Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
Gary Traynor und sein neuster Kumpel, ein stämmiger Kerl, den Skinner vage von einer feindseligen Begegnung aus Jugendtagen her als Andy McGrillen kannte, vor, noch in eine Bar in der Innenstadt zu gehen. Skinner wollte eigentlich bei Kay anrufen, aber unterwegs hatten Alkohol und Kokain ihre Wirkung getan und das Zeitempfinden verzerrt, Stunden zu Blöcken von fünfzehn Minuten verdichtet. – Was war die beste nich so bekannte Zeichentrickfigur aller Zeiten?, fragte Traynor Skinner, während er sich mit der Hand über den kahlen Schädel strich.
    Skinner dachte einen Moment darüber nach. Ihm fiel keine ein, also zuckte er die Schultern.
    – Ich fand diese niedliche kleine Ente aus Tom und Jerry gut, meinte McKenzie.
    Skinner und Traynor tauschten ein Blick, beide nicht schlecht beeindruckt, dass der große Mann so sentimental sein konnte. McGrillen, der einen Heidenrespekt vor McKenzie hatte, hielt sich bewusst zurück. Um nicht in süffisantes Grinsen auszubrechen, machte Traynor einen anderen Vorschlag: – Nee, Quatsch, wenn schon, dann Sawtooth aus Wacky Races .
    – Sawtooth? Wer soll n das sein? So ne Figur kenn ich nich aus Wacky Races , meinte McKenzie skeptisch.
    – Deswegen ist die Fotze ja nich so bekannt, erklärte Traynor,
    – das war der Kumpel von Rufus Ruffcut, weißte noch, in diesem Auto aus Holz, mit den Kreissägenrädern. An Dick Dastardly und Muttley, an Penelope Pitstop, Peter Perfect, Professor Pat Pending und den Ant Hill Mob erinnert sich jeder, aber Rufus Ruffcut und Sawtooth ham alle vergessen.
    – Aye! Genau! Rufus Ruffcut war doch dieser große Kerl in der Holzfällerjacke und Sawtooth dieses Eichhörnchen, das immer bei ihm im Wagen saß. Jetzt weiß ich wieder, sagte McKenzie.
    – Nee-nee, Sawtooth war kein verficktes Eichhörnchen, meinte Traynor kopfschüttelnd. – Das war so n Scheißbiber. Sag’s ihnen, Skinner!
    – Amerikas steilster Zahn neben Pamela Anderson, ulkte Skinner.
    Später, als sie sich den Weg aus der Kneipe bahnten, sah Danny Skinner, wie McGrillen irgendeinen Typen schubste, worauf ein heftiges Handgemenge zwischen beiden folgte. McKenzie und Traynor stürzten sich sofort ins Getümmel, doch irgendetwas veranlasste Skinner, sich im Hintergrund zu halten und zuzusehen, wie seine drei Kumpels es mit fünf anderen aufnahmen. Viel Hilfe brauchten sie dabei nicht, aber Skinner würde auch keine anbieten, nicht für McGrillen.
    Danach log er sich eine kaum glaubwürdige Ausrede zusammen, nämlich, er hätte sich im Eingangsbereich mit einem anderen Typen geledert, aber er merkte an ihrer stummen Ablehnung, dass sie so gut wussten wie er, dass er gekniffen hatte. Diese eine Sekunde des Zögerns, der Angst, kann einen den ganzen Ruf kosten, dachte er voller Selbstekel. Aber was war los gewesen? Da war mehr als bloß der Umstand, dass die Keilerei von McGrillen provoziert worden war, den er nicht mochte und den er nicht als einen von ihnen betrachtete.
    Eine Sekunde lang konnte ich bloß Kay sehen, meine Mutter, meinen Job, mein Weihnachtsfest, mein ganzes verficktes Leben: wie das alles den Bach runterging. Ich hab ihn in meinen Kopf gelassen, den ganzen Kram des wirklichen Lebens, gegen den wir uns mit Händen und Füßen wehren. Was zum Teufel mach ich …
    Als er nach Haus kam, war von Kay nichts zu sehen. Skinner blieb fast die ganze Nacht wach und trank, bevor er auf dem Sofa in einen unruhigen Schlaf fiel. Nach einem Abstecher aufs Klo fand er seine Orientierung wieder und ins Bett. Als er, wie es ihm vorkam, nach höchstens fünfzehn Minuten, vollständig bekleidet und wie gerädert wieder aufwachte, versuchte er, Kay auf ihrem Handy zu erreichen, hatte aber wieder nur die Mailbox dran. Er tippte eine SMS und hoffte, dass er die Formulierung richtig hinbekam:
    K, ruf mich an. Dx Skinner duschte, zog sich an, trat hinaus auf die Duke Street und ging runter zur Junction Street. – Frohe Weihnachten, mein Junge, sagte eine untersetzte, weißhaarige Frau, als er an ihr vorbeikam. Er erkannte Mrs Carruthers, die im selben Haus wie seine Mutter wohnte.
    Obwohl er sich wie eine in der Mikrowelle warm gemachte Leiche fühlte, schaffte Skinner es, ein freundliches: – Danke, auch so, Herzchen, zu krächzen.
    Als er zur Wohnung seiner Mutter kam, traf er auf Busby, einen alten Versicherungsvertreter, den er aus vollem Herzen verabscheute und der gerade aus dem Treppenhaus kam.
    Dieser Schmierlapp mit seinen O-Beinen und dem widerlich gut gelaunten Gesicht kommt

Weitere Kostenlose Bücher