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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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an jenem Abend mit gemischten Gefühlen entgegensah. Lady Bridlington hatte sie – nicht verwunderlich nach einer solchen Woche nervenaufreibender Vorbereitungen – ein wenig abgespannt gefunden und hatte ihr zugeredet, sich von Miss Crowle etwas – nur ein ganz klein wenig! – Rouge auf die Wangen legen zu lassen, aber der erste Blick auf das Ergebnis dieser Bemühungen hatte Arabella bewogen, die Schminke wieder wegzuwaschen und zu erklären, sie wollte nie solche Schönheitshilfen gebrauchen und Papas Zuneigung zu seiner ältesten Tochter für immer aufs Spiel setzen. Lady Bridlington machte dagegen recht vernünftig geltend, es bestünde ja gar keine Gefahr, daß Papa sie sähe, aber Arabella blieb fest, drohte sogar in Tränen auszubrechen, und so drang Lady Bridlington nicht weiter in sie und tröstete sich mit dem Gedanken, daß ihr Schützling auch ohne die gewohnte blühende Farbe in Madame Dumaines Kleid entzückend aussehen werde.
    Ein Anlaß zur Befriedigung war Arabella immerhin gewährt: mochten manche Gäste auch frühzeitig erscheinen und bald wieder gehen, um einem anderen Ziel zuzustreben; mochten andere erst gegen zwei Uhr kommen, weil sie Lady Bridlingtons Ball an die dritte Stelle ihrer abendlichen Verpflichtungen verwiesen hatten; war der Ball also durch das beständige Kommen und Gehen ein wahres Chaos, so daß die Park Street stundenlang von den Rufen der Diener widerhallte, die ihrer Herrschaften Wagen heranriefen; mischten sich schließlich die Stimmen der Polizisten mit dem grellen Geschrei der Laternenträger, die Flüche der Lakaien mit jenen der Kutscher: Bertram erschien pünktlich um zehn Uhr und blieb für die ganze Dauer des Abends.
    Bedenkenlos hatte er von dem gefälligen Mr. Swindon einen Abendanzug anfertigen lassen, da ja die einfache, aus Heythram mitgebrachte Garderobe dieser Gelegenheit wirklich nicht angemessen war. Mr. Swindon hatte gute Arbeit geleistet, und als Arabella ihn zwischen den Blumenbänken, die sie eben erst selbst wieder besprengt hatte, die Treppe heraufsteigen sah, schwoll ihr Herz vor Stolz. Der dunkelblaue Rock formte wunderbare Schultern; die seidenen Kniehosen waren untadelig faltenlos; Strümpfe und Weste waren von vornehmer Einfachheit. Mit seinen dunklen Locken, die zur modischen Brutusfrisur gebürstet waren, dem hübschen, scharfgeschnittenen Gesicht, interessant blaß von der natürlichen Erregung, die ein junger Gentleman bei seiner ersten großen Gesellschaft empfindet, sah er fast so distinguiert aus wie der Nonpareil selbst. Arabella, die ihm flüchtig die Hand reichte, gönnte ihm einen Blick voll unverhohlener Bewunderung, der ihm ein jungenhaftes, bezauberndes Lächeln entlockte; und dieses Lächeln wiederum war Anlaß, daß eine andere frühzeitig erschienene Dame ihren Begleiter fragte, wer dieser hübsche Junge wäre.
    Durch die eilfertigen Bemühungen eines bekannten französischen Tanzmeisters, den aufzusuchen er Zeit gehabt hatte, war er so weit gebracht worden, daß er nun beim ersten Walzer Arabella den Ausruf entlockte: »Ach, Bertram, du tanzt in so guter Haltung! Sieh zu, daß wir in der Quadrille zusammen sind!«
    Gerade dazu aber fühlte er sich nicht fähig. Wohl hatte er die einfachsten Schritte erlernt, doch traute er sich nicht zu, die Grande Ronde oder den Pas de Zephyr auszuführen, ohne diese Figuren zu verderben. Und wenn Arabella ihn jetzt aufmerksamer betrachtete, wollte es ihr sogar scheinen, daß er ein wenig abgespannt aussah. Sie fragte ihn besorgt, ob er sich ganz wohl fühle, und er versicherte ihr, er hätte sich in seinem ganzen Leben nie so gut befunden; hütete sich wohl davor, von der abenteuerlichen Laufbahn zu berichten, die ein tiefes Loch in seine Börse gerissen, so daß ihm die Sorge, wie er seine Verpflichtungen erfüllen sollte, nun bereits schlaflose Nächte verursachte. Da sie ihn seit einer flüchtigen Begegnung auf dem Mall, eines Morgens in der Gesellschaft von Kindermädchen, die ihre Schützlinge dort an die Luft führten und für sie eine Flasche kuhwarmer Milch besorgten – kurz, da sie ihn seither nicht mehr gesehen, fühlte sie sich ein wenig in Sorge um ihn. Ein leichter Zug von Ubernächtigkeit, die sie von seinem Gesicht las, bestärkte sie in ihren Besorgnissen, und sehr zu Unrecht verdächtigte sie Mr. Scunthorpe, ihren Bruder auf einen Pfad gelenkt zu haben, den Papa gewiß nicht gutgeheißen hätte. Sie hatte von Anfang an keine vorteilhafte Meinung von Mr. Scunthorpe gefaßt,

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