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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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noch andere Küchenchefs, die ein Soufflé zustandebringen und die Einbrüche kleiner Knaben in die Speisekammer nicht so tragisch nehmen.«
    »Aber das ist doch absurd, Mr. Beaumaris«, sagte Arabella streng. »Offenbar haben Sie Jimmy Dinge durchgehen lassen, die er nicht tun darf. Gewiß ist er äußerst ungezogen, das sind Buben immer, wenn ihr Wille nicht völlig gebrochen ist, und der seine ist es gottlob noch nicht.«
    »Sehr richtig«, wandte Mr. Beaumaris ein, von solchem Tiefblick hingerissen. »Ich werde diesen Gesichtspunkt sofort Alphonse übermitteln.«
    Arabella schüttelte den Kopf. »Nein, Gott bewahre, das würde nicht helfen. Ausländer haben überhaupt keinen Begriff davon, wie man Kinder erziehen muß«, erklärte sie großzügig. »Was soll nun geschehen?«
    »Irgendwie habe ich das Gefühl«, sagte Mr. Beaumaris, »daß Landluft Jimmy guttäte.«
    Dieser Vorschlag fand ihren Beifall. »Ich wüßte nichts Besseres für ihn. Sehe auch nicht ein, warum er Ihnen lästig fallen soll! Nur, wie läßt sich das einrichten?«
    Beaumaris atmete auf, diese erste Hürde mit solcher Leichtigkeit genommen zu haben. »Mir ist eingefallen, daß man ihn nach Hampshire bringen könnte, wo ich Güter habe. Ohne Zweifel könnte man ihn dort in einem anständigen Haushalt unterbringen.«
    »Bei einem Ihrer Pächter! Das ist das Richtige. In einem einfachen Häuschen, wo es eine vernünftige Frau gibt, die auf ihn aufpaßt! Nur, fürchte ich, würde man dafür wohl bezahlen müssen.« Mr. Beaumaris hatte das starke Gefühl, daß keine Summe zu hoch war, sein Haus von dem kleinen Unhold zu befreien, der ihm die Dienerschaft zu verjagen drohte.
    Er erklärte, daß er diese Möglichkeit bereits erwogen habe und dafür aufzukommen gedächte. Arabella kam es in den Sinn, daß er von ihr als der reichen Erbin erwarten mochte, sie würde die Verpflichtungen für ihren Schützling übernehmen; schon überlegte sie, wie sie wenigstens für den Moment diese Hilfe ausschlagen sollte. Doch Mr. Beaumaris fiel ihr ins Wort. »Nein, Miss Tallant, Sie dürfen mir diese Gelegenheit nicht rauben, ein wenig wohltätig zu sein, bitte!«
    So sah sich Arabella dieser Pflicht überhoben und belohnte ihn mit einem Lächeln, das ihn vollauf entschädigte.
    »Ist Lady Bridlington noch über Sie ungehalten?« erkundigte er sich scherzhaft. Sie lachte, sah aber ein wenig schuldbewußt drein. »Ich war wirklich einigermaßen in Ungnade, aber als die Sache dann gut ausging, hat sie mir wieder verziehen. Zuerst war sie überzeugt, daß alle Welt über mich lachen würde. Als ob mir etwas daran läge, wenn ich doch nur meine Pflicht getan habe!«
    »Gewiß nicht!«
    »Wissen Sie, ich hatte mir schon eingebildet, in der Stadt wären alle Leute… alle die feinen Leute, meine ich… völlig herzlos und selbstsüchtig. Ich fürchte, ich war auch zu Ihnen unhöflich – Lady Bridlington versicherte mir, ich wäre schrecklich grob gewesen. Aber ich wußte ja noch nicht, daß Sie anders sind als die andern. Verzeihen Sie.«
    Mr. Beaumaris geriet in einen Gewissenskonflikt. Aber er fand sich zurecht: »Miss Tallant, ich habe es getan, um Ihnen zu gefallen.«
    Gleich nachher wünschte er, er hätte seine Zunge besser im Zaum gehalten, denn sie sah jetzt nicht mehr so zutraulich drein, und obwohl sie noch ein paar Minuten freundlich mit ihm plauderte, fühlte er doch, daß sie wieder in die Ferne gerückt war.
    Doch fand er einige Tage später Gelegenheit, seine verlorene Position wiederzugewinnen, und diesmal hütete er sich, sie wieder preiszugeben. Als er von einem Besuch auf seinen Gütern zurückkam, sprach er in der Park Street vor, um Arabella Erfreuliches von Jimmy zu berichten, den er bei einem ehemaligen Bedienten seines Haushalts untergebracht hatte. Arabella war ein wenig besorgt, der kleine Stadtjunge könnte sich auf dem Lande verloren und unglücklich fühlen, aber dann ergab sich, daß die letzten Nachrichten über Jimmy beruhigend klangen. Bevor Mister Beaumaris Hampshire verließ, hatte der Knabe eine Herde Jungstiere aus dem Pferch gelassen, in dem sie eingeschlossen war, hatte dem Hahn die Schwanzfedern ausgerissen, hatte versucht, auf einem sehr unmutigen Schwein im Hof herumzureiten, hatte den ganzen Kuchen aufgegessen, den seine freundliche Hausmutter gebacken. Da lachte Arabella und meinte nun, Jimmy wäre offenbar aus ganz gutem Holz geschnitten, er würde sich schon zurechtfinden und lernen, ein anständiger Junge zu sein.
    Mr.

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