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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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reingestakst komme, ziemlich abgenervt nach einem beschissenen Weihnachtsfest, könnte ich echt ein kleines Weihnachtswunder brauchen. Ich bin schneeblind, und mein Mund fühlt sich an wie der Boden eines Wellensittichkäfigs. Shannon ist auf irgendeinem Meeting, will aber mittags zur Fete vom Wohnungsamt; ich denke, ich brauche vorher ein paar Pints, dann checke ich die auch mal aus. Ich hab nur Alk, Alk und noch mal Alk im Kopf. Ich frag mich, ob Winchester da ist oder ob Rab McKenzie gerade in der Stadt arbeitet. Das einzige Problem ist, dass dieser Hosenscheißer Kibby da ist und an seinem Schreibtisch robotet. Was zum Henker will der denn hier? Wahrscheinlich jeden Arbeitsverweigerer bei Cooper oder Foy anschwärzen!
    Kibby gibt eine schöne Dickens-Figur ab, wie er da alleine sitzt und im Licht der Schreibtischlampe arbeitet. Gott sei Dank sind die großen Neonröhren nicht an … Plötzlich hab ich eine Idee: Ich nehme eine Akte von meinem Schreibtisch und gehe zu ihm hin. Als ich näher komme, sehe ich zu meiner Überraschung, dass Kibby ziemlich fertig aussieht; er wirkt, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Ich lasse mich auf den leeren Stuhl ihm gegenüber sinken. – Alles klar, Brian?
    – Jaaa …, sagt er misstrauisch, und sein Rücken strafft sich, während er sich das Haar an den Seiten flach drückt.
    Meine Augen müssen in dem grellen Licht seiner Schreibtischlampe blinzeln. – Nicht freigenommen diese Woche?
    – Nein, meinem Dad geht’s nicht so gut, und ich muss mir meine Urlaubstage einteilen, sagt er und rümpft die Nase, wahrscheinlich wegen meiner säuerlichen Bierfahne.
    – Üble Sache, Meister, murmele ich, lehne mich zurück und denke, der kleine Arsch soll froh sein, dass er einen Vater hat, bevor ich zum Geschäft komme: – Hör mal, Bri, ich bin nächste Woche einige Tage nicht da und hab gehört, dass du ein paar von meinen Folgeterminen wahrnehmen sollst.
    Kibby nickt aufmerksam, und ich schieb ihm die Akte rüber.
    – Ich dachte, wir gehen das schnell mal durch. Meine handgeschriebenen Notizen sind ein Spiderman-Job. (Ich knicke mein Handgelenk ab und schleudere ein imaginäres Spinnennetz an die Decke.) Kibby glotzt verständnislos, und ich erläutere: – Da denkst du, du spinnst.
    – Cool, sagt Kibby in einer Art, dass ich ein Gefühl habe, als hätte ich gerade mit den Fingernägeln über eine Schiefertafel gekratzt, und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Ich wünschte, ich käme drauf, warum die kleine Arschkrampe mir so tierisch auf den Sack geht.
    – Ist alles nicht weiter kompliziert, erkläre ich, während ich meine Akte nehme und sie ihm hinhalte. Er öffnet den Ordner und überfliegt ihn frettchenhaft. Sommersprossen hat er auch noch, der kleine Spast. – Was ist mit dem hier? Er zeigt auf Le Petit Jardin.
    – De Fretais. Ein verdammter Saustall, die Küche da, erkläre ich.
    Schleimscheißer guckt mich prüfend an. Wenn er sich da blicken lässt, wird die fette Schwuchtel von De Fretais wahrscheinlich versuchen, ihm einen in seinen mageren Kalkarsch zu verlöten. Er wird derjenige sein, der die Inspektion kriegt: eine Rosetten-Inspektion. Ich bezweifle doch ernsthaft, dass unser kleiner Schwachmat hier die Eier hat, De Fretais die Stirn zu bieten, obwohl er ein abartig pflichtbewusster kleiner Lutscher zu sein scheint. – Aber der ist, na ja … sehr renommiert. Kibby guckt mich gequält an.
    – Das weiß ich, Bri, aber man muss die Dinge nun mal beim Namen nennen. Wir sind Profis, und wir stehen im Dienst der Öffentlichkeit und nicht von irgendeinem egoistischen Promikoch. Aber alles geht ja immer noch mal hoch zu Foy, und der muss entscheiden, wie weiterhin verfahren wird.
    – Aber wenn ich was zu Kritisches in den Bericht schreibe, steht es da schwarz auf weiß …, blökt Kibby wie ein bescheuertes Osterlamm. Heilige Scheiße, De Fretais wird die kleine Fotze wahrscheinlich kurz anbraten und mit Minzsauce servieren.
    – Deswegen ist bei der Wahrheit zu bleiben die beste Politik. Wenn irgendeine arme Sau eine Lebensmittelvergiftung kriegt, was ausgesprochen wahrscheinlich ist angesichts der Zustände in dieser Budike, und klagt, vergiss nicht, wir leben im Zeitalter der Millionenklagen, doziere ich und male mir die kühnsten Szenarien aus, – wird man an höherer Stelle einen Blick in den Bericht des Inspektors werfen. Wenn sich dein Bericht nicht mit meinem deckt, ist entweder einer von uns ein Lügner, und meiner ist schon

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