Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
haben, einfach nicht zurecht, die sind wie eine feindselige Spezies; dämonische Raubtiere, die einem die Seele rausreißen wollen. Die wittern deine momentane Schwäche, spüren deine Schäbigkeit, dein Anderssein. Und seine Mutter war zu jeder Zeit furchteinflößend. – Was soll das heißen? Beverlys Frage schraubte sich langsam in Skinners Schädel.
Obwohl er selbst fand, er sollte lieber einen Rückzieher machen, hörte sich Skinner unerklärlicherweise sagen: – Mein Dad. Der hat’s ja auch nicht lang hier ausgehalten, oder?
Beverlys wütendes Gesicht lief rot an, ein schriller Kontrast zum grünen Krepphütchen auf ihrem Kopf. Es hatte den Anschein, als versuche sie ruhig zu atmen, doch die Aktion schien jeden Sauerstoff aus dem kleinen Zimmer abzusaugen. – Wie oft hab ich dir verboten, jemals über …
– Ich hab ein Recht darauf, es zu wissen, verfickte Scheiße!, schnauzte Skinner. – Du weißt ja wenigstens, wer Kay ist!
Beverly sah ihren Sohn mit einer Miene an, der Skinner nur blanken Abscheu entnehmen konnte. Als sie antwortete, war es ein leises Zischeln. – Du willst wissen, wer dein Vater ist? Ach ja?
Danny Skinner sah seine Mutter an. Ihr Kopf war zur Seite geneigt. Er begriff, dass, wer immer auch sein Vater war, ihr absoluter, bedingungsloser Hass auf ihn in den vielen Jahren nie auch nur für eine Sekunde nachgelassen hatte. Noch schlimmer war, der Blick sagte ihm, dass er selbst sich ebensolchen Hass zuziehen konnte, wenn er es zu weit trieb. Er wollte sagen, schon gut, vergiss es, essen wir weiter, doch er brachte kein Wort über die Lippen.
– Ich, Beverly deutete energisch auf sich selbst. – Ich bin dein Vater und deine Mutter. Ich hab dafür gesorgt, dass du Essen auf dem Teller hast, und ich hab’s gekocht. Ich hab dich zum Fußball und in die Schule gebracht und im Garten mit dir gepöhlt. Ich hab dir deinen Schal gehäkelt und bin mit dir ins Stadion. Ich bin mit dir zur Schule gegangen, als du Ärger hattest. Ich hab ein Geschäft aufgebaut, damit du nicht nackt rumlaufen musst und genug zu beißen hast. Ich hab jedem verlausten Quadratschädel in Leith die Haare gewaschen und geschnitten, damit du die Schule zu Ende machen und einen vernünftigen Job finden konntest. Ich bin jedes Jahr mit dir in Ferien nach Spanien gefahren. Ich hab dich aus dem Scheißknast in der High Street geholt, als du dich in diese blöde Scheiße reingeritten hast, und ich hab deine Strafen bezahlt! Ich! Ich war das! Sonst keiner!
Skinner zwang sich, den Mund zu halten. Denn es stimmte. Und er betrachtete die harte, verbitterte, liebevolle und wunderbare Frau, die ihr ganzes Leben seinem Wohlergehen untergeordnet hatte. Er dachte daran, wie er mit ihr und ihren Freundinnen Trina und Val, seinen Punk-Ersatztanten, aufgewachsen war. Die auf ihn aufgepasst und ihn nie von oben herab behandelt hatten, die seine Meinung geachtet und ihn wie einen Erwachsenen respektiert hatten, obwohl er nur ein kleiner Junge war. Das einzig Schlimme war gewesen, dass sie versucht hatten, ihn mit ihrer Musik zu indoktrinieren. Diese Bands, von denen sie dauernd quatschten, die Rezillos, die Skids, die Old Boys. Aber das war nur eine Kleinigkeit, das Entscheidende war, dass seine Mutter sichergestellt hatte, dass seine Ausgangsposition nicht nur genauso gut, sondern sogar besser war als die der ganzen Kinder mit zwei Elternteilen um ihn herum. Er guckte runter auf das Essen, das Beverly für ihn zubereitet hatte, hielt den Mund und aß.
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Festivitäten
Dougie Winchester gab mir während meiner ersten Feiertagsperiode im städtischen Dienst ein paar gute Ratschläge. Er erklärte mir, die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr sei die schlimmste Zeit für einen Trinker, um Urlaub zu machen. Und zwar deswegen, weil diese Tage sowieso ein einziges Besäufnis sind und kein Mensch auch nur einen einzigen beschissenen Handschlag tut. Zur Arbeit kommen sowieso nur noch die Trinker; die Familienmenschen hocken zu Hause, und das sind meist die Chefs oder Miesepeter, die was gegen Saufen am Arbeitsplatz haben, man hat also freie Bahn, sich die Kante zu geben.
Die Stimmung erinnert einen an den letzten Schultag: dieses Gefühl, irgendwas würde nun passieren. Damals hingen wir aus unerfindlichen Gründen alle bei meiner Ma im Laden rum – ich, McKenzie, Kinghorn und Traynor, und warteten. Es kam kaum einmal vor, dass irgendetwas Bemerkenswertes vorfiel, aber die Vorfreude war herrlich.
Als ich um halb elf
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