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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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zuckte entschuldigend die Achseln. – Tut mir Leid … es ist bloß wegen meinem Dad, das könnte jeder hier in der Kneipe sein. Er sah sich die plaudernden Grüppchen von Gästen an, alle in ausgelassener Feierabendlaune. – Meine Mum spricht nie über ihn, sie will mir auch nicht das Geringste über den Sack verraten. Kibby, das kleine Arschloch, rennt rum, als wär er der einzige Mensch auf der Welt, der je hat leiden müssen, und alle machen: »Ooch … armer kleiner Brai-an …«
    Er merkte, dass Shannon abzuschätzen versuchte, wie weit seine Feindseligkeit gegenüber Kibby ging. Er offenbarte damit keine unbedingt einnehmende Charakterseite, doch Shannon empfand noch etwas, das stärker war: Mitgefühl. – Du weißt ja, dass ich meine Mum verloren hab, als ich noch klein war, erklärte sie ihm.
    Skinner dachte an seine eigene Mutter und wie es wäre, wenn ihr irgendwas passieren würde. – Ich kann mir gar nicht ausmalen, wie schlimm das wäre. Er schüttelte den Kopf und musste dann an Kibby denken. Was machte der arme kleine Wichser wohl gerade durch?, überlegte er.
    – Kurz gesagt, es fühlte sich absolut scheiße an, sagte Shannon gelassen. – Dad kam nicht damit zurecht. Ist zusammengeklappt. Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer B&H . Als Skinner die Zigarette aufglühen sah, wollte er auch eine, doch er unterdrückte das Verlangen. – Ich musste mich um meinen jüngeren Bruder und meine Schwester kümmern. Die Uni war also abgehakt, ich brauchte einen Job. Unser Laden zahlt einigermaßen gut, und sie geben einem einen Tag frei, um das Public Health Management Certificate zu machen. Beschissene Küchen zu inspizieren ist vielleicht nicht das, wovon ich geträumt habe, aber ich denke, es ist eine wichtige Aufgabe, also hab ich das Beste draus gemacht. Gerade deswegen habe ich ja so viel Mitgefühl mit Brian, ich weiß, was es bedeutet, so einen Menschen zu verlieren.
    – Entschuldige … mir tut Brian ja auch Leid, sagte Skinner und verspürte seltsamerweise den Wunsch, Kibby wäre bei ihnen, den Wunsch, Kibby zu trösten, ihn in den Arm zu nehmen , und dieser Impuls schockierte ihn. – Ich hab das mit Kay bloß noch nicht überwunden, sagte er rasch und stockte dann plötzlich, als er begriff, dass er eben versehentlich, gerade durch das, was er nicht gesagt hatte, eine Beziehung angesprochen hatte, die zu definieren sie sich beide bislang nicht durchgerungen hatten. – Das ist nichts gegen dich, du warst großartig, es ist bloß …
    Ihre Hände fanden einander und verschränkten sich. Skinner hatte oft Grund, darüber nachzudenken, dass ein bisschen Geknutsche manchmal intimer als Ficken sein konnte. Nun hatte es den Anschein, als gäbe es Umstände, in denen bloßes Händehalten durchaus noch stärkere Gefühlsregungen implizieren konnte. Er betrachtete die Ringe an ihren Fingern, dann blickte er in ihre großen, braunen Augen und sah die Traurigkeit darin. Er spürte, wie etwas ihn zu ihr hinzog.
    – Danke für den Versuch, Danny, aber das ist gar nicht nötig. Wir leiden beide darunter, verlassen worden zu sein, und trösten einander, haben ein bißchen Spaß und bauen unser schwer angeschlagenes Selbstvertrauen wieder ein bisschen auf. Belassen wir es doch vorläufig dabei, und wenn sich noch mehr ergibt, dann ist es halt so, okay?
    – Aye, pflichtete Skinner bei, vielleicht etwas zu eilfertig, dachte er, und das schmale Lächeln, das ihre Lippen umspielte, verriet ihm, dass sie das ähnlich sah. Ja, etwas in ihm sehnte sich immer noch nach diesem Anruf von Kay, auch wenn der Realist in ihm wusste, dass er niemals kommen würde. – Aye, neue Beziehungen nach Trennungen sind immer ein bisschen heikel. Überstürzen wir erst mal nichts, sagte er und dann, als er sich einer etwas peinlichen Pause bewusst wurde: – Du warst ziemlich lange mit Kevin zusammen, oder?
    – Drei Jahre.
    – Er muss dir fehlen, sagte er und dachte an Kay.
    – Das tut er, aber es stimmte schon eine ganze Weile nicht mehr zwischen uns. Das wussten wir beide. Wir konnten es nicht wieder kitten, wir konnten aber auch nicht Schluss machen. In gewisser Weise war es dann eine Erlösung. Ich denke, ich habe ihn schon in den letzten Monaten, die wir zusammen waren, vermisst. Aber wenn ich ehrlich sein soll, vermisse ich Ruth mehr. Sie machte ein verkniffenes Gesicht, und ihre Augen wurden zu bösen Schlitzen, – diese rückgratlose, verlogene Drecksnutte war meine beste Freundin.
    Sie hat auf einen Schlag gleich zwei

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