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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Hirn wurde von Sinnesreizen überflutet, während er versuchte, die unzähligen Aromen zu identifizieren. Der massige Chefkoch sah einem Mädchen im Overall zu, das auf den Knien Sachen aus einem Stapel Kisten, die auf einem Karren balancierten, in das unterste Bord eines Regals räumte.
    Kibby hörte ihn in dem dröhnenden Tonfall herumkommandieren, den er aus dem Fernsehen kannte, und sah die Selbstverliebtheit in den dunklen Augen und um den schmallippigen Mund des Chefkochs. Für einen kurzen Moment hatte die Pose, die er einnahm, etwas vage Vertrautes, und dann noch diese Witze, diese unflätige Ausdrucksweise …
    Brian Kibby näherte sich dem fetten Koch mit Angst und Bangen. Die Küche machte keinen guten Eindruck. De Fretais schien von der Störung wenig begeistert zu sein und musterte Kibby abwesend. – Ach ja, Sie sind also das neue Jüngelchen von der Stadt. Und wie geht’s meinem alten Freund Bob Foy so?
    – Gut …, tschilpte Kibby beklommen und musste wieder an Foys Wutanfall und Skinners Worte denken. Aber die Küche war schmutzig, und eine schmutzige Küche stellte eine Gefährdung dar. Regel Nummer eins. Darüber konnte er nicht hinwegsehen.
    Und sie war sehr schmutzig. Vielleicht nicht ganz so schlimm, wie Skinner es in seinem Bericht dargestellt hatte, aber Teile des Bodens und einige der Arbeitsplatten mussten nicht nur gründlich gescheuert, sondern komplett erneuert werden. Dazu verstellten Kisten und Vorratsdosen Durchgänge, Feuerschutztüren wurden mit Keilen offen gehalten, und ein großer Teil des Personals vernachlässigte schwer seine äußere Erscheinung. De Fretais selbst wirkte verschwitzt und ungepflegt, als käme er gerade aus dem Bett oder dem nächsten Pub.
    Ich nehme an, das kommt von den Feiertagen … aber es ist doch immer noch ein Restaurant!
    De Fretais war so riesig und grobschlächtig, wie Kibby dünn und zerbrechlich war. Er trat unangenehm dicht an den jungen Mann heran und spielte seine beeindruckende Fülle aus. – Ja, ja, die Lebensmittelüberwachung, was? Ich mein mich doch da an eine ziemlich attraktive Küchenbeguckerin zu erinnern … oh, Verzeihung, amtliche Betriebsstättenprüferin, sagte der fette Riese, und Kibby spürte seinen aromatisierten Atem, während er auf die schwarzen Haare starrte, die aus den Nasenlöchern des Küchenchefs wuchsen. Es war fürchterlich heiß, und sein Nacken brannte, als wäre er an einem Strand in den Tropen. – Wie hieß sie doch gleich …?, sann De Fretais. – Sharon … nein, Shannon.
    Genau, Shannon hieß sie. Ist die liebreizende Shannon immer noch bei euch?
    – Aye …, krächzte Kibby nervös.
    – Die schicken sie gar nicht mehr her … zu schade. Wirklich zu schade. Ist sie eigentlich in festen Händen?
    – Weiß nicht …, log Kibby, der sich allein durch die körperliche Nähe dieses Mannes so besudelt fühlte, dass ihm beinahe die Sinne schwanden. Für Kibby sah der Meisterkoch mit seiner birnenförmigen Gestalt wie ein Stehaufmännchen aus, das trotz seines fröhlichen Clownsgesichts nur arrogante, boshafte Aufgeblasenheit verkörperte. Kibby wusste, dass Shannon einen Freund hatte, aber das würde er niemandem auf die Nase binden, schon gar nicht De Fretais.
    – Wie auch immer, lassen Sie sich alle Zeit der Welt, sagte der Meisterkoch forsch und fügte mit Blick auf zwei Abräumer, die neben einem Servierwagen herumstanden, hinzu – DENN DAS SCHEINT IN DIESEM SCHEISSHAUS JA DIE ALLGEMEINE GANGART ZU SEIN ! HERRSCHAFTEN ! VORAN !
    Die beiden Männer machten sich hastig an die Arbeit, während Kibby, beflissen seine Checkliste durchgehend, die nicht geleerten Abfallbehälter vermerkte, die Dosen und Kartons mit Vorräten, die die Durchgänge versperrten. Die Küche war unerträglich heiß: Aus den Öfen ballerte eine kräftezehrende Bruthitze. Sooft man es auch erlebte, man wurde immer wieder zwangsweise daran erinnert, dass nichts den Besucher auf Temperatur und Betriebsamkeit einer hektischen Restaurantküche vorbereitete. Es war diese extreme Hitze, die die Arbeit in einer Küche zu einem der härtesten Jobs überhaupt machte. Und dann die ganzen uniformen Leute in ihren Kitteln: Sie hasten herum wie Ameisen und brüllen einander Anweisungen zu. Die ersten Bestellungen waren da, die große Gesellschaft von draußen, Leute vom Scottish Parliament, hatte sich zum Essen hingesetzt.
    Plötzlich spürte Kibby, wie kräftige Hände mit schon fast schockierender Intimität nach ihm grapschten. De Fretais hatte

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