Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
ziemlich düster und nur mit einem sackenden Bett, das gegen die Wand gelehnt war, einem groben Tisch, zwei Stühlen und einem zerfetzten Bodenbelag ausgestattet. Die Reste eines Brotlaibes, eine Käserinde, ein Glas und eine leere Flasche waren auf dem Tisch verteilt; auf dem Kaminsims, offenbar von Leaky Peg hierhergestellt, stand ein zerbrochener Krug mit einem welkenden Blumenstrauß. Als die Tür aufging, richtete Bertram, der auf dem Bett ausgestreckt lag, sich auf einem Ellbogen auf, und in seinem Gesicht stand die Angst. Er war voll bekleidet, hatte aber ein Tuch um den Hals geschlungen und sah krank und ungepflegt aus. Als er Arabella erkannte, kam ein Seufzer von seinen Lippen, und er sprang auf die Füße. »Bella!«
    Sie warf sich in seine Arme, unfähig, ihre Tränen zu meistern. Obwohl sein Atem schwer von Branntwein war, wandte sie sich nicht ab, sondern hielt ihn eng an sich gedrückt.
    »Du hättest nicht kommen sollen«, stammelte er. »Felix, warum hast du sie nur hierhergebracht?«
    »Hab ihr gesagt, daß es ihr nicht gefallen würde«, entschuldigte sich Mr. Scunthorpe. »Wollte um jeden Preis sofort zu dir.« Bertram stöhnte auf. »Ich wollte nicht, daß du davon erführst.« Sie löste sich von ihm, wischte sich die Tränen aus den Augen und setzte sich auf einen der Stühle. »Bertram, das ist doch Unsinn! An wen solltest du dich denn wenden, wenn nicht an mich? Ich bin so trostlos! Was mußt du in diesem gräßlichen Haus ausgestanden haben!«
    »Nett hier, nicht?« meinte er bitter. »Ich weiß nicht einmal, wie ich hierhergekommen bin. Leaky Peg hat mich hergeschleppt. Ich kann es dir nicht verheimlichen, Bella, ich war so betrunken, daß ich überhaupt nichts mehr weiß, nichts von allem, was geschehen ist, seit ich aus dem Roten Löwen fortgelaufen bin.«
    »Ich sehe es wohl. Nur sollst du, Bertram, bitte, nicht mehr trinken! Das macht es doch nur noch schlimmer. Du siehst so gräßlich zerstört aus, und ist es denn ein Wunder? Übrigens, hast du Halsschmerzen?«
    Er errötete und tastete instinktiv nach dem Tuch, das er um den Hals gebunden hatte. »Ach das! Nein, nein, hab bloß den Nobelfetzen versilbert.« Er sah ihren verstörten Blick und lachte kurz auf: »Du wärst erstaunt über die Ausdrücke, die ich von meinen Freunden hier gelernt habe. Versteh mich jetzt aufs Reden – allerdings besorgt Peg das meist für mich! Ausgepfändet bin ich, Bella, bis aufs Hemd ausgepfändet! Werde bald keinen Rock mehr anzuziehen haben – nicht, daß es mir etwas bedeutete!«
    Mr. Scunthorpe hatte sich auf den Bettrand gesetzt und warf Arabella einen vielsagenden Blick zu. Sie sagte lebhaft: »Es bedeutet allerhand! Wir müssen überlegen, was zu tun ist. Sag mir wenigstens, wie hoch deine Schulden sind.«
    Das wollte er zuerst nicht, aber als sie darauf bestand, platzte er heraus:
    »Über siebenhundert Pfund! Da gibt es kein Herauskommen.« Sie war fassungslos, denn sie hatte es nicht für möglich gehalten, daß die Summe annähernd so hoch sein könnte. Da die Dinge so standen, überraschte es sie auch nicht, als Bertram sich in einen Stuhl warf und in wilder Erregung davon zu reden begann, daß er seinem Leben ein Ende machen müsse. Sie ließ ihn sich aussprechen, seine Verzweiflung bedurfte wohl eines solchen Ausbruchs, und Arabella fürchtete nicht ernstlich, daß er seine wüsten Drohungen wahr machen könnte. Während er sprach, zermarterte sie ihr Gehirn nach einer Lösung seiner Schwierigkeiten, lieh ihm nur ein halbes Ohr, tätschelte aber zuweilen begütigend seine Hand. Mr. Scunthorpe legte sich schließlich ins Mittel und sagte höchst vernünftig: »Du mußt dir nicht einbilden, alter Junge, daß dir jetzt nichts übrigbleibt, als in den Fluß zu springen. Der Schwester wäre es gewiß nicht recht. Gäbe mächtiges Gerede. Würde dem alten Herrn auch nicht passen. Glaub kaum.«
    »Wahrhaftig«, sagte Arabella, »du sollst nicht mehr davon reden. Du weißt selbst, wie häßlich das wäre.«
    »Nun ja, ich glaube ja auch nicht, daß ich mich umbringen werde«, murrte Bertram, »aber eines kann ich dir sagen: danach trete ich meinem Vater nicht mehr unter die Augen.«
    »Siebenhundert Pfund! Wie war das nur möglich?«
    »Ich habe sechshundert beim Pharao verloren.« Er ließ den Kopf in die Hände sinken. »Das übrige… nun, da ist der Schneider, das Mietpferd, Schulden bei Tatt, die Rechnung im Gasthof… nun, ein Dutzend Dinge! Bella, was soll ich nur anfangen?«
    Jetzt

Weitere Kostenlose Bücher