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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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erholt, begann in rascher Folge all ihre Nöte aufzuzählen und hielt suggestiv ihre Hand auf. Mr. Scunthorpe, dem der Schweiß auf der Stirne stand, gelang es, seine Begleiterin ins Haus zu ziehen und ihr zuzuflüstern, es wäre nicht ratsam, sich mit übel beleumundeten Frauen in Gespräche einzulassen. Die Quartern Sue aber war nicht die Frau, sich eine Chance entgehen zu lassen; sie folgte den beiden, ihr Bettlergewimmer stieg zum Crescendo an, und sie wurde erst am Fuß der morschen, kahlen Treppe von einer jungen Frau aufgehalten, der das fettige gelbe Haar in die Stirn hing, deren Gesicht aber selbst die Verwüstungen, die der Gin angerichtet, nicht allen Reiz geraubt hatten. Sie trug ein Kleid, das einmal aufgeputzt gewesen sein mochte, jetzt aber befleckt war, und dessen enges Wams die Ränder eines schmutzigen Hemdes freiließ. Nachdem diese Frauensperson die Quartern Sue mit einer Reihe von Bemerkungen, die Arabella unverständlich blieben, fortgewiesen hatte, trat sie ihren vornehmen Besuchern mit kriegerischer Miene entgegen, die Arme breit in die Hüften gestemmt. Mr. Scunthorpe, den sie zu kennen schien, fragte sie, was es bedeute, daß er ein so auffälliges Frauenzimmer ins Haus bringe. Mr. Scunthorpe murmelte das Wort »Schwester«, und daraufhin richtete die blonde Schönheit ihre blutunterlaufenen Augen auf Arabella und rief: »Was, Sie sind die Schwester?«
    »Das Mädchen, das mir die Nachricht überbrachte«, erklärte Mr. Scunthorpe verlegen.
    Die blonde Schönheit bedurfte nun keines Passes mehr, Arabellas Gunst zu erlangen. Wenn Arabella den starken Fuselgeruch, den Leaky Peg ausströmte, bemerkte – und sie konnte ihn wohl kaum verkennen –, so gab sie jedenfalls kein Zeichen davon, sondern trat vor und streckte der neuen Bekannten impulsiv die Hände entgegen: »Oh, Sie sind das Mädchen, das zu meinem Bruder so freundlich war! Ich muß Ihnen danken! Ich werde Ihnen das nie vergessen. Mr. Scunthorpe hat mir gesagt, daß Sie sich des armen Jungen annahmen, als er… als er hierherkam.«
    Leaky Peg starrte sie einen Moment lang an, dann sagte sie streitbar: »Hab den Burschen aus dem Dreck aufgelesen, blau war er wie ein Affe! Ein halber Narr ist er, und wenn Sie mich prügeln, ich weiß nicht, was ich an dem Tölpel eigentlich finde.«
    »Miss Tallant, wir sollten lieber hinaufgehen«, mahnte Mr. Scunthorpe, den Leaky Pegs Wortschatz offenbar nicht so befremdete wie Arabella.
    »Lassen Sie den Quatsch, sonst fällt Ihnen Ihr Totenkopf von der Besenstange«, brummte Leaky Peg. »Mit der da red ich besser allein.« Sie wandte sich an Arabella. »Hat sich hier verkrochen, der Bursche. Sagt, daß die Blauen hinter ihm her sind. Hatte nicht einmal einen Nickel in der Hosentasche, als ich ihn in der Kneipe fand. Da hab ich ihn hierhergeschleppt, weiß selber nicht warum.« Sie deutete mit dem Daumen die Treppe hinauf. »Sie möchten ihn fortholen? Das ist hier nicht seine Bude, und meine auch nicht. Hab gehörig Geld ausgespuckt, ihm was zu essen zu geben, und dann ißt er’s nicht. Von mir aus! Nehmen Sie sich ihn! Mir ist’s recht.«
    Arabella las aus diesen Worten heraus, daß Leaky Peg Bertram mit Essen versorgt hatte. Tränen traten ihr in die Augen, sie griff nach der Hand der Blonden, nahm sie herzlich zwischen die ihren und sagte: »Sie sind so gut! Ich danke Ihnen. Er ist doch nur ein Junge, und was ohne Sie aus ihm geworden wäre, wage ich nicht auszudenken.«
    »Na, da hab ich schon was davon!« bemerkte Leaky Peg höhnisch. »Sie und er, mit euren geschnofelten Reden! Gehen Sie nur hinauf, Sie und der da mit Ihnen, der wie ein Zahnzieher aussieht. Erster Stock rechts. Total besoffen, das ist er, aber zu sonst was taugt er nichts.«
    Mit diesen ermutigenden Worten machte sie kehrt und schritt davon, die Quartern Sue vor sich hertreibend, die so keck gewesen war, wieder im Hausflur aufzutauchen. Mr. Scunthorpe beeilte sich, Arabella die Treppe hinaufzuführen, und sagte vorwurfsvoll: »Sie hätten mit der nicht reden sollen! Hat keinen Wert. Auf mein Wort!«
    »Keinen Wert!« rief sie zornig. »Dieses Mädchen hat ein menschliches Herz.«
    Niedergeschmettert bat Mr. Scunthorpe um Verzeihung und klopfte an die Tür nächst dem Treppenabsatz. Bertrams Stimme ertönte aus dem Raum, und ohne auf ihren Begleiter zu warten, drückte Arabella die Klinke nieder und trat ein.
    Das Zimmer, das auf einen Hinterhof hinausging, auf dem magere Katzen zwischen Abfällen herumstreiften, war klein,

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