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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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dich herauslässt …«
    »Oder bis das Monster dich frisst«, fügte Cam barsch hinzu.
    Kiahs Augen blitzten auf. »Aber es kann dich nicht fressen, bis es alle Lämmer dort hat. Je-des ein-zel-ne.«
    Räuber und Gendarm, dachte Jenny. Nur andersherum. Der neue Name erschien ihr jedoch ein wenig brutal, ebenso wie der Ausdruck in den Augen von Cam, dem Monster. Ich frage mich, wie es wohl für ihn zu Hause sein muss, dachte sie.
    »Cam«, sagte Jenny schließlich. Er richtete den Blick seiner harten blauen Augen auf sie. »Cam, haben dir deine Eltern erzählt, was mit Summer passiert ist?«
    Er nickte verkrampft.
    »Nun …« Jenny hatte das Gefühl, dass Aba vielleicht nicht gutheißen würde, was sie als Nächstes vorhatte. Aber hier, bei den Kindern, spürte sie eine stärkere Verbindung als irgendwo sonst.
    »Ich weiß, es klingt verrückt. Ich weiß, dass deine Mom und dein Dad es nicht glauben. Aber Cam, es ist die Wahrheit. Wir haben Summer nichts getan, und wir wollten auch nicht zulassen, dass irgendjemand sonst ihr
etwas tut. Du hast ja keine Ahnung, wie leid …« Tränen quollen plötzlich über und es war Jenny furchtbar peinlich. Cam wandte den Blick ab, und Jenny versuchte, sich zusammenzureißen.
    »Und jetzt versuchen wir, die Person, die ihr etwas angetan hat, daran zu hindern, noch irgendjemand anderem etwas anzutun«, flüsterte sie und kam sich törichterweise vor wie im Fernsehen bei »America’s Most Wanted«.
    Joey, der sich zu der Gruppe von Kindern gesellt hatte, war rot bis an die Haarwurzeln – vor Scham über seine ältere Schwester, die mitten auf dem Gehweg heulte. Aber Cams angespannter Gesichtsausdruck löste sich ein wenig.
    »Du meinst, diese ganzen Sachen, von denen die anderen reden, dass ihr nach einem Papierhaus sucht und so, sind wahr?«
    »Davon reden sie? Gut.« Es funktioniert, dachte Jenny. Buschtrommeln unter Kindern. Die Mienen dieser Kleinen hatten etwas Ermutigendes. Sie waren nicht verschlossen wie die der Erwachsenen, sondern offen, interessiert, nachdenklich. »Hört zu«, begann sie. »Wir suchen immer noch nach diesem Haus und jetzt suchen wir noch nach etwas anderem. Nach einem Mädchen, das mit P.C. Serrani befreundet war.« Zum hundertsten Mal an diesem Tag beschrieb sie das weinende Mädchen.
    Die Kinder lauschten aufmerksam.

    »Wir wollen wirklich gern mit ihr reden«, fügte Jenny hinzu.
    Und dann erklärte sie, warum. Warum sie das Mädchen brauchten und warum sie das Haus brauchten. Sie erklärte mehr oder weniger auch, was es mit Julian auf sich hatte. Eine etwas bereinigte Version, aber die Wahrheit.
    Als sie fertig war, atmete sie tief durch – und beobachtete die Kinder, die einander ernst und entschlossen ansahen. Die Kinder waren bereit, sich im Zweifelsfall für Jenny zu entscheiden. Selbst Joey, der während der letzten beiden Wochen vor ihr weggelaufen war, wirkte halbwegs überzeugt.
    »Wir werden morgen nach dem Mädchen suchen«, sagte er. »Und wir werden mit den anderen Kindern reden, die Geschwister in der Mittelstufe haben. Die könnten sie kennen.«
    »Genau!«, rief Jenny erfreut. Sie ersparte ihm die Demütigung, in der Öffentlichkeit einen Kuss von seiner Schwester zu bekommen. »Aber seid bitte vorsichtig. Wenn ihr das Papierhaus seht, fasst es nicht an.«
    Da verschwand auch der letzte leise Zweifel aus den Gesichtern und alle Kinder nickten eifrig. Dank ihrer Beharrlichkeit hatte Jenny das Gefühl, ein Team kleiner Privatdetektive rekrutiert zu haben.
    »Danke«, sagte sie und ahnte zugleich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war, um sich zurückzuziehen und die Kinder allein zu lassen. Sie bedeutete Audrey, ihr zum nächsten Haus zu folgen.

    »Ein einziges Spiel noch«, ertönte eine Kinderstimme hinter ihr, und eine andere sagte: »Aber wer wird das Monster sein?«
    »Cam, außer er kann erraten, wer das Auge gemacht hat«, flötete Kiah mit ihrer süßen Stimme. Vor der Tür des nächsten Hauses schaute Jenny noch einmal in Richtung Straße.
    Cam hatte sich umgedreht und unterzog sich dem komplizierten Ritual, bei dem das Monster ausgewählt wurde. »Ich zeichne eine Schlange auf deinen Rücken«, rief Kiah und malte mit dem Finger eine wackelige Gestalt auf Cams Pullover. »Wer macht das Auge?«
    Da sprang ein anderes Kind vor und verpasste Cam einen Hieb zwischen die Schulterblätter. »Courtney!«, rief Cam.
    »Falsch! Du bist wieder das Monster!«
    Da öffnete sich die Haustür vor ihnen, nachdem Audrey

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