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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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hören.

    Jenny betrachtete die Einfahrt. Keine Autos. Vielleicht waren keine Erwachsenen zu Hause. Sie bedeutete Dee und Cam, beim Wagen zu bleiben, dann ging sie um das Haus herum. Sie öffnete das knarrende Eisentor und watete durch das kniehohe Gras zur hinteren Veranda.
    Mit festem Griff packte sie den Knauf der Hintertür. Dann warf sie einen Blick gen Himmel, holte tief Luft und versuchte, den Knauf zu drehen.
    Die Tür war unverschlossen. Jenny trat ein und folgte dem Geräusch des Fernsehers in ein kleines Wohnzimmer.
    Auf einer rostfarbenen Couch saß das weinende Mädchen.
    Bei Jennys Anblick sprang sie überrascht auf und das Popcorn aus der Mikrowellentüte landete auf dem Teppich. Ihr langes dunkles Haar schwang ihr über die Schultern. Ihre gehetzten Augen waren groß und ihr Mund stand offen.
    »Hab keine Angst«, sagte Jenny. »Ich werde dir nichts tun. Aber wie ich dir schon mal gesagt habe: Ich muss mit dir reden.«
    Hass blitzte auf dem Gesicht des Mädchens auf.
    »Ich will aber nicht mit dir reden!« Sie rannte zum Telefon. »Ich rufe die Polizei an – du bist unerlaubt ins Haus eingedrungen.«
    »Nur zu, ruf sie an«, erwiderte Jenny mit einer Gelassenheit, die sie nicht empfand. »Und ich werde ihnen
sagen, dass du nicht alles über den Morgen, an dem P.C. verschwunden ist, erzählt hast. Du hast P.C. gesehen, nicht wahr? Du weißt, wo er hingegangen ist.« Es war ein Glücksspiel. Am Anfang hatte Angela damit gedroht, es zu erzählen; in der Schultoilette hatte sie gesagt, sie könne beweisen, dass P.C. Summer nicht getötet hat. Aber sie hatte es nicht erzählt – also wollte sie es offenbar nicht. Jenny setzte darauf, dass Angela es schließlich doch lieber ihr als der Polizei anvertrauen würde.
    Das Mädchen sagte nichts, ihre schlanke olivfarbene Hand ruhte schlaff auf dem Telefon.
    »Angela.« Jenny ging auf sie zu, wie vor vier Tagen in der Toilette. Sie legte die Hände auf die Schultern des Mädchens, aber diesmal sanft.
    »Du hast P.C. gesehen, nicht wahr? Und du hast gesehen, was er bei sich hatte. Angela, du musst es mir sagen. Du verstehst nicht, wie wichtig das ist. Wenn du es mir nicht erzählst, könnte das, was P.C. zugestoßen ist, auch anderen zustoßen.«
    Jenny spürte, wie sich die kleinen Knochen unter ihren Händen hoben, als Angela zittrig Atem holte.
    »Ich hasse dich …«
    »Nein, das tust du nicht. Du willst etwas hassen, weil du so sehr leidest. Ich verstehe das. Aber ich bin nicht deine Feindin und ich bin auch keine Tussi oder sonst was. Ich bin einfach ein Mädchen wie du, das versucht, mit der Situation fertig zu werden, das versucht, zu verhindern,
dass etwas Schlimmes geschieht. Und ich leide ebenfalls.«
    Dunkle, nachdenkliche Augen musterten ihr Gesicht. »Ach ja?«
    »Ja. Wie die Hölle. Und wenn du das nicht glaubst, bist du gar nicht so klug, wie du aussiehst.« Jennys Nase und Augen brannten. »Hör zu, Summer Parker-Pearson war eine meiner besten Freundinnen. Ich habe sie verloren. Jetzt habe ich deswegen auch noch meinen Freund verloren. Ich will nicht, dass etwas noch Schlimmeres passiert – aber das wird es, wenn du mir nicht hilfst.«
    Bevor Angela die Augen schloss, sah Jenny Tränen darin schimmern.
    Jenny sprach leise weiter. »Wenn du weißt, wo P.C. an diesem Morgen hingegangen ist, dann musst du es mir jetzt sagen.«
    Angela schüttelte Jennys Hände ab und drehte sich um. Für einen Moment schien ihr ganzer Körper unter Hochspannung zu stehen, dann sackte sie in sich zusammen. »Ich werde es dir nicht erzählen – aber ich werde es dir zeigen«, sagte sie.
    »Jenny? Bist du da drin?«
    Dees Stimme von der Hintertür. Als Dee mit schmalen Augen und geschmeidig wie ein Jaguar auftauchte, streckte Jenny hastig die Hände nach Angela aus. »Es ist in Ordnung. Sie ist meine Freundin. Du kannst es uns beiden zeigen.«

    Das Mädchen zögerte, dann nickte sie und gab nach.
    Zu Jennys Überraschung ging sie nicht zur Vordertür, sondern führte sie durch die Hintertür in den Garten. Cam folgte ihnen durch das hohe Gras. Der Garten fiel zu einem dichten Gebüsch hin ab; er war viel größer, als Jenny auf den ersten Blick gedacht hatte. Neben einer Gruppe von überhängenden Bäumen stand ein windschiefer, zur Seite geneigter Werkzeugschuppen.
    »Dort«, sagte Angela. »Dort ist P.C. hingegangen.«
    »Oh nein, das tust du nicht.« Jenny hielt Dee mitten im Sprung fest. »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Türen einfach so

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