Die bezaubernde Arabella
Männer doch sein können!« rief Lady Bridlington empört.
Nun, abscheulich oder nicht, wenn erst einmal solche Wetten in den Klubs abgeschlossen wurden, dann konnte eine gewissenhafte Betreuerin ihren Schützling nur warnen, einem so gefährlichen Meister in der Kunst des Flirts kein Gehör zu schenken. Arabella versicherte ihr, daß sie das keineswegs tun werde.
»Vermutlich wirst du es nicht tun, Liebste«, erwiderte Ihre Ladyschaft, »aber es läßt sich nun einmal nicht abstreiten, daß er ein höchst anziehender Mann ist: ich merke es ja selbst. Dieses Exterieur! Und diese Nonchalance! Aber du mußt dir diese Gedanken aus dem Kopf schlagen. Es scheint bei ihm eine Art Sport zu sein, Frauenzimmern den Kopf zu verdrehen.«
»Mir wird er ihn nicht verdrehen. Ich mag ihn recht gern, wie ich Ihnen schon sagte, aber ich bin keine solche Gans, auf ihn hereinzufallen.«
Lady Bridlington betrachtete sie voll Zweifel. »Nun, hoffentlich ist es so. Glücklicherweise hast du Bewunderer genug, bist nicht auf Mr. Beaumaris angewiesen. Du nimmst es mir doch wohl nicht übel, wenn ich dich frage: Hat dir bisher noch keiner einen Heiratsantrag gemacht – keiner, der in Betracht käme?«
Schon eine ganze Menge junger Leute, solche, die in Betracht kamen und andere, hatten Arabella Anträge gemacht, aber sie schüttelte den Kopf. Vermutlich, so dachte sie, hatten einige es auf ihren angeblichen Reichtum abgesehen; zwei zumindest würden, hätten sie gewußt, daß sie gänzlich mittellos war, keinen Blick auf sie werfen; gerade die Bewerbungen notorischer Mitgiftjäger ließen es glaubhaft erscheinen, daß Lord Bridlingtons wohlmeinende Bemühungen diesem fatalen Gerücht noch nicht den Garaus gemacht hatten. Sie befand sich in einer recht unangenehmen Lage. Ostern stand vor der Tür, und es war schon einige Zeit verstrichen, wertvolle Zeit, um die Wünsche der Mama zu erfüllen. Sie fühlte sich schuldig, denn dies alles hatte Mama so viel Geld gekostet, und die gute Mama hatte so schwere Opfer gebracht, sie nach London zu schicken; eine dankbare Tochter konnte sie dafür nur entschädigen, indem sie schleunigst eine respektable Werbung annahm. Doch das konnte sie nun nicht tun. Keiner, der sich um sie bemühte, gefiel ihr, und obwohl dieser Umstand nicht allzusehr in die Waagschale fiel, wenn es doch galt, den lieben Brüdern und Schwestern zu helfen, so war sie doch entschlossen, die Werbung keines Mannes anzunehmen, der ihre wirklichen Lebensverhältnisse nicht kannte. Vielleicht würde sich noch jemand einstellen, vor dem man reumütig eine Beichte ablegen konnte, aber solch einer hatte sich noch nicht gezeigt, und bis dahin tat es wohl, sich mit Mr. Beaumaris zu beschäftigen, der, er mochte ansonsten weiß Gott was im Sinne haben, jedenfalls nicht nach Geld trachtete.
Mr. Beaumaris suchte ihr alle Steine aus dem Weg zu räumen, aber er konnte sich kaum zu einem Erfolg beglückwünschen. Der leiseste Versuch, ihr Galanterien zu sagen, verwandelte das zutrauliche Kind, das er so bezaubernd fand, in eine junge Dame von Welt, die zwar gern mit ihm plauderte, ihn aber deutlich fühlen ließ, daß sie keinen Flirt wünschte. Und als Lady Bridlington die Warnung ihres Sohnes weitergegeben hatte, wobei sie auch nicht unerwähnt ließ, daß Mr. Beaumaris’ Freunde sein Spiel kannten fand Mr. Beaumaris Miss Tallant noch zurückhaltender. So mußte er zu einer unnoblen Taktik seine Zuflucht nehmen und nach einem geschäftlichen Besuch auf seinen Gütern Arabella erzählen, daß er mit ihr über Jimmys Zukunft sprechen wolle. Dazu überredete er sie, mit ihm auszufahren. Er brachte sie in den Richmond Park, und sie hatte nichts dagegen einzuwenden, obwohl er sie bisher höchstens bis Chelsea gebracht hatte. Es war ein schöner, warmer Nachmittag, die Sonne schien hell, und so hatte Arabella einen Strohhut, der ihr wunderbar stand, aufgesetzt; dazu trug sie ein Sonnenschirmchen mit langem Griff, das sie im Pantheon Basar entdeckt und das zu kaufen sie nicht hatte widerstehen können. Als Mr. Beaumaris sie in den Wagen hob, bemerkte sie, es sei sehr freundlich von ihm, sie aufs Land hinauszuführen, denn nichts wäre ihr lieber, und in einem so großen Park fühle man sich ja meilenweit der Stadt entrückt.
»So kennen Sie Richmond Park?«
»Aber gewiß! Lord Fleetwood führte mich erst vorige Woche hin, und dann gaben die Charnwoods dort eine Gesellschaft, und wir alle fuhren in drei Landauern hin. Morgen will mich Sir
Weitere Kostenlose Bücher