Die bezaubernde Arabella
sprach er viel eher wie ein junger Bruder, und in seiner Stimme war eine ganz unkontrollierte Bereitschaft, sich ihrer Führung unterzuordnen.
»Unbezahlte Rechnungen machen nichts aus«, verkündete Mr. Scunthorpe. »Du fährst weg, die fahren dir nicht nach. Mußt ja nicht unter deinem eigenen Namen leben. Spielschulden, das ist eine andere Sache. Da muß man aufpassen. Ehrenschulden.«.
»Ist mir verdammt klar.«
»Aber alle Schulden sind doch Ehrenschulden«, bemerkte Arabella. »Zuerst solltest du die Rechnungen begleichen.«
Die beiden Gentlemen wechselten einen Blick des Einverständnisses, daß es sich nicht lohnte, mit einem Frauenzimmer über einen Gegenstand zu zanken, der sich ja doch ihrer Einsicht entzog. Bertram strich sich über die Stirn, seufzte auf und sagte: »Jetzt ist nur eins zu tun. Ich habe alles überdacht, Bella, und das beste ist es, ich lasse mich unter falschem Namen zur Armee anwerben. Wenn die mich nicht als Kavalleristen haben wollen, gehe ich eben zu einem Linienregiment. Ich hätte es schon gestern getan, als mir der Gedanke zum erstenmal kam, aber ich habe vorher noch etwas zu besorgen. Ehrensache. Vater werde ich natürlich schreiben, und er wird seine Hand von mir abziehen, das weiß ich, aber dagegen läßt sich jetzt nichts machen.«
»Wie kannst du nur so von ihm denken?« rief Arabella erregt. »Bestürzt wird er sein – oh, ich mag gar nicht daran denken! –, aber nie wird er etwas so Unchristliches tun, nie wird er sich von dir lossagen! Schreibe ihm jetzt noch nicht! Laß mir Zeit, ich will überlegen, was ich tun kann! Wenn Papa weiß, daß du so hohe Schulden hast, wird er natürlich alles bis auf den letzten Penny bezahlen, auch wenn er daran zugrunde geht!«
»Wie kannst du dir auch nur vorstellen, ich wäre ein solcher Tropf, ihm das zu sagen? Nein! Ich werde ihm schreiben, daß ich nichts anderes im Sinn habe als die Armee, und daß ich lieber so zu meinem Ziel komme als gar nicht.«
Dieser Gedanke betrübte Arabella bitterer als das vorherige Gerede über Selbstmord, denn des Königs Sold zu nehmen und unter die Soldaten zu gehen, schien ihr kaum besser als die Selbstvernichtung. So murmelte sie nur: »Nein, das nicht.«
»Es muß sein, Bella«, sagte er. »Die Armee ist doch das einzige, wozu ich tauge, und zeigen kann ich mich nirgends, solange ich diese Schulden auf dem Hals habe. Noch dazu Ehrenschulden. Mein Gott, ich muß wirklich verrückt gewesen sein!« Seine Stimme versagte, aber schließlich brachte er doch ein armseliges Lächeln zustande und murmelte: »Ein feines Paar sind wir, was? Nicht, daß ich damit sagen wollte, du hättest etwas ähnlich Übles angerichtet wie ich.«
»Oh, ich habe mich entsetzlich benommen«, jammerte sie. »Es ist auch meine Schuld, daß du in diese Sackgasse geraten bist. Hätte ich dich nicht Lord Wivenhoe vorgestellt – »
»Das ist Unsinn«, sagte er hastig. »Ich bin schon in Spielklubs gewesen, bevor ich ihn kennengelernt habe. Und er konnte schließlich nicht wissen, daß ich keine so gute Rückendeckung hatte wie deine anderen Freunde. Ich hätte nicht in den Nonesuch Klub gehen dürfen. Ich hatte eben Geld beim Rennen verloren, und da dachte… da hoffte ich… ach, was hilft alles Gerede! Aber zu sagen, daß es deine Schuld ist, das ist Unsinn.«
»Bertram, wer hat denn dein Geld im Nonesuch Klub gewonnen?« fragte sie.
»Die Bank. Es war Pharao.«
»Ja, aber jemand muß doch die Bank gehalten haben?«
»Der Nonpareil.«
Ihre Augen wurden weit. »Mr. Beaumaris? Nein, das ist doch nicht möglich! Wie konnte er zulassen, daß – nein, Bertram!«
Es klang so entsetzt, daß er erstaunt aufblickte. »Was, zum Teufel, hätte er denn tun sollen?«
»Aber du bist doch ein junger Bursche! Wie kann er Schuldscheine von dir annehmen?«
»Das verstehst du nicht«, sagte er ungeduldig. »Ich kam mit Chuffy hin, warum sollte er mich vom Spieltisch verweisen?«
Mr. Scunthorpe nickte. »Sehr peinliche Situation, Gnädigste. Verdammt verletzend, jemandes Unterschrift nicht anzunehmen.«
Sie konnte die Vorteile dieses Ehrenkodex nicht ganz einsehen, den diese beiden Gentlemen offenbar respektierten, mußte sich aber dareinfinden, daß dergleichen unter Männern galt. »Ich finde es sehr unrecht von ihm! Nun, gleichgültig! Es geht darum, daß er… ich bin sehr gut mit ihm bekannt. Du brauchst nicht zu verzweifeln, Bertram. Wenn ich zu ihm gehe und ihm erkläre, daß du minderjährig und keineswegs eines
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