Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
will «, entgegnete Dee. Jenny hatte ihnen auf der Fahrt zu Zach von ihrem Traum erzählt – bis auf den Kuss. »Er spielt nicht fair. Der erste Hinweis war zu kompliziert. Der zweite war kinderleicht, aber wir hatten keine Zeit, etwas zu unternehmen.«
    »Ich hätte früher aufwachen sollen«, murmelte Jenny.
    Neben ihr machte Tom Anstalten, seine Hand nach ihr auszustrecken. Jenny betrachtete sein Gesicht – Tom Locke sah sogar in den Schatten des frühen Morgenlichts gut aus, er wachte schon gut aussehend auf.
    Da sackte seine Hand an seine Seite zurück. Jenny wusste, warum. Sie saß rechts neben ihm, ihre linke Hand mit dem Ring lag zwischen ihnen.
    Missmutig schaute sie aus dem Fenster und tat so, als mache es ihr nichts aus. »Wisst ihr, warum ich heute eigentlich zur Schule gehen wollte?«, begann sie. »Um etwas über Eric herauszufinden – den Jungen, mit dem Audrey auf dem Ball war. Um zu hören, ob es ihm gut geht.«
    »Ich könnte bei ihm zu Hause anrufen und nachfragen. Ich kenne ihn flüchtig«, sagte Tom, als Zeichen,
dass er immer noch mit ihr redete, auch wenn er sie nicht berühren wollte. Oh, wir sind ja so schrecklich höflich, dachte Jenny. Wozu auch immer das gut sein mag.
    »Wir können von zu Hause aus anrufen«, schlug Michael vor. »Aber zuerst sollten wir etwas zu essen besorgen.«
    »Nein, ich werde euch sagen, was wir tun«, fuhr Dee aufgeregt dazwischen. »Lasst uns Aba besuchen.«
    »So früh?«
    »Nicht jeder schläft so lang wie du, Mikey. Außerdem wird sie uns Frühstück machen.«
    Jenny beugte sich vor. Eine schwere Last schien von ihr abzufallen, zumindest für den Moment. »Du hast recht«, sagte sie zu Dee. »Lasst uns Aba besuchen. Vielleicht weiß sie, was wir tun sollen.«
    Aba wohnte neben Dees Eltern. Die beiden Häuser standen auf demselben Grundstück, aber Abas Haus hatte einen eindeutig anderen Charakter. Dee und ihre Freunde nannten es nur den Kunstpavillon.
    Ein Flügel des Hauses war für Abas Kunsthandwerk reserviert. Den Mittelpunkt bildete das Atelier, in dem sie Skulpturen schuf. Der große, luftige Raum bestand aus hohen asymmetrischen Wänden und Oberlichtern.
    Aba war gerade dabei, feuchten grauen Ton auf ein Drahtgerüst für eine Skulptur zu klatschen, als die Freunde hereinkamen.
    »Was wird das?«, fragte Dee.

    »Guten Morgen«, entgegnete Aba energisch, und als sie alle ihren Gruß erwidert hatten, erklärte sie: »Eine Büste von Neetu Badhu, der Nagelpflegerin deiner Mutter. Sie hat ein sehr interessantes Gesicht und ich erwarte sie um sieben.«
    »Dann sollten wir uns besser beeilen«, stellte Dee fest. »Ist es okay, wenn wir dein Telefon benutzen? Und etwas frühstücken?«
    »In der Küche sind Karamellbrötchen«, antwortete Aba. »Nehmt sie euch – und dann kommt zurück und sagt mir, warum ihr hier seid.«
    Während die anderen in die Küche gingen, telefonierte Tom.
    »Eric geht es gut«, berichtete er dann während des Frühstücks. »Er ist heute von der Schule zu Hause geblieben, aber es fehlt ihm nichts. Die Polizei will allerdings mit jedem reden, der den Angriff gesehen hat – also auch mit Audrey.«
    Michael hörte auf zu kauen. »Das heißt, sie werden vielleicht versuchen, sie aufzuspüren«, sagte er. »Na großartig.«
    »Mach dir keine Sorgen, Mikey«, tröstete ihn Dee. »Du bist wahrscheinlich als Nächster dran, also wirst du gar nicht hier sein, wenn unser großer Bluff auffliegt.«
    »Dee«, meldete Aba sich zu Wort. »Hast du etwa Lügen erzählt?«
    »In den letzten Tagen war unser ganzes Leben ein einziges Lügennetz.«

    Aba schüttelte den Kopf und wischte ihre mit Ton verschmierten Hände an ihrem Jeanskittel ab. »Also«, forderte sie die Clique auf, »erzählt mir davon.«
    Und das taten sie. Sie erzählten ihr alles, was seit ihrem Besuch auf dem Polizeirevier geschehen war; wie sie nach dem Papierhaus gesucht und es gefunden hatten, was Julian zu Jenny über das neue Spiel gesagt hatte. Und was mit Zach und Audrey passiert war.
    Aba hörte sich alles an und ihr schönes, altes Gesicht war ernst und aufmerksam. Um sieben Uhr schickte sie die Nagelpflegerin wieder weg, bedeckte die Büste mit einem feuchten Tuch und lauschte weiter.
    Als sie fertig waren, saß sie für einen Moment ganz still da. Jenny rechnete damit, eine Ermahnung zu hören, weil sie ihre Eltern hinters Licht führten. Sie rechnete auch damit, dass Aba ihrer Enkelin den weiteren Kontakt mit ihren Freunden verbieten würde, weil es zu

Weitere Kostenlose Bücher