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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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verstreuten Handtascheninhalt vom Gehweg aufzulesen. Sie fanden tatsächlich nur einen Schuh.
    »Oh, lass es gut sein«, murmelte Audrey erschöpft. »Ist nicht mehr wichtig. Ich will nur noch nach Hause und in die Badewanne.«
    »Fahr nur. Tom kann mich nach Hause bringen«, erwiderte Jenny. Tom sah sie an und wirkte verblüfft. »Du bist doch mit dem Auto da, oder? Oder bist du zu Fuß gegangen?«
    »Mein Wagen steht ein Stück die Straße runter. Aber …«
    »Dann kannst du mich also nach Hause bringen«, sagte Jenny energisch. Audrey zog die Augenbrauen hoch, dann stieg sie in ihren Wagen und rauschte mit einem »Ciao« davon – und regelte die Angelegenheit damit auf ihre Weise.
    Tom und Jenny gingen langsam zu Toms RX-7. Doch als sie im Wagen waren, ließ Tom den Motor nicht an. Sie saßen einfach nur da.

    »Du hast dich ziemlich rar gemacht«, bemerkte Jenny, »während wir anderen gearbeitet haben.« Das war nicht das, was sie eigentlich hatte sagen wollen. Aber sie war zu aufgeregt, um die richtigen Worte zu finden.
    Tom nestelte am Radio herum, aber es rauschte nur. »Tut mir leid, Jenny«, sagte er. »Ich hatte zu tun.«
    Wo war sein Lächeln geblieben – dieses verwegene, verschwörerische Grinsen, mit dem er sie immer von der Seite angesehen hatte? Er behandelte sie höflich, als sei sie irgendjemand.
    Schlimmer noch, er nannte sie Jenny. Nicht Thorny. Oder gab ihr irgendeinen der anderen dummen Namen, wie sonst, wenn er glücklich war.
    »Tom, was zur Hölle ist los?«
    »Nichts.«
    »Wovon redest du? Nichts?! Tom, sieh mich an! Du bist mir den ganzen Tag aus dem Weg gegangen. Was soll ich denn denken? Was ist los ?«
    Tom schüttelte nur schwach den Kopf.
    »Du hast mich wirklich gemieden. Mit voller Absicht.« Bis jetzt hatte Jenny es selbst nicht ganz geglaubt, aber genau so war es. »Und das nicht nur heute. Das geht schon so, seit …« Sie brach ab. »Tom. Es ist doch nicht wegen – es hat doch nichts zu tun mit …« Sie konnte sich nicht dazu überwinden, es auszusprechen, es war zu lächerlich. Aber welche andere Erklärung gab es schon?
    »Es hat doch nichts mit dem zu tun, was während dieses Spiels passiert ist, oder? Mit – ihm ?«

    Sein Schweigen zeigte ihr, dass sie recht hatte.
    »Bist du verrückt?«, fragte Jenny wütend.
    »Lass uns einfach nicht darüber reden.«
    »Lass uns einfach nicht darüber reden?« Jenny wurde allmählich hysterisch.
    »Hör mal, ich weiß Bescheid. Vielleicht besser als du selbst.« In dem schwachen Licht des Armaturenbretts konnte sie erkennen, wie er seinen Mund zu einer grimmigen Linie verzog.
    Jenny riss sich zusammen. »Tom, ich bin deine Freundin« , sagte sie behutsam. »Ich liebe dich. Wir waren schon immer zusammen. Aber jetzt hast du dich plötzlich vollkommen verändert und du benimmst dich wie … wie …«
    »Nicht ich habe mich verändert«, erklärte er. Dann drehte er sich ganz zu ihr um und fügte hinzu: »Kannst du mich ansehen und mir sagen, dass du nicht an ihn denkst?«
    Jenny war sprachlos. »Kannst du mir das ehrlich sagen? Dass du nicht an ihn denkst, niemals ?«
    »Nur wenn ich Angst vor ihm habe«, flüsterte Jenny mit trockener Kehle. Ein schreckliches Gefühl stieg in ihr auf, als erwarteten sie ein Erdbeben und eine Flutwelle gleichzeitig.
    »Ich habe dich mit ihm gesehen – ich habe gesehen, wie ihr einander angeschaut habt.«
    Oh, Gott, dachte Jenny. Ihr Kopf war voller panischer
Bilder. Julians Finger in ihrem Haar, leicht und sanft wie eine Katzenpfote; Julian, der ihr Gesicht berührte, und Jenny, die auf ihn zuschwebte; Julian, der ihren Nacken küsste …
    Aber Tom hatte das alles nicht gesehen. Er sie und Julian nur am Ende zusammen gesehen, als Jennys Gedanken sich ausschließlich darum gedreht hatten, ihre Freunde irgendwie aus dem Papierhaus zu bekommen.
    »Ich habe versucht, uns alle zu retten«, sagte sie, und ein Hauch moralischer Überlegenheit schwang in ihrer Stimme mit. »Das weißt du.«
    »Und das bedeutet, dass du nicht das Geringste für ihn empfunden hast?«
    Lüge, dachte Jenny. Aber es gab gar keinen Grund zu lügen. Sie hatte nichts für Julian empfunden. Aber sie war so verwirrt – verängstigt und verwirrt –, dass … »Nein«, sagte sie bestimmt.
    »Ich kenne dich, Jenny. Ich weiß, wann dir etwas unter die Haut geht. Ich habe gesehen, wie du – auf ihn reagiert hast. Er bringt eine neue Saite in dir zum Klingen, er – macht dich anders.«
    »Tom …«
    »Und ich habe

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