Die bezaubernde Arabella
werden, in London einen Köter aufzutreiben. Mr. Warkworth dagegen, ein tieferer Denker, beurteilte Beaumaris’ Verhalten als unbesonnen. »Erinnert ihr euch, wie Nonpareil drei Tage lang einen Löwenzahn im Knopfloch trug? Habt ihr das Gerenne vergessen? Jeder Schwachkopf lief alle Blumenfrauen ab, und natürlich hatte keine Löwenzahn. Löwenzahn war einfach nicht zu kaufen! Der arme Geoffrey fuhr bis zu Asher, um welchen aufzutreiben, und Altringham pflückte eigenhändig im Richmond Park ein Halbdutzend Löwenzähne, bekam Händel mit dem Flurwächter und stellte sie sich dann ins Fenster. Keine schlechte Idee übrigens, vorausgesetzt, daß Löwenzahn wirklich Mode geworden wäre! Raffinierter Bursche, Altringham! Aber natürlich hat der Nonpareil uns alle nur verkohlt! Kaum hatten wir uns alle mit Löwenzahn eingedeckt, da trug er nie wieder einen, und wir sahen wie eine Horde Einfaltspinsel aus! Und denselben Trick übt er jetzt wieder!«
Nur in einer Beziehung ergaben sich aus der Rangerhöhung Ulysses’ unerfreuliche Resultate. Der ehrenwerte Frederick Byng, der seit Jahren den Spitznamen »Pudelbyng« trug, weil er nur in Begleitung eines reinblütigen und wunderbar geschorenen Pudels ausfuhr, begegnete Mr. Beaumaris eines Nachmittags auf dem Piccadilly, starrte den anstößigen Begleiter, der neben ihm lag, an und stammelte:
»Was, zum Teufel…?«
Mr. Beaumaris brachte seine Pferde zum Stehen und blickte fragend über die Schulter. Mr. Byng mußte seinen Wagen zurücklenken, und die Art, wie er dabei seinen Pferden die Lefzen scheuerte, zeigte, in welcher Erregung er war. Als die Wagen nebeneinander standen, blickte er Beaumaris an und bat um eine Erklärung.
»Wofür?« fragte Mr. Beaumaris. »Wenn Sie nicht aufpassen, werden Sie demnächst einen Schlaganfall bekommen, Pudel! Was ist denn los?«
Mr. Byng wies mit bebendem Finger auf Ulysses. »Was bedeutet das?« fragte er kriegerisch. »Wenn Sie glauben, daß ich eine solche Beleidigung – »
Er konnte seinen Satz nicht zu Ende bringen. Die beiden Hunde hatten einander von ihren Wagen aus prüfend gemessen, plötzlich erwachte in ihnen ein wechselseitiger Haß, sie ließen ein kurzes Knurren hören und sprangen einander an den Kragen. Da die Wagen aber nicht nahe genug standen, erreichten sie ihr Ziel nicht, es blieb bei einem hysterischen Wutausbruch, einem Gekläff, in dem Mr. Byngs zornige Worte untertauchten.
Mr. Beaumaris zog Ulysses am Genick zurück und konnte vor Lachen kaum sprechen – ein Umstand, der nicht dazu beitrug, den gekränkten Mr. Byng zu versöhnen. Er erklärte, er werde auf einen solchen Versuch, ihn der Lächerlichkeit preiszugeben, zu antworten wissen, mußte aber diese Erklärung abbrechen, um seinen Hund zur Ruhe zu bringen.
»Nein, Pudel, Sie sollen mich nicht fordern«, sagte Mr. Beaumaris, dessen Schultern noch vor Lachen bebten. »Ich hatte tatsächlich keine solche Absicht. Auch sollten wir uns nicht lächerlich machen! Wir können doch nicht in der frostigen Morgendämmerung nach Paddington gehen und wegen eines Hundepaares Kugeln wechseln.«
Mr. Byng zögerte. Es war etwas an Mr. Beaumaris’ Erklärung, überdies galt Beaumaris für einen der besten Schützen Englands, und ihn wegen einer Kleinigkeit zu fordern, war schierer Wahnsinn. So fragte er mißtrauisch: »Wenn Sie das nicht tun, um sich über mich lustig zu machen, wozu tun Sie es dann eigentlich?«
»Still, Pudel, still! Da geraten Sie auf glattes Parkett! Ich kann den Namen einer Lady nicht auf der Straße preisgeben.«
»Was für eine Lady? Ich glaube kein Wort davon! Können Sie denn Ihren verdammten Köter nicht zum Schweigen bringen?«
In beklagenswertem Gegensatz zu seinem wohlerzogenen Gegner, der nun brav neben seinem Herrn saß und Taubheit mimte, war Ulysses zu der Überzeugung gelangt, daß er den lächerlichen Dandy eingeschüchtert habe, und sprudelte unvornehme Beschimpfungen hervor. Beaumaris riß ihn zurück, aber auch jetzt zeigte er sich nicht reumütig, sondern stieß mit ungeminderter Wut Drohungen aus.
»Es ist nur die Eifersucht, Pudel«, erklärte Beaumaris sanft. »Der Haß des Vulgären gegen den Aristokraten. Ich glaube, wir brechen dieses Gespräch ab, was meinen Sie?«
Mr. Byng gab einen mürrischen Laut von sich und fuhr davon. Mr. Beaumaris ließ Ulysses los, der sich beutelte, befriedigt aufseufzte und beifallheischend zu seinem Herrn aufblickte. »Du wirst mich noch zugrunde richten«, sagte Mr. Beaumaris
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