass ich nichts dagegen hätte, ein bisschen rumzumachen.
    Dorothy fährt mit mir über die Golden Gate Bridge in ein Kaff namens Sausalito. Wir halten in einer Parkbucht und sehen uns den Sonnenuntergang an. Wie ich feststelle, ist Rummachen ein Oberbegriff, der Küssen und etwas Fummeln einschließt, aber kurz vor dem Bumsen endet, obwohl ich einen Moment lang schon dachte, ich wär ganz nah dran, so einfach, wie ich an beide Titten kam, die BH – losen. Aber ich hab’s nicht so eilig und bin ganz zufrieden mit einem ruhigen Spielaufbau. Ein Gentleman sollte nie versuchen, ihn schon beim ersten Date zu versenken. (Es sei denn, er plant kein zweites.) Das wird wohl eine weltweit geltende kulturelle Konstante sein.
    Erst als sie mich an meinem Hotel absetzt, wird mir klar, dass sich mein Blatt zum Besseren gewendet hat. Als ein paar Schnorrer hartnäckig ans Autofenster klopfen und eine Frau mit Ballonbeinen einen Einkaufswagen mit ihren irdischen Gütern an uns vorbeischiebt, dreht sich Dorothy zu mir um und sagt: – Mein Gott, hier kannst du nicht bleiben.
    – Ich muss mich morgen nach was Neuem umsehen, ich hatte Jetlag und konnte nicht klar denken. Für heute Nacht reicht’s, sage ich zu ihr.
    – Kommt gar nicht in Frage. Dorothy schüttelt den Kopf und fährt an, als einer der Schnorrer irgendwas von Vietnam und Yuppieschlampen brüllt. Sie zeigt ihm zum Dank den Mittelfinger. – Dämliches Arschloch. Ist ja nicht so, als hätt ich ihn gebeten, in irgendeinen gottverdammten Krieg zu ziehen, sagt sie sauer, und dann nimmt sie mich mit in ihre Bude in Haight-Ashbury.
    Das Haus erinnert mich an die Siedlung, wo Trina, die beste Freundin meiner Mutter, herkommt: die sogenannten Schwedenhäuser in Pilton. Sie sind aus den gleichen Brettern zusammengebaut, und sogar der graue Anstrich ist irgendwie der gleiche wie bei den Buden in Pilton. Funktioniert im sonnigen Kalifornien allerdings weitaus besser als in der alten Heimat. Glücklicherweise hat irgendein Superhirn im zuständigen Amt irgendwann geblickt, dass es auf die Stimmung drückt, wenn jedes Haus in einer schottischen Sozialsiedlung in Einheitsgrau gestrichen ist, und jetzt sind alle in freundlichen Farben angepinselt, wenn ich mich richtig erinnere. Innendrin sieht Dorothys Hütte stark aus: in kräftigen Tönen gestrichene Räume mit hohen Decken, obwohl ich eigentlich nur das Schlafzimmer mit den beeindruckenden Lamellentüren vor den eingebauten Schränken zu sehen bekomme, weil sie mich direkt da reinzerrt und mir die Scheiße aus den Knochen fickt.
    Normalerweise bin ich nach einem schönen Fick direkt unterwegs nach Schlummerland und nicht der Typ für postkoitale Manöverkritik, aber wegen dem Jetlag, der Aufregung und dem schweren Hühnchen-Burrito im Magen finde ich keinen Schlaf. Und ich kann mir nicht helfen, als ich sie da fest eingeschlafen sehe, denke ich, das ist doch kein schlechtes Ergebnis für Mr Daniel Skinner, gebürtig im Hafen von Leith und ehemals im gehobenen Verwaltungsdienst der Stadt Edinburgh.
    Ich schaue aus dem Fenster ihrer Bude auf der Upper Haight, raus auf Castro und Twin Peaks. Dann stehe ich auf, sehe ein bisschen fern, staune, dass man so viele Sender empfangen kann und sie alle Scheiße senden. Dann übermannt mich doch die Müdigkeit, und ich gehe wieder zu Dorothy ins Bett. Sie rührt sich, und ich küsse sie, dann fühle ich, wie sie sich um mich wickelt. Ich hab das Gefühl, es wäre ihr nicht recht, wenn ich zu bald hier verschwinde, und ich muss sagen, ich hab’s nicht eilig.
    Am Morgen frühstücken wir, dann fährt Dorothy zur Arbeit in die City. Sie leitet eine Software-Consulting-Agentur, Dot Com Solutions. Ich habe bereits entschieden, dass ich sie sehr nett finde. Sie hat eine typisch amerikanische Zuversicht und begegnet der Welt in einer Weise, die ich gut finde: nicht so gereizt und sarkastisch oder einfach deprimiert wie viele englische Frauen, aber sie lässt sich auch nichts gefallen. Der Stil gefällt mir: keiner Konfrontation abgeneigt, aber eher analytisch

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