Die bezaubernde Arabella
Freund, »Ich bin auf der Hut«, erwiderte Mr. Beaumaris.
Lord Fleetwood beschäftigte sich während der übrigen kurzen Fahrt mit einer Predigt über das perfide Verhalten von Leuten, die, ohne selber ernsthafte Absichten zu haben, ihren Freunden den schönsten Fisch wegangeln wollten; und um das Maß voll zu machen, äußerte er ein bitteres Urteil über hartgesottene Schürzenjäger, die unschuldige Mädchen vom Land zu täuschen suchten.
Mr. Beaumaris hörte ihm freundlich zu und unterbrach erst diese letztere Wendung mit vorbehaltlosem Applaus. »Prächtig gesprochen, Charles. Wo haben Sie das gelesen?«
»Verdammt!« sagte Seine Lordschaft mit tiefem Gefühl, »ich wasche meine Hände in Unschuld. Hoffentlich lehrt sie Sie gehörig tanzen.«
»Ich habe ein Vorgefühl«, erwiderte Mr. Beaumaris, »daß diese Ihre Hoffnung in Erfüllung gehen wird.«
Lord Fleetwood gab es auf, und da Mr. Beaumaris keinen Grund sah, ihn weiter ins Vertrauen zu ziehen, wurden die Minuten, die man noch bis zu dem Hause in der Mount Street benötigte, der Frage gewidmet, welche Chancen der neueste Boxer à la mode in seinem Kampf mit dem anerkannten Champion hätte.
Übrigens wäre Mr. Beaumaris in diesem Stadium der Dinge kaum bereit gewesen, jemandem etwas Genaueres über seine Absichten zu sagen. Er kannte sie ja selber noch kaum, war eigentlich nur aus den Gründen, die sein Freund angeführt hatte, in die Park Street gefahren, und erst als er Arabella gegenüberstand, die um das Lebensrecht ihres unliebenswürdigen Schützlings stritt, war ihm ein Licht aufgegangen, das ihn fast blendete. Keine Gedanken darüber, was eigentlich von einem wohlerzogenen Frauenzimmer erwartet werden dürfte, beirrten sie. Sie hatte keinerlei Verlegenheit gezeigt, als zwei modische Gentlemen auftauchten und sie dabei fanden, sich um einen Knaben zu bemühen, der auf keinerlei gesellschaftlichen Rang Anspruch erheben konnte. Wahrhaftigen Gottes, dachte Mister Beaumaris begeistert, sie hat uns deutlich gezeigt, für was für Burschen sie uns eigentlich hält! Wenn es nach ihr ginge, könnten wir beide uns zum Teufel scheren! Ich hätte sie zum Gelächter von ganz London machen können, wenn ich diese Geschichte weitererzählte – und das konnte ich doch. Du lieber Gott, und ob ich das konnte! Aber was lag ihr daran? Nicht einen Pfifferling kümmerte sie sich darum, die kleine Tallant! Ich muß jetzt nur auf alle Fälle Charles hindern, daß er diese Geschichte ausplaudert.
Nun ernstlich hinter seinem Wild her, erwies sich Mister Beaumaris als viel zu geschickter Jäger, um der Beute zu nahe zu kommen. Er ließ einige Tage verstreichen, bevor er sich Arabella zu nähern versuchte. Erst bei dem Ball der Charnwoods begegnete er ihr. Da engagierte er sie für den Altenglischen, führte sie aber, als der Tanz an die Reihe kam, zu einem Sofa und sagte: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie bäte, lieber ein wenig bei mir zu sitzen? Man kann während des Tanzes nicht in Ruhe sprechen, und ich muß Sie doch wegen dieses Knaben zu Rat ziehen.«
»Ach, und ich war schon so besorgt, wie er sich anstellt«, sagte sie herzlich, setzte sich, behielt den Fächer geschlossen in der Hand und hob den Blick fragend zu seinem Gesicht: »Ist er glücklich?«
»Soviel ich bis jetzt sehen kann«, erwiderte Mr. Beaumaris, »erholt er sich nicht nur rasch und erfreut sich prächtiger Gesundheit, sondern er fühlt sich auch dermaßen wohl, daß er bald meine ganze übrige Dienerschaft aus dem Hause treiben wird.«
Arabella überlegte. Mit Entzücken beobachtete Mr. Beaumaris die Sorgenfalte auf ihrer Stirn. »Ist er sehr schlimm?«
»Nach der Ansicht meiner Haushälterin – man muß ihr natürlich nicht aufs Wort glauben! – ist er ein Ausbund von Lastern, die ich gar nicht aufzählen kann.«
Sie schien dies mit Ruhe aufzunehmen und nickte verständnisvoll.
»Sie dürfen nicht denken, daß es mir auch nur im Traum einfiele, Sie mit etwas so Gleichgültigem wie mit den Klagen meiner Haushälterin zu behelligen«, sagte Mr. Beaumaris. »Nur Ihre Frage konnte mich nötigen, über etwas dergleichen ein Wort zu verlieren.« Und da sie ihn fragend ansah, fuhr er entschuldigend fort: »Nun ja, es ist wegen Alphonse!«
»Alphonse?«
»Mein Küchenchef. Wenn Sie es wünschen, schicke ich ihn natürlich fort. Aber ich will nicht bestreiten, daß sein Abgang mir ernste Sorgen bereiten würde. Nicht gerade, daß mein Leben dadurch ruiniert wäre, es gibt gewiß
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