Die bezaubernde Arabella
streng. »Wenn ich die Sache richtig beurteile, so hast du deine Sprechweise im Hinterhof erlernt, im Umgang mit Müllkutschern, Kohlenträgern und anderen Personen niedrigen Standes. In feiner Gesellschaft wirst du dich nie bewegen können!« Ulysses ließ die Zunge heraushängen und grinste herzhaft. »Anderseits«, fuhr Mr. Beaumaris fort, »bin ich überzeugt, daß du aus dem Pudel Hackfleisch gemacht hättest, und ich will nicht bestreiten, daß ich ein wenig auf deiner Seite bin. Nur, der arme Pudelbyng wird mich jetzt mindestens eine Woche lang schneiden.«
Schon nach fünf Tagen aber wechselte Mr. Byng den Kurs und nahm Ulysses gegenüber eine tolerante Haltung ein. Er hatte herausgebracht, daß es nichts half, an des Nonpareils Karriole vorbeizufahren und starr vor sich hin zu blicken; eine solche Haltung bewirkte geradezu das Gespött seiner Bekannten, das er doch entmutigen wollte. Mr. Beaumaris und Miss Tallant begegneten einander am Abend der Galagesellschaft des Prinzen im Kuppelsaal des Carlton House. Arabella war von der Eleganz der himmelblauen Draperien und von dem blendenden Licht des riesenhaften Kristallüsters, auf dem Tausende von Kerzen brannten, so beeindruckt, daß sie einen Moment lang ihre letzte Begegnung mit Mr. Beaumaris vergaß und nur impulsiv sagte: »So etwas habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen! Hier ist wirklich ein Raum prächtiger als der andere.«
Er lächelte. »Dann sind Sie wohl noch nicht im Gewächshaus gewesen, Miss Tallant? Das ist das chef d’œuvre unseres königlichen Gastgebers, glauben Sie mir. Darf ich Sie hinbringen?«
Inzwischen war ihr in Erinnerung gekommen, unter welchen Umständen sie sich das letzte Mal, vor so kurzer Zeit, getrennt hatten, und sie war errötet. Viele Tränen hatte sie über die unglücklichen Umstände vergossen, die es ihr unmöglich machten, die Bewerbung Mr. Beaumaris’ anzunehmen, und es hatte der ganzen Erregung über den Empfang im Carlton House bedurft, sie für einen Moment lang vergessen zu lassen, daß sie das unglücklichste Geschöpf auf Erden war. Sie zögerte einen Augenblick, aber Lady Bridlingtons freundliches Zunicken beruhigte sie, sie legte ihre Hand auf Mr. Beaumaris’ Arm und ließ sich durch eine einschüchternde Zahl von Gemächern, in denen es von Leuten wimmelte, zur Haupttreppe geleiten. In den Pausen, in denen Mr. Beaumaris nicht Bekannte begrüßte oder mit ihnen ein freundliches Wort wechselte, schilderte er Arabella Ulysses’ Streit mit Mr. Byngs Pudel, und darüber mußte sie so sehr lachen, daß sie ihre Verlegenheit einigermaßen überwand. Das Gewächshaus allerdings ließ sie die Augen weit aufreißen. Mr. Beaumaris beobachtete sie belustigt, während sie sich in dem ungewöhnlichen Raum schweigend umblickte. Schließlich hatte sie den Atem wiedergefunden und äußerte eine ihrer unerwartet aufrichtigen Bemerkungen: »Warum das ein Gewächshaus sein soll, weiß ich allerdings nicht. Es gleicht eher einer Kathedrale, und noch dazu einer sehr häßlichen.«
Er war entzückt. »Und ich dachte, es würde Ihnen gefallen«, sagte er mit trügerischem Ernst.
»Es gefällt mir gar nicht. Warum ist über diese Statue ein Schleier gebreitet?«
Mr. Beaumaris richtete sein Glas auf die schlafende Venus, die mit durchsichtiger Gaze verhüllt war. »Weiß selber nicht. Vielleicht eine unerwartete Geschmacksanwandlung des Prinzen. Wollen Sie ihn fragen? Soll ich Sie zu ihm führen?«
Dieses Angebot lehnte Arabella hastig ab. Der Regent, ein mustergültiger Gastgeber, hatte es tatsächlich zuwege gebracht, fast mit jedem seiner Gäste ein paar Worte zu plaudern, und obwohl Arabella die anmutige Äußerung, die er getan, im Gedächtnis aufbewahrt hatte, um einen genauen Bericht ins Pfarrhaus zu senden, fand sie das Gespräch mit einer so hochstehenden Persönlichkeit doch allzu anstrengend. So geleitete Mr. Beaumaris sie zu Lady Bridlington zurück, und als er dann noch einige Minuten bei ihr verweilte, wurde er von einem Gentleman in sehr enganliegenden seidenen Kniehosen angesprochen, der ihm den Befehl der Herzogin von Edgeware überbrachte, vor ihr zu erscheinen. Er verneigte sich vor Arabella und schritt davon; in der Folge wurde sie seiner noch mehrmals ansichtig, doch war er immer in Gespräche mit Bekannten verwickelt und näherte sich ihr nicht mehr. In den überfüllten Salons begann es heiß zu werden; Arabella fand die Gesellschaft höchst langweilig, und die lebhafte, ewig ruhelose,
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