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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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beförderte ihn damit aber nur umso schneller zum großen Porzellangott, vor dem er auf die Knie fiel. Quälendes, kräftezehrendes Erbrechen, das ihm die Seele aus dem Leib zu reißen schien, verflachte schließlich zu einem trockenen Würgen.
    Er spülte den grausamen Beweis für die Exzesse des vergangenen Abends in die städtische Kanalisation und versuchte, sich zu sammeln. Mit Blick auf die blauen Kacheln, in deren Muster er neue, geheimere Feinheiten entdeckte, versuchte er, gleichmäßiger zu atmen. Dann stand er schwankend wie ein neugeborenes Kalb auf und öffnete das schmale Milchglasfenster, das auf den Lichtschacht ging. Was war letzte Nacht passiert?, fragte er sich vor dem Rasierspiegel, aus dem ihn seine roten verklebten Augen entgegenstarrten.
    NEIN .
    Das Wort hallte in seinem Kopf wider. Es hätte ihn nicht überrascht, eine Axt in seinem Schädel vorzufinden, als er seinen Kopf betastete.
    NEIN NEIN NEIN .
    Manchmal sagen wir nein, wenn wir nein hoffen.
    McKenzie. Ein schnelles Bier nach dem Büro. Dann die Kneipen tour. Dann haben wir Gary Traynor getroffen. Ich hab ihm für das Video mit dem Jesus-Porno gedankt; Am Kreuz genagelt. Er hat gesagt, er hätte noch so eins für mich, das er mal rüberwachsen lassen würde. Er erzählte mir davon, und wir lachten … wie hieß es gleich … Moses und der brennende Busch! Aye, genau. So weit, so gut. Dann die Torte. Wirkte ganz okay. Hab ich mich zum Idioten gemacht? Nee … na ja, schon, aber was soll’s, ich seh sie eh nie wieder. Aber halt …
    O NEIN …
    … dann … NEIN , NEIN , NEIN , ich glaub es nicht, DAS DARF DOCH NICHT WAHR SEIN …
    NEIN .
    NEIN .
    Cooper.
    Er war auch in dem Pub auf der Mile gestern. Nach der Stadt ratssitzung.
    NEIN . Mit zwei Ratsmitgliedern. Baird und Milton.
    NEIN . Ich bin zu denen hin, hab die Fotzen angequatscht …
    NEIN .
    Ich hab sie angesungen.
    NEIN .
    Ich hab …
    NEIN NEIN NEIN …
    … Ich hab Cooper einen Schmatz gegeben! Auf den Mund! Eine abfällige, höhnische Geste, mit der ich gesagt hab: »Ich bin Danny Skinner, und ich hab keinerlei Respekt vor so nem Wichser wie dir oder deinem Rang oder deinem verfickten Stadtrat.«
    Cooper. Da hätte ich der Fotze auch gleich eine reinhauen können.
    NEIN .
    O Scheiße, bitte, lieber Gott, nicht.
    Jetzt wusste Cooper Bescheid: In jenem törichten Moment wurde jedes unvorteilhafte Gerücht, das über Skinner je verbreitet worden war, voll und ganz bestätigt. Jedes bisschen Tratsch, das dem Boss von diesem korrupten Schwanzlutscher Foy ins Ohr geflüstert worden war, all das war in diesen paar Minuten von Wahnwitz spektakulär bestätigt worden. Danny Skinner war nun auf höherer Verwaltungsebene und bei Ratsmitgliedern als unsicherer Kantonist bekannt, als Alkoholiker – als labiler, leichtfertiger junger Mann, dem man keine höhere Position zutrauen konnte, wollte man sich keinen Ärger einhandeln. Ja, er hatte Cooper vorgeführt, dass all das Geläster auf Tatsachen beruhte. Er hatte seine Karriere, sein Leben ruiniert. Das Studium, das College, die Schule. Der geleistete Triebverzicht (und keiner hasste Triebverzicht mehr als Danny Skinner), alles war umsonst gewesen.
    NEIN .
    Skinner klammerte sich an Strohhalme. Vielleicht war Cooper ja auch betrunken gewesen und konnte sich an nichts erinnern.
    NEIN .
    Manchmal sagen wir »nein«, wenn wir »ja« hoffen.
    Aber nein.
    Cooper trank nur selten und niemals, niemals exzessiv.
    Er war das große Vorbild für Kibby, diese kleine Lusche, noch mehr als Foy .
    John Cooper würde sich an das kleinste Detail ihrer Begegnung mit kriminalistischer Genauigkeit erinnern. Alles würde sorgfältigst vermerkt werden, in irgendeinem Kalender oder sogar in Skinners Personalakte. Denn von nun an stand er auf der Abschussliste. Sie würden ihn an den Rand drängen, ihn aufs Abstellgleis stellen, wo er Neulingen im Amt als bemitleidens wertes Beispiel dafür dienen könnte, wie man seine Karriere nicht angehen sollte. Er dachte an Dougie Winchester und die vielen anderen wie ihn, die im Amt als Alkoholiker gebrand markt waren; wie sie, nachdem ihre Jugend und damit ihr Elan dahin waren, nur noch jämmerliche Gestalten darstellten, die man verachtete und verhöhnte. Ohne Aussicht auf Beförderung auf einem schlecht bezahlten Posten hocken und ohne große Er wartungen brav vor sich hin arbeiten, nur noch das Ticken der Uhr und die Aussicht auf das nächste Bier im Kopf.
    Ich werd ein verfickter Aussätziger sein.
    Skinners Nerven

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