Die bezaubernde Arabella
wieder ein wenig her, und das erste Glas Brandy, in einem Zuge geleert, hatte eine weitere herzstärkende Wirkung. Wieder warf er einen Blick auf die Zwanzigpfundnote zwischen seinen Fingern. Chuffy hatte doch gesagt, daß zwanzig Pfund der Mindesteinsatz im Nonesuch Klub waren. Ein solches Zusammentreffen durfte man unmöglich übersehen. Ein zweites Glas Brandy überzeugte ihn, daß er hier die letzte Chance in der Hand hielt, sich vor Ruin und Verderben zu bewahren.
Da er nicht gewöhnt war, puren Branntwein zu trinken, mußte er sich, bevor er in Long’s Hotel fuhr, einen Dämpfer in Form eines Glases Porter versetzen. Dieses wirkte ernüchternd, und der Spaziergang durch die Straßen setzte ihn einigermaßen in die Lage, den Maintenon-Koteletten und der berühmten Liebfrauenmilch, die bei Long serviert wurden, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Jetzt war er entschlossen, sich dem Schicksal anheimzugeben. Er würde seine zwanzig Guineas auf eine Karte legen, die er vom Paket abhob: gewann er, so war das ein Zeichen, daß das Glück ihm schließlich doch wieder hold war, und dann würde er weiterspielen, bis alle seine Schulden gedeckt waren; verlor er aber, so stand er kaum schlimmer da als jetzt und konnte sich den Hals abschneiden.
Als er und Lord Wivenhoe den Pharaosalon des Nonesuch Klubs betraten, hatte Mr. Beaumaris, der gerade die Bank hielt, eben eine Runde beendet und warf die Karten auf den Boden. Ein Page legte ein frisches Paket vor ihn hin, und dabei hob Mr. Beaumaris die Augen und sah zur Tür. Der Gang des Spieles hatte alle Mitglieder des Klubs herbeigezogen, bis auf einen, Lord Petersham, der sich einer seiner Anwandlungen tiefer Selbstvergessenheit überließ.
Warum muß der verdammte Petersham sich gerade jetzt seinen Träumereien hingeben? dachte Mr. Beaumaris in seinem Dilemma.
Als der freundliche Pair Lord Wivenhoe eintreten sah, lächelte er ihm mit einer Miene zu, als überlegte er, ob er dieses Gesicht nicht schon einmal gesehen hätte. Wenn er dabei gewahrte, daß ein junger Fremder in die geheiligten Räume des Klubs eindrang, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Mr. Warkworth sah Bertram an und warf dann einen Blick auf den Bankhalter. Lord Fleetwood, der gerade sein Glas füllte, runzelte die Stirn und sah auch den Nonpareil an.
Mr. Beaumaris gab dem Kellner Befehl, ihm eine Flasche Burgunder zu bringen. Ein Wort von ihm hätte genügt, und der Fremde hätte weiter nichts zu tun gehabt, als sich mit aller Würde, deren er fähig war, zurückzuziehen. Das war die Sache: der Junge würde zutiefst gedemütigt sein, und diesem Narren Wivenhoe konnte man nicht zutrauen, daß er seinem Freund über die Abweisung hinweghalf. Viel eher stand zu erwarten, daß er über den Ausschluß eines seiner Freunde großen Lärm schlagen würde und den unglücklichen Bertram in eine noch unerträglichere Verfassung hineintrieb.
Jetzt hatte Lord Wivenhoe Plätze für sich und Bertram gefunden und machte Bertram mit den Nächstsitzenden bekannt. Einer davon, war Fleetwood, der Bertram kurz zunickte und dann wieder mit gerunzelter Stirn zu dem Nonpareil hinübersah; der andere Nachbar war, wie wohl die meisten im Saal, willens, einen Freund Chuffys fraglos hinzunehmen. Einer der älteren Herren brummte etwas über Babies und Säuglinge in Klubs, aber nicht laut genug, daß es gehört wurde.
Mr. Beaumaris ließ seinen Blick im Kreis schweifen. »Ihre Einsätze, Gentlemen!« sagte er gelassen.
Bertram, der seine Zwanzigpfundnote gegen eine kleine Rolle Chips eingetauscht hatte, setzte mit hastiger Bewegung auf die Königin. Andere Spieler trafen ihre Wahl; jemand sagte etwas, worüber sein Nachbar lachen mußte; Lord Petersham wachte mit einem Seufzer aus seinem Halbschlaf auf, schob sieben lange Rollen nach vorn und verteilte sie rings um die gewählte Karte; dann zog er eine eingelegte Schnupftabaksdose aus der Tasche und nahm eine Prise seiner bevorzugten Mischung. In Bertrams Kehle pulste das Blut so stark, daß es schmerzte; er schluckte und richtete seinen Blick auf Mr. Beaumaris’ Hand und auf das Kartenpaket vor ihm.
Der Bursche hat allerlei hinter sich, dachte Mr. Beaumaris. Es sollte mich nicht wundern, wenn er auf dem trockenen sitzt! Warum schleppt dieser verteufelte Chuffy ihn hierher?
Nun waren alle Einsätze placiert. Mr. Beaumaris drehte die erste Karte um und legte sie rechts neben das Paket.
»Wiederum verloren«, bemerkte Fleetwood, von dessen Einsätzen einer auf der
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