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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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und kniete sich hin.
    Es wirkte nicht so, als ob irgendetwas davon abgekratzt worden wäre. Entweder hatte die Polizei es nicht gesehen oder es war ihr egal gewesen. Es war offensichtlich nicht das Blut von irgendeinem irdischen Lebewesen. Es sah nicht nach etwas Wichtigem aus.
    Aber das war es. Es war sogar sehr wichtig. Mit seinem Schweizer Armeemesser kratzte Tom etwas von dem klebrigen Zeug ab, um es zu untersuchen. Es hatte einen seltsamen, moschusartigen Geruch, und wenn man es ganz dünn verteilte, war es nicht schwarz, sondern rot.

    Tom hockte sich auf die Fersen, schloss die Augen und versuchte, die Selbstbeherrschung zu bewahren, für die er so berühmt war.
     
    Am Donnerstag stellte Jenny fest, dass Zach dunkle Ringe unter den Augen hatte und Dee nervöser war denn je. Michaels Gesicht war fleckig, und einer von Audreys Nägeln sah tatsächlich so aus, als hätte sie ihn angekaut.
    Langsam aber sicher gingen sie alle zugrunde.
    Wegen der Träume. Das war alles. Es passierte nicht wirklich etwas in der Nacht, nichts tat ihnen weh. Aber die Träume waren schon genug.
    Für Freitag vereinbarten sie, Plakate aufzuhängen, aber Jenny musste zuvor noch beim YMCA vorbeischauen, einige Blocks vom Suchzentrum entfernt. Und dort tat sich endlich etwas.
    Jenny hatte so lange gewartet und gesucht, dass sie darauf eigentlich hätte vorbereitet sein sollen. Aber das war sie nicht.
    Jeden Freitag half Jenny freiwillig im YMCA beim Schwimmkurs für behinderte Kinder. Sie liebte es und versäumte den Kurs äußerst ungern.
    »Aber ich muss leider«, sagte sie kläglich zu Mrs Birkenkamp, der Schwimmtrainerin. »Und nächsten Freitag vielleicht auch. Ich hätte es Ihnen früher sagen sollen, aber ich habe es völlig vergessen …«
    »Jenny, es ist schon okay. Aber bist du okay?«

    Jenny blickte in ihre klaren blauen Augen, die sie ruhig ansahen. Da lag etwas Weises in diesen Augen – und plötzlich verspürte Jenny den Impuls, sich in die Arme dieser Frau zu werfen und ihr alles zu erzählen.
    Mrs Birkenkamp war seit Jahren Jennys heimliche Heldin. Sie gab nie auf oder verlor den Mut. Sie hatte einem Kind ohne Arme das Schwimmen beigebracht. Vielleicht wusste sie eine Antwort.
    Aber was konnte Jenny schon sagen? Nichts, was ein Erwachsener glauben würde. Außerdem war es jetzt an Jenny, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie konnte sich nicht länger auf Tom verlassen, sie musste auf eigenen Füßen stehen.
    »Ich komme schon zurecht«, sagte sie unsicher. »Grüßen Sie die Kinder von mir …«
    In diesem Augenblick kam Cam herein.
    Und hinter ihm Dee. Sie hatte draußen in ihrem Jeep gewartet. »Er ist vom Zentrum hergekommen. Er will mit niemandem außer dir reden«, sagte sie.
    Cam sagte schlicht: »Ich habe sie gefunden.«
    Jenny schnappte nach Luft. Für einen Moment war ihr schwindelig. Dann fragte sie: »Wo?«
    »Ich hab ihre Adresse.« Cam schob eine Hand in die enge Tasche seiner Jeans und zog ein schmuddeliges Stück Papier hervor.
    »Okay«, sagte Jenny. »Lasst uns gehen.«
    »Wartet«, warf Mrs Birkenkamp ein. »Jenny, was hat das alles zu bedeuten …?«

    »Ist schon in Ordnung, Mrs Birkenkamp«, antwortete Jenny, wirbelte herum und umarmte die gertenschlanke Trainerin. »Jetzt wird alles gut werden.« Und sie hatte tatsächlich das Gefühl, dass alles gut werden würde.
    Nachdem sie ein Stück in Dees Jeep gefahren waren, führte Cam sie zu dem Haus. »Sie heißt Angela Seecombe. Kimberley Halls große Schwester Jolie kennt einen Jungen, der sie kennt. Das ist die Straße.«
    Die Filbert Street. Östlich der Ramona Street, wo P.C. gelebt hatte, direkt südlich der Landana Street. Genau dort, wo Audrey und Jenny bereits Flyer verteilt hatten.
    Aber nicht in diesem gelben, zweistöckigen Haus mit dem schwarzen Eisenzaun, von dem die Farbe abblätterte. Jenny konnte sich nicht daran erinnern, warum sie nicht hereingelassen worden waren.
    »Du bleibst hier«, sagte sie. »Ich muss das allein regeln. Aber Cam – vielen Dank.« Sie drehte sich um und sah ihn direkt an, diesen zähen Burschen mit dem flauschigen Pusteblumenhaar, dessen Leben sich so sehr verändert hatte, nur weil seine Schwester zu einer Party gegangen war.
    Er zuckte die Achseln, aber er sah ihr in die Augen, dankbar für die Anerkennung. »Ich wollte es selbst.«
    Niemand kam an die Tür des gelben Hauses. Jenny drückte immer wieder alle Klingeln.
    Keine Reaktion. Aber von drinnen war ganz schwach ein Fernseher zu

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