Die bezaubernde Arabella
in ein Asyl für streunende Hunde verwandeln.«
»Oh, wird sie das? Warum?«
»Ein Exemplar von diesen beiden Sorten hat sie mir schon aufgehalst. Nein, vielleicht tue ich ihr unrecht. Ulysses hat sie mir aufgenötigt, aber den gräßlichen Jimmy habe ich freiwillig in meinen Schutz genommen.«
Die Herzogin ließ ihre Hand auf die Stuhllehne sinken. »Red nicht in Rätseln! Wer ist Ulysses, und wer ist Jimmy?«
»Ulysses habe ich Ihnen schon als Geschenk angeboten«, erinnerte sie Mr. Beaumaris. »Jimmy ist ein Kaminfegerjunge, dessen offenkundige Charaktermängel Miss Tallant in Ordnung zu bringen wünscht. Sie hätten hören sollen, wie sie Bridlington vorhielt, daß ihm nur an seinem Behagen etwas gelegen sei, ihm und uns allen! Und wie sie den armen Charles Fleetwood aufforderte, sich auszumalen, in welcher Geistesverfassung er wohl wäre, wenn er von einer trunksüchtigen Pflegemutter aufgezogen und als Sklave an einen Rauchfangkehrer verschachert worden wäre. Es ist ein Jammer, daß ich nicht den Vorzug hatte, ihrer Auseinandersetzung mit dem Kaminfeger beiwohnen zu dürfen! Wie ich hörte, trieb sie ihn mit der Drohung aus dem Haus, ihm die Richter auf den Hals zu hetzen. Ich wundere mich nicht, daß er Reißaus nahm. Ich habe sie ein Rudel Straßenjungen auseinandertreiben sehen.«
»Scheint ja ein komisches Mädel zu sein! Ist sie eine Lady?«
»Unfraglich.«
»Wer ist der Vater?«
»Das ist ein Geheimnis, von dem ich hoffe, daß Sie es enträtseln werden.«
»Ich? Wie soll ich das?«
»Ich habe Grund anzunehmen, daß sie irgendwo in der Nähe von Harrowgate zu Hause ist, und ich erinnere mich, daß Sie vor nicht allzu langer Zeit dort Bäder genommen haben. Es wäre wohl möglich, daß Sie sie dort in der Reunion – in Harrowgate gibt es doch bestimmt Reunions – gesehen oder von ihrer Familie gehört haben.«
»Hab ich nicht«, sagte sie bitter. »Und von Harrowgate will ich überhaupt nichts mehr hören. Ein scheußlicher, frostiger, schäbiger Ort, der nobel tut, und das Wasser dort ist elend! Genützt hat es mir überhaupt nichts, wie jeder andere als mein Kurpfuscher auf den ersten Blick gemerkt hätte! Reunions! Es macht mir kein Vergnügen, ein Rudel Landschlumpen diesen schamlosen Walzer, der jetzt bei euch Mode ist, tanzen zu sehen! Tanzen! Ich wüßte einen anderen Namen dafür.«
»Ohne Zweifel wüßten Sie das, aber ich muß Sie bitten, mich nicht zum Erröten zu bringen. Übrigens ist Ihre Haltung gegenüber dem Walzer für jemanden, der sonst immer über die alberne Prüderie der modernen Mädchen spottet, ein wenig inkonsequent.«
»Ich scher mich einen Schmarren um Konsequenz«, erwiderte sie wahrheitsgemäß. »Aber was geschmacklos ist, das erkenne ich.«
»Wir kommen vom Thema ab«, sagte Mr. Beaumaris mit Festigkeit.
»Nun, ich habe weder in Harrowgate noch sonst irgendwelche Tallants kennengelernt. Wenn ich nicht gerade damit beschäftigt war, eine Flüssigkeit hinunterzuschlingen, die offenbar aus der Kloake gekeltert wurde, so sah ich deiner Tante dabei zu, wie sie in dem ungemütlichsten Hotelzimmer meines Lebens Fransen knüpfte. Meine eigene Bettwäsche hätte ich auch mitschleppen müssen.«
»Das tun Sie doch immer«, sagte Mr. Beaumaris, der schon mehrmals das Vorrecht hatte, die Herzogin eine Reise antreten zu sehen. »Ihre Bettwäsche, Ihre Servierplatte, Ihren Lieblingsstuhl, Ihren Servierdiener, Ihr – »
»Sei nicht unverschämt, Robert«, fiel ihm die Herzogin ins Wort. »Immer lasse ich mir das nicht gefallen.« Sie zog ihren Schal zurecht. »Mir ist das gleichgültig, wen du heiratest. Daß du aber hinter einem reichen Frauenzimmer her bist, das ärgert mich.«
»Ich glaube nicht, daß sie überhaupt ein Vermögen hat«, erwiderte Mr. Beaumaris kühl. »Vermutlich hat sie es nur gesagt, um mich an meinen Platz zu verweisen.«
Jetzt ruhte ihr Adlerblick auf ihm. »Um dich an deinen Platz zu verweisen? Willst du mir etwa einreden, daß sie sich nicht alle fünf Finger nach dir leckt?«
»Sie ist weit davon entfernt. Ich weiß nicht einmal bestimmt, ob sie ein gewisses tendre für mich empfindet.«
»Aber sie ist ziemlich oft in deiner Gesellschaft gesehen worden, wie?«
»Ja, sie sagt, daß es sie gesellschaftlich weiterbringt, wenn sie mit mir gesehen wird«, meinte Mr. Beaumaris versonnen.
»Entweder ist sie ein verteufeltes Weibsstück, oder sie ist ein nettes Mädel! Hätte nicht gedacht, daß es unter diesen firlefanzigen modernen Mädchen
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