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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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hatte sie nach unspektakulären, oberflächlichen, betrunkenen Nummern ein Taxi nach Hause genommen.
    Aber nicht nur Kay war aus seinem Leben verschwunden, es gab auch weiterhin keinerlei Kontakt zu Beverly. An einem Nachmittag war er mal am Laden vorbeigegangen und hatte einen Blick auf den stämmigen Leib und den scharlachroten Haarschopf seiner Mutter erhascht, als sie gerade eine weitere Kundin unter die Trockenhaube setzte. Aber nein, sollte sie ruhig warten. Wenn er das nächste Mal mit ihr sprechen würde, dann um zu sehen, wie sie auf zwei simple Wörter reagierte: den Namen seines Vaters.
    Er musste wieder an das Buch denken, Die Bettgeschichten der Meisterköche .
    De Fretais und Tomlin, dieser Amerikaner, das waren die ein zigen anderen jungen Köche im Archangel, die erwähnt wurden. Cunningham-Blyth war definitiv von der Liste gestrichen. Und es war doch garantiert nicht diese feiste Fotze von De Fre …
    Nein. Unmöglich.
    Düster in sein halb volles Glas starrend, konnte sich Skinner in den morgigen Tag versetzen und sah seine zitternde, verunsicherte, schwitzende Gestalt sich unter den Neonröhren winden, während er innerlich vor Cooper und Foy in die Knie ging. Nicht besser als Kibby, schimpfte er auf sich selbst und sah zu, wie McKenzie an der Theke Biernachschub holte. Und noch ein Drecksbier.
    Ja, jede noch so beiläufige Nachfrage würde doppelt so schrill und laut erscheinen und von seinem überhitzten, rasenden Gehirn als hochnotpeinliches Verhör wahrgenommen werden, das ihn als den versoffenen, unfähigen Blender entlarven sollte, für den ihn alle hielten. Paradoxerweise war sowohl die Ursache wie die Lösung für die quälende Gewissheit der Scheußlichkeit des kommenden Tags noch mehr Alkohol. Nach einigen weiteren Pints würde jeder Gedanke an das Böse, das ihm bevorstand, von ihm abfallen. Dann würden sie zu irgendeinem Club stolpern oder mit eilig besorgtem Spritvorrat zu ihm nach Hause, zu McKenzie oder zu irgendwem, dem sie unterwegs über den Weg liefen. Alle Angst würde vergessen sein, bis sie am nächsten Morgen, wenn ihn der Wecker aus der Bewusstlosigkeit riss, noch viel schlimmer zurückkehren würde.
    Und Kibby würde auch da sein, als einer der Ersten bei der Teambesprechung zur Verfahrensoptimierung: ausgeruht, enthusiastisch – und vor allem motiviert.
    Er wandte sich McKenzie zu und sah recht betrübt das volle Glas an, das sein Freund ihm hinstellte. – Lohnt sich der Aufwand überhaupt, Rab?
    – Is doch egal, ob oder ob nich, ist halt dein Job, erwiderte McKenzie, stoisch und ungerührt wie immer. Seelenstriptease und Rab McKenzie passten zusammen wie Springmäuse und Fischfrikadellen.
    Und so kippten sich McKenzie und Skinner mit ihrer gewohnten Begeisterung zu, bis Skinner den köstlichen Übergang in die »Scheißegal-Zone« spürte. Gut, Schichtbeginn war schon in ein paar Stunden, aber es hätten auch Lichtjahre sein können. Und was spielte das auch schon für eine Rolle? Er, Danny Skinner, konnte jeden von den zweitklassigen Wichsern in die Tasche stecken. Aye, er würde es diesem arschkriechenden kleinen Scheißer von Kibby schon zeigen. Seine Präsentation stand, na ja, so gut wie, und er würde alle damit umhauen!
    Sie starteten eine Kneipentour; eine berauschte Reise mit alkoholschwangeren Freundschaftsbekundungen hier und dem Austausch höhnischer Feindseligkeiten dort. Dann, nach einer wirren Phase ohne Zeitgefühl ein verschwitzter Taumel durch Fieberwelten hinein in Auflösung und Vergessen. Es war genau dieser Zustand, der Skinner oft im Nachhinein, wenn er sich wieder daraus zu befreien begann und in einen leichteren Dämmerzustand fiel, fragen ließ: Ist so der Tod? Wie ein Alkohol koma?
    Wie deklamierte doch der alte Percy so schön:
    Welch Wunder ist der Tod,
    Tod und sein Bruder Schlaf
    Dann ratterte der Wecker los, hämmerte von außen und innen gegen seine Schädeldecke, und Danny Skinner erwachte, beide Strümpfe noch an den Füßen. Während er durch seine verätzte Kehle rasselnd Luft in die Lungen sog und sein verwirrter Verstand die Gegenstände um ihn herum zu identifizieren begann, überkam Skinner eine Woge der Erleichterung: Wenigstens lag er in seinem eigenen Bett.
    Dann entdeckte er seinen tiefblauen Armani-Anzug zerknittert auf dem Fußboden, Hose und Jackett. Skinner schwang sich hoch, aber zu rasch. Er begann zu würgen und stürzte Richtung Badezimmer. Der dünne Teppich auf dem Dielenboden rutschte unter seinen Füßen weg,

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