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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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aus dem Treppenhaus meiner Mutter! In dem Haus sind sechs Wohnungen, aber ich weiß schon, wen Busby besucht hat. Was hat dieses widerwärtige kleine Furzgesicht jetzt schon wieder gewollt?
    Skinner hasste Busby aus Gründen, die er sich selbst nicht erklären konnte. Er begann in sich hineinzulachen, als er darüber nachdachte, während er in der gemütlichen, kompakten Wohnküche seiner Mutter saß, die zwei Teller Truthahn mit allem Drum und Dran hervorzauberte und auf einen Tisch stellte, den sie extra für diesen Anlass festlich geschmückt hatte.
    Seine Mutter hatte offensichtlich ziemlich die Lampe an, denn sie hatte auch für Kay mitgedeckt. Skinner sah zu, wie sie mit ihren geschwollenen Händen, die Finger rosa wie rohe Würstchen, die Teller auf den Tisch knallte. Beverly Skinner hatte vor ihrem Vierzigsten nie Figurprobleme gehabt, doch dann war sie auseinander gegangen bis zur Fettleibigkeit. Sie schob es auf eine zu frühe Gebärmutterentfernung, Skinner hatte eher die Pizza-ecken und TV – Dinners im Verdacht, die sie sich ständig reinzog. Sie sagte immer, für einen allein zu kochen lohne sich nicht.
    Beverly hatte sich mit dem Essen viel Mühe gegeben und ihr neues Kleid angezogen, wie Skinner bemerkte, auch wenn es schwarz war wie all ihre Kleider. Ihr Missfallen über Kays Abwesenheit hing schwer im Raum.
    Bevor sie zurückging, um den Herd abzustellen, zeigte sie auf die Katze, die vor dem Kamin lag. – Lass Cous-Cous nicht aufs Sofa, der haart.
    Kaum war sie in die abgetrennte Küche verschwunden, erhob sich der blaue Persianer und streckte sich räkelnd. Dann sprang er neben Skinner aufs Sofa. Er stieg über seine Beine, drehte sich um und wiederholte diese Übung. Skinner zog sein Feuerzeug aus der Tasche und sengte dem Tier das Fell am Bauch an. Es knisterte und stank, und die Katze huschte weg in einen Winkel des Zimmers. Skinner stand auf und stieß eine brennende Kerze auf dem Beistelltisch um, wobei ein wenig Wachs verspritzte.
    Beverly kam aus dem Küchenbereich, in den Händen eine Schüssel mit Rosenkohl. Beim Geruch nach verbranntem Fell verzog sie die Nase. – Wo kommt das denn her?
    – Die Katze. Er zeigte auf den Beistelltisch. – Das blöde Vieh hat die Kerze umgestoßen.
    – Böser Cous-Cous, lässt du das sein!, schimpfte sie mit dem Tier, während sie den Rosenkohl auf den Tisch stellte.
    Mutter und Sohn zelebrierten den kompletten lachhaften Weihnachtszinnober wie Knallbonbons aufziehen und sich Papierhüte auf den Kopf setzen. Die hohle, schäbige Trivialität dieser Tradition schien sie zu verhöhnen, denn für beide war der Tag schon jetzt eine verkrampfte Enttäuschung. Skinner mampfte sich unentschlossen durchs Abendessen und versuchte, in den Bond-Film im Fernsehen reinzukommen, sich aber gleichzeitig für die Verbalattacke zu wappnen, die zwangsläufig kommen musste. Als sie kam, war sie anfangs noch verhalten. – Stinkst schon wieder nach Alkohol. Kein Wunder, dass die Kleine stiften gegangen ist, bemerkte Beverly, die Brauen hochgezogen, während sie sich noch ein Glas Chardonnay einschenkte.
    – Sie ist nicht stiften gegangen, protestierte Skinner und griff wieder auf seine einstudierte Ausrede zurück. – Ich hab dir doch erzählt, dass es ihrer Mutter nicht gut geht und sie zu ihren Eltern ist, um beim Weihnachtsessen zu helfen. Außerdem kann sie sich über die Festtage nicht so vollstopfen, denn am Jahresanfang hat sie ein wichtiges Vortanzen. Les Miserables . Und der Alkohol, den du riechst, der ist von gestern Abend. Bevor ich hier hingekommen bin, hatte ich bloß ein Pint, mehr nicht. Immerhin ist Weihnachten! Ich schufte das ganze Jahr!
    Aber Beverly sah ihn nur wütend an. – Für dich spielt das doch gar keine Rolle, welche Zeit im Jahr es ist, du hast doch jedes Wochenende Filmriss, meckerte sie.
    Skinner sagte nichts, spürte aber, dass seine Mutter auf Streit aus war und nicht zufrieden sein würde, bis sie ihn hatten.
    – Du … das arme Ding … ihr kann man kaum vorwerfen, dass sie Weihnachten nicht mit einem versoffenen Loch verbringen will!
    Ein Körnchen Zorn entzündete sich in Skinners Brust. – Muss in der Familie liegen, sagte er mit grausamem Lächeln.
    Seine Mutter hielt seinem Blick mit ebenso streitbarer Miene stand, so eisig, dass Skinner sich wünschte, er hätte einfach den Mund gehalten. Der Katerkopf, der macht einen reizbar. Er hasste es, herzukommen, wenn er verkatert war. Man kommt dann mit Menschen, die selber keinen

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