Die bezaubernde Arabella
Halstücher einpacken, damit ich einige Fehlschlage in Kauf nehmen kann.«
Mr. Painswick würgte diese beleidigenden Ansinnen hinunter, unternahm aber doch noch einen verzweifelten letzten Versuch. »Ihre Stiefel, Sir! Sie werden doch keinen Stiefelknecht benützen?«
»Gewiß nicht. Irgendein Wirtsknecht wird mir die Stiefel ausziehen.«
Mr. Painswick stöhnte. »Mit schmutzigen, fetten Händen, Sir! Ich allein weiß, was das kostet, Daumenabdrücke von Ihren Stiefeln zu entfernen!«
»Ich werde ihnen befehlen, Handschuhe anzuziehen«, versprach Mr. Beaumaris. »Sie brauchen meine Kniehosen nicht bereitzulegen. Ich gehe heute abend in den Nonesuch Klub.« Und er fügte hinzu, vielleicht um den Diener zu versöhnen: »Sie brauchen nicht auf mich zu warten. Wecken Sie mich morgen früh um fünf.«
Mr. Painswick antwortete mit einer Stimme, in der beherrschte Leidenschaft bebte: »Wenn Sie es vorziehen, Sir, auf Ihrer Reise ohne meine Dienste auszukommen, so kommt es mir gewiß nicht zu, Kritik zu üben, auch würde ich mich nicht so weit vergessen, Einwendungen zu machen, wie auch immer meine Gefühle sein mögen. Aber daß ich meinen Posten verlasse, bevor ich Sie zu Bett gebracht habe, Sir, dazu wird man mich nicht bringen!«
»Wie Sie wollen«, sagte Mr. Beaumaris ungerührt. »Ich werde Sie nicht daran hindern, wenn Sie in meinem Dienst Märtyrer werden wollen.«
Mr. Painswick konnte ihm nur einen Blick stummen Vorwurfs zuwerfen, denn er brachte, wie er Brough nachher gestand, kein Wort mehr hervor. Für ihn stand alles auf dem Spiel: konnte er auch noch einen Tag länger im Dienst eines Mannes verbleiben, der allen Sinn dafür verloren hatte, was er sich und seinem Kammerdiener schuldete? Brough, der wußte, daß nicht zehn Pferde seinen Kollegen dazu gebracht hätten, sich von Mr. Beaumaris zu trennen, äußerte in angemessenen Worten seine Teilnahme und brachte eine Flasche von Mr. Beaumaris’ zweitbestem Portwein auf den Tisch. Die Heilwirkung dieses Getränks, mit einer schicklichen Menge Gin vermischt, übte alsbald eine wohltätige Wirkung auf Mr. Painswicks verletzte Gefühle aus. Er bemerkte, nichts könne einen Mann so rasch wieder in Ordnung bringen wie ein Glas Fleisch-und-Blut, und dann begann er mit seinem Freund und Nebenbuhler alle erdenklichen Gründe zu erwägen, die Mr. Beaumaris’ seltsames und unstatthaftes Benehmen erklären mochten.
Zur gleichen Zeit schlenderte Mr. Beaumaris, nachdem er bei Brooks gespeist hatte, die St. James Street zur Ryder Street hinunter, in der sich der Nonesuch Klub niedergelassen hatte. Und eben da erschien später am Abend Bertram Tallant, von Lord Wivenhoe eingeführt, im Pharao-Salon. So gewann Mr. Beaumaris einen klaren Einblick darein, wie Miss Tallants unternehmungslustiger junger Verwandter seine Londoner Tage verbrachte.
Zwei Umstände hatten Bertram zu dem Entschluß gebracht, den Nonesuch Klub aufzusuchen. Der erste war, daß sein sicherer Favorit Fear-not-Victorious im Rennen unplaciert blieb; der zweite war die Entdeckung einer Zwanzigpfundnote, die unter die Rechnungen auf seinem Toilettentisch geraten war. Bertram hatte sie minutenlang wie betäubt angestarrt, ohne sich auch nur darüber zu wundern, wie sie hierher geraten war. Der Schock nach der ersten Nachricht war schrecklich gewesen, denn er hatte sich allmählich in die sichere Überzeugung hineingesteigert, Fear-not-Victorius müsse gewinnen; so hatte er sich nicht einmal ernstlich mit der Frage beschäftigt, wie er seinen Verlust am Montag bei Tattersall decken sollte, wenn das Pferd unplaciert blieb. Die schiere Unmöglichkeit, sich aus seinen Verpflichtungen zu retten, hatte eine so niederschmetternde Wirkung auf ihn gehabt, daß ihm jetzt nur noch die grauenvolle Vision des Fleet-Gefängnisses vor Augen stand, wo er zweifellos den Rest seiner Tage verbringen würde; denn von seinem Vater konnte man dann kaum mehr erwarten, als daß er den Namen Bertram vom Familienstammbaum löschte und seine Erwähnung im Pfarrhaus untersagte.
Durch diesen letzten niederschmetternden Schlag widerstandslos geworden, schellte er nach dem Kellner und bestellte eine Flasche Brandy. Da wurde ihm nun gemeldet, daß Befehl ergangen war, ihm nur gegen Barzahlung etwas zu verabfolgen. Er errötete, griff in die Hosentasche und zog die letzten ihm verbliebenen Münzen heraus. Warf sie auf den Tisch und sagte: »Da, hol’s der Teufel! Den Rest können Sie behalten.«
Diese Geste stellte seine Gefühle
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