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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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dabei sieht er doch keineswegs einnehmend aus!«
    »Was bedeutet das?« erwiderte Arabella mit einem Achselzucken. »Ich möchte nicht wissen, wie einnehmend Sie, Mylord, oder ich aussehen würden, wenn wir in unserer frühesten Kindheit von einer dem Trunk ergebenen Pflegemutter aufgezogen worden wären, wenn man uns im Alter von sechs Jahren an einen brutalen Meister verschachert und zu gräßlicher Arbeit gezwungen hätte.«
    Mr. Beaumaris war an einen Stuhl getreten, der etwas abseits von der Gruppe stand, stützte sich auf die Lehne und ließ Arabella nicht aus den Augen.
    »Nun, darin haben Sie natürlich recht«, versicherte Lord Fleetwood hastig.
    In diesem Augenblick war Lord Bridlington so unvorsichtig, sich einzumischen. »Ohne Zweifel ist an allem, was Sie da sagen, etwas Wahres, aber ein Gesprächsthema für den Salon meiner Mutter ist das wohl nicht. Darf ich also bitten…«
    Arabella fuhr herum, in ihren Augen brannten Tränen, ihre Stimme bebte. »Ich lasse mich nicht zum Schweigen bringen! Dieses Thema sollte im Salon jeder christlichen Lady erörtert werden! Verzeihung, das ist keine Respektlosigkeit! Sie haben das nicht bedacht – Sie können es nicht so gemeint haben! Hätten Sie die Striemen auf dem Rücken dieses Knaben gesehen, dann könnten Sie ihm Ihre Hilfe nicht versagen. Wenn Sie doch zu mir ins Zimmer gekommen wären, als er nackt im Bad saß! Der Anblick hätte Ihr Herz erweicht!«
    »Mein Herz ist erweicht, Arabella«, versicherte die betrübte Patin. »Nur brauche ich eben keinen Pagen, und überdies ist er viel zu jung und gar so häßlich. Außerdem wird der Schornsteinfeger ihn zurückfordern, wenn dieser Knabe bei ihm Lehrling ist, und das muß wohl so sein…«
    »In der Beziehung brauchen Sie keine Sorge zu haben! Der Meister wird es nicht wagen, ihn zurückzufordern. Er weiß genau, daß er riskiert, vor Gericht gezogen zu werden. Denn ich habe es ihm gesagt, und er hat es mir aufs Wort geglaubt! Er krümmte sich vor Angst und machte sich, so schnell er konnte, aus dem Staub.«
    Jetzt ergriff Mr. Beaumaris das Wort. »Sie haben den Schornsteinfeger zur Rede gestellt, Miss Tallant?« Ein seltsames Lächeln zuckte um seine Lippen.
    »Gewiß!«
    Jetzt hatte Lady Bridlington einen Einfall. »Man muß ihn in die Pfarre schicken. Frederick, du weißt, wie man so etwas erledigt!«
    »Nein, das darf man nicht«, erklärte Arabella. »Es wäre das Allerschlimmste! Was würden die mit ihm tun? Ihn wieder zu dem einzigen Gewerbe zurückverweisen, das er kennt! Und er hat solche Angst vor den Kaminschächten! Wenn es nicht zu weit wäre, würde ich ihn zu Papa schicken, aber wie sollte solch kleiner Junge den weiten Weg allein finden?«
    »Nein, daran ist natürlich nicht zu denken.«
    »Lord Bridlington, Sie werden doch ein Kind wie dieses nicht wieder zu solch einem Leben verurteilen!« rief Arabella mit flehender Gebärde. »Sie sind so reich!«
    »Natürlich tut er das nicht!« beruhigte sie Fleetwood. »Los, Bridlington! Sagen Sie ein Wort.«
    »Warum sollte ich?« fragte er. »Was könnte ich mit dem Burschen anfangen? Hab so etwas Verrücktes noch nie gehört!«
    »Lord Fleetwood, wollen Sie Jimmy nehmen?« fragte Arabella.
    Nun war Seine Lordschaft in Verlegenheit. »Nun, wenn man’s richtig bedenkt… Sie verstehn… Tatsache ist… verdammt, Lady Bridlington hat recht. Die Pfarre ist doch das Richtige.«
    »Ich finde das unwürdig, Charles«, sagte Mr. Beaumaris.
    Der erbitterte Lord Bridlington fuhr herum. »Wenn Sie es so ansehen, dann nehmen Sie vielleicht den häßlichen Zwerg!«
    Mr. Beaumaris warf einen Blick auf Arabella, die mit geröteten Wangen und wogendem Busen dastand. »Ja«, sagte er, »ich nehme ihn.«

9
    DIESE EINFACHEN WORTE übten eine verblüffende Wirkung aus. Lord Fleetwoods Mund blieb offen; Lady Bridlington und ihr Sohn starrten Mr. Beaumaris an; Arabella betrachtete ihn staunend. Schließlich war sie es, die das Schweigen brach. »Sie?« fragte sie ungläubig, und ihr Ton konnte ihn über die Meinung, die sie von seinem Charakter hatte, nicht im unklaren lassen.
    Ein fast trauriges Lächeln spielte um seine Lippen. »Warum nicht?«
    Ihr Blick suchte in seinem Gesicht zu lesen. »Was wollen Sie mit ihm anfangen?«
    »Hab noch keine rechte Idee«, gestand er. »Ich hoffe, Sie werden es mir sagen, Miss Tallant.«
    »Wenn ich Ihnen den Knaben überlasse, werden Sie ihn in die Pfarre schaffen wie Lord Fleetwood«, sagte sie bitter.
    Seine Lordschaft

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