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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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geflochtenen Slippern klebten, wollten am liebsten über den Gehweg stürmen.
    Es holte sie ein.
    Es kann kein Mensch sein – ein Mensch würde über diese Hecken hinausragen, dachte Jenny und warf einen Blick hinter sich. Plötzlich hatte Jenny ein schreckliches Bild vor Augen: die kleine Nori, die spinnenähnlich hinter den Büschen herumhuschte, das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt.
    Renn nicht renn nicht renn nicht …
    Da tauchte der Wagen war vor ihnen auf, schwarz statt rot im Schatten hinter einer Straßenlaterne. Jenny glaubte, unheimlich schnellen Atem hinter ihr zu hören.
    Rennnichtrennnichtrennnichtrennnicht …
    »Hol die Schlüssel raus«, stieß sie hervor. »Hol die Schlüssel raus, Audrey …«
    Endlich, der Wagen. Das Rascheln war jetzt direkt neben Jenny, gleich auf der anderen Seite der Hecke. Es wird durch die Hecke kommen, dachte sie, mitten durch die Hecke und uns packen …
    Audrey nestelte in ihrer Handtasche herum. Sie ließ den einen ihrer Pumps, den sie noch in der Hand hatte, fallen. Jenny packte den Türgriff des Autos.
    »Audrey!« Sie schrie beinahe und rüttelte an dem Griff.

    Audrey leerte den Inhalt ihrer Handtasche auf den Gehweg und wühlte verzweifelt mit der Hand in den Sachen – bis sie endlich die Schlüssel zu fassen bekam.
    »Audrey! Mach auf!« Jenny beobachtete gequält, wie Audrey zur Fahrerseite des Autos rannte und den Inhalt ihrer Handtasche wild verstreut auf dem Boden liegen ließ.
    Aber es war zu spät. Direkt hinter Jenny krachte es in der Hecke.
    Im selben Moment löste sich eine dunkle Gestalt aus den Schatten und ragte auf dem Gehweg vor ihr auf.

Jenny schrie. Es war ein halber Schrei. Der Rest ging unter, als sie zu Boden geworfen wurde. Von der dunklen Gestalt vor ihr. Und diese Gestalt rief etwas.
    »Jenny, runter!«
    Ihr Gehirn begriff die Worte erst, als sie schon unten war. Sie hörte ein dumpfes Krachen und ein Donnern und ein Rauschen, das vielleicht das Blut in ihren Ohren sein mochte. Dann hörte das Krachen auf.
    »Warte, bleib unten, bis ich festgestellt habe, ob es weg ist«, erklang Toms Stimme. Jenny stand trotzdem auf und sah ihn erstaunt an. Was machst du hier?, dachte sie. Aber laut fragte sie: »Hast du es gesehen?«
    »Nein, ich habe dich angesehen. Ich habe es nur geh ört, und dann hab ich …«
    »… mich zu Boden gerissen«, beendete Jenny seinen Satz. »Hast du es gesehen, Audrey?«
    »Ich? Ich hab versucht, meine Tür aufzubekommen, und dann habe ich versucht, deine Tür aufzubekommen. Ich habe gehört, wie es vorbeiging, aber als ich hinschaute, war es weg.«
    »Ich glaube nicht, dass es vorbei gegangen ist«, sagte Tom. »Ich glaube, es ist drüber gegangen – es ist über die Motorhaube deines Autos gelaufen.«

    »Das ist unmöglich«, widersprach Jenny. »Niemand würde …« Sie brach ab. Wieder kam ihr das Bild von Nori in den Sinn, wie sie spinnengleich umherhuschte.
    »Ich glaube auch nicht, dass es ein Mensch war«, begann Tom mit leiser Stimme. »Ich glaube …«
    »Seht mal!«, rief Audrey. »Dort hinter dieser Straßenlaterne – ein Tier …« Ihre Stimme war schrill vor Angst.
    »Schalt deine Scheinwerfer ein«, sagte Tom.
    Ein weißer Lichtkegel durchdrang die Dunkelheit. Das Tier wurde direkt von den Strahlen eingefangen, und seine Augen reflektierten grünes Licht.
    Es war ein Hund.
    Irgendeine Labradormischung, schätzte Jenny. Schwarz genug, um mit der Nacht zu verschmelzen – oder den Hecken. Das Tier beäugte sie neugierig, dann wedelte es schnell und unsicher mit dem Schwanz.
    Das Rascheln in den Büschen, dachte Jenny. Dieses Schwanzwedeln! Und der schnelle, keuchende Atem.
    »Hundeatem«, stieß sie laut und beinahe hysterisch hervor. Nach der furchtbaren Anspannung war die Erleichterung beinahe schmerzhaft.
    Audrey ließ ihren rotbraunen Schopf auf das Lenkrad sinken.
    »Und dafür habe ich meinen Schuh verloren?«, fragte sie, richtete sich auf und funkelte Jenny an, die vor Aufregung Schluckauf bekommen hatte.
    »Wir werden zurückgehen und ihn holen. Es tut mir
leid. Ehrlich. – Aber ich bin trotzdem froh, dass du hier bist«, bemerkte Jenny zu Tom.
    Er betrachtete den Hund. »Ich denke nicht …«, begann er von Neuem. Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich zu ihr um. »Ich wollte dir nicht wehtun.«
    »Ach nein?«, fragte Jenny und meinte damit nicht die Tatsache, dass er sie zu Boden gerissen hatte. Sie sah ihm in die Augen.
    Er bückte sich, um Audrey zu helfen, ihren

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