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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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«, sagte Jenny in ernstem Ton. »Wir sind nicht gleichgültig. Wir nehmen durchaus Anteil.
Du nimmst Anteil, Michael, mehr als fast jeder andere, den ich kenne. Du tust zwar so, als wäre das nicht der Fall, aber ich weiß, dass es so ist. Und das ist auch der Grund, warum Audrey dich …« Sie verstummte, weil Michael den Blick abwandte. »Wir werden Audrey finden «, versicherte sie ihm, obwohl ihre eigene Kehle wie zugeschnürt war.
    »Ich weiß«, antwortete Michael und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger seinen Nasenrücken.
    »Ich wünschte, ich könnte euch helfen«, sagte Aba. »Aber ich bin eine alte Frau. Meine kämpferischen Zeiten sind vorbei.«
    »Meine aber nicht«, stellte Dee fest, während sie die harten Muskeln unter der samtenen Haut ihres Armes betrachtete. »Meine fangen gerade erst an.« Aba warf ihr einen Blick zu und lächelte. Seit Jahren stritt sie mit Dee darüber, dass sie Kung-Fu dem College vorzog und dass sie nichts Akademisches wie ihre Mutter oder Künstlerisches wie ihre Großmutter machen wollte. Aber in diesem Moment wusste Jenny, dass Aba stolz war auf ihre mutige Enkelin.
    »Es ist ohnehin unser Kampf«, erklärte Jenny. »Er wird niemand anderen in das Spiel lassen. Die ursprünglichen Spieler, hat er gesagt, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Ich glaube«, begann Aba und sah sie direkt an, »wenn irgendjemand eure Freunde finden kann, dann du, Jenny.« Ihre Augen waren sehr sanft und sehr traurig,
sie erinnerten Jenny an Albert Einstein. In diesem Moment fand Jenny, dass Aba sogar schöner war als Dee.
    »Ich werde es versuchen«, erwiderte Jenny. Als die alte Frau sich abwandte, hörte Jenny sie murmeln: »Aber ich frage mich, was der Preis sein wird.«
    Bevor sie gingen, erlaubte Aba ihnen, die Küche zu plündern; sie nahmen Hüttenkäse, kaltes Hähnchen, Müsli, Brownies, Trauben und Äpfel mit.
    Auf dem Rückweg machten sie bei Audreys Haus halt und holten ihren Wagen.
    Hier sieht’s aus wie nach einer exzessiven Party, dachte Jenny, als sie wieder Michaels Wohnzimmer betraten. Die Möbel waren so weit wie möglich an die Wände geschoben worden, um Platz zu machen für die Matratzen und Schlafsäcke. Die karierte Couch war ein Nest aus zerwühlten Decken. Überall lagen leere Cola-Dosen verstreut und auf jeder freien Fläche stapelten sich Bücher, Kleider oder schmutziges Geschirr dicht an dicht.
    »Okay«, sagte Dee, als sie mit Michael aus der Küche kam. »Was ist jetzt mit diesem Stützpunkt?« Mit einer Schale Hüttenkäse und Apfelschnitzen in der Hand setzte sie sich auf einen Hocker.
    »Wir haben nicht genügend Informationen«, antwortete Jenny. »Er hat mir nicht viel erzählt.« Wann immer sie er sagte, versteifte sich Tom. Aber es ließ sich nicht ändern, genauso wie sich nichts an dem glänzenden Ding an ihrem Finger ändern ließ. Der Ring fing jeden
Strahl der Frühlingssonne auf, die durch das Fenster fiel, und Jenny hätte schwören können, dass sie die eingravierten Worte auf ihrer Haut fühlen konnte.
    »Ich habe versucht«, erklärte sie, »über verlassene Gebäude oder andere Dinge nachzudenken – Orte hier in der Nähe, wo er sie festhalten könnte. Aber das ist wohl eine falsche Fährte.«
    »In Romanen«, sagte Michael nachdenklich, »sind Dinge immer an dem Ort versteckt, der am wenigsten wahrscheinlich ist. Oder am offensichtlichsten Ort – weil man immer denkt, dass das der unwahrscheinlichste ist. Ich schätze, das Papierhaus kann es nicht sein.«
    »Es wurde zerfetzt«, gab Jenny zu bedenken. »Ich glaube nicht, dass da drin noch irgendetwas ist. Außerdem, wie sollten wir allein dorthin gelangen? Beim letzten Mal war es Julian, der uns hineingebracht hat.« Irgendwie wusste sie, dass Julians Stützpunkt nicht in dem Papierhaus war. Und sie wusste noch etwas anderes: Julian würde das Spiel nicht unterhaltsam finden, wenn sie gar keine Chance hätten, den Stützpunkt zu finden. Er würde ihn auf jeden Fall irgendwo einrichten, wo sie ihn erreichen konnten – falls sie klug genug waren, um herauszufinden, wo sie suchen mussten.
    »Ich schätze, der Noch-mehr-Spiele-Laden ist zu offensichtlich« , murmelte Michael.
    »Zu offensichtlich und verschwunden«, stimmte Jenny ihm zu. »Da ist jetzt nur noch eine bemalte Mauer.
Nein, Julian würde den Stützpunkt an einem cleveren Ort errichten.«
    »Was ist los, Tom?«, fragte Dee. »Hast du eine Idee?«
    Toms Gesichtsausdruck war abwesend, wie meistens in letzter Zeit. Doch jetzt wirkte

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