Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
düsteren Brücke bekamen … äh, willst du das wirklich alles hören?
Skinner nickte und drängte ihn fortzufahren.
– Ich verstand mich schon immer aufs Mixen und Rezepte-machen … ich hab immer gern Sachen zusammengerührt , könnte man wohl sagen. Jedenfalls entschloss ich mich, ein Zeichen zu setzen und mit einer selbst gebastelten Bombe eins der vielen Symbole des britischen Imperialismus in die Luft zu sprengen, die diese Stadt verunzieren. Ich hatte die Statue des Duke of Wellington im Eastend ins Auge gefasst. Also baute ich eine Rohrbombe. Unglücklicherweise hielt ich den Behälter zwischen den Beinen, während ich ihn mit Sprengstoff füllte. Er ging vorzeitig hoch. Ich verlor meinen Penis und einen meiner Hoden, erzählte er, nun beinahe fröhlich, fand Skinner. – Vermutlich hätte sie dem Iron Duke nicht mal einen Kratzer zugefügt. Cunningham-Blyth schüttelte den Kopf und lächelte resigniert.
– Ich war achtzehn Jahre alt und hatte erst mit einem Mädchen was gehabt, mit einer drallen, jungen Lehrerin von der Grundschule in Aberfeldy. Sie war potthässlich, aber es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mit Freude im Herzen an sie denke, und doch, ich spüre sie, die Phantom-Erektion, hart und kräftig wie der Schlagstock eines Bobbys früher. Pass gut auf deinen kleinen Mann auf, mein Junge, sagte der alte Küchenchef traurig, – das ist der beste Freund, den du je haben wirst, und lass dir von keinem was anderes erzählen.
Skinner stand einen Moment wie gelähmt da, dann nickte er Sandy Cunningham-Blyth knapp zu und verließ die Wohnung. Sein Kopf schwirrte, während er die Kopfsteinpflaster der New Town runterhuschte in Richtung des schwarzen, öligen Wassers des Firth of Forth.
Gut, ich komme hinter die Bettgeschichten der Meisterköche, bloß sind es nicht die, nach denen ich suche .
[Menü]
13
Frühjahr
Der Frühling hielt nur zögerlich Einzug in Edinburgh, unschlüssig wie eh und je, ob er bleiben sollte oder nicht. Trotz ihrer traditionell skeptischen Einstellung zu seinem flatterhaften Wesen begrüßten ihn die Edinburgher optimistisch. Und die Belegschaft des Amts für Verbraucherschutz und Lebensmittelüberwachung stellte da keine Ausnahme dar. Man erwartete positive Neuigkeiten über eine Budgetaufstockung, und die Angestellten versammelten sich im Konferenzraum, um von John Cooper zu hören, dass der Etat tatsächlich zum ersten Mal seit fünf Jahren in realen Zahlen wachsen würde. Das bedeutete eine Neustrukturierung, bei der eine Stelle für einen zusätzlichen Sachbereichsleiter geschaffen würde. Irgendwer hatte eine Beförderung zu erwarten.
Obgleich häufig in der Stadtverwaltung gescherzt wurde, dass Cooper eine Beförderung wie eine Degradierung aussehen lassen konnte, wurde die Nachricht von den meisten Anwesenden mit Freude aufgenommen. Skinner blickte zu Bob Foy und sah einen Muskel in dessen Gesicht zucken. Ob das sonst noch jemand sah? Er schaute Aitken an, der in Ruhestand ging, desinteressiert; dann McGhee, der bereits erklärt hatte, er wolle zurück in seine Heimatstadt Glasgow. Dann sah er Kibby, der ernst und konzentriert dasaß. Kibby hatte in letzter Zeit hart daran gearbeitet, sich bei Foy wieder lieb Kind zu machen, und das mit einigem Erfolg, wie Skinner bemerkte. Seine eigenen Beförderungschancen waren schwerer einzuschätzen. Sein Alkoholkonsum war unvermindert heftig, doch er hatte sich durch die Beziehung zu Shannon eingependelt.
Und so fand sich an einem der ersten richtig warmen Abende des Jahres die Abteilungsbelegschaft im Café Royal ein. Bob Foy als ihr Vorgesetzter hatte vorgeschlagen, die guten Nachrichten nach der Arbeit mit einem Bier zu begießen. Aus einem Bier wurden natürlich mehrere, und schon bald waren alle im vornehmen Schankraum mit seiner Eichentäfelung und seinen Marmorfliesen hinreichend angeheitert. Brian Kibby war die rühmliche Ausnahme. Wie es seine Gewohnheit war, hatte er es vorgezogen, die meiste Zeit des Abends bei Mineralwasser zu bleiben.
Skinners Zynismus steigerte sich analog zu seinem Blutalkoholwert. Während er die Mienen seiner Kollegen musterte – fröhlich, lächelnd, optimistisch –, verdüsterten sich seine Gedanken. Alle, stellte er fest, waren ausgelassen, nur Brian Kibby nicht.
Aye, aber motiviert ist er. Wenn es ein Wort gibt, das ihn um schreibt, dann dieses. Das sagten alle von den alten Kollegen: »Aye, motiviert ist er, der Junge.«
Und Skinner spürte, dass Kibby mit seiner Motivation zu
Weitere Kostenlose Bücher