Die bezaubernde Arabella
und in dem lobenswerten Streben, Bertram in eine bessere Gesellschaft zu bringen, machte sie ihn mit dem uneigennützigsten ihrer Bewunderer, dem jungen Lord Wivenhoe, bekannt, dem Erben einer reichen Grafschaft, der in London unter dem Spitznamen »der geschwollene Wivenhoe« bekannt war; seine gutmütige Rundlichkeit hatte ihm diesen zärtlichen Spitznamen eingetragen. Der junge Edelmann hatte zwar bisher nicht um Arabellas Hand angehalten, gehörte aber zum engsten Kreis ihrer Bewunderer, ja er war sogar einer ihrer Günstlinge, denn er zeichnete sich durch unbefangenes Betragen und überströmende Herzlichkeit aus. So stellte sie ihm Bertram mit der besten Absicht vor; hätte sie geahnt, daß der harmlose Wivenhoe von einem übelberatenen Vater nach den Prinzipien erzogen war, die einst der Vater des berühmten Mr. Fox aufgestellt, so hätte sie das lieber bleiben lassen. Statt derlei zu mißbilligen, hielt der Earl of Chalgrove Lord Hollands Grundsätze in Ehren und ermutigte seinen Erben zu allen Extravaganzen, die ihm seine Laune eingab, bezahlte ihm seine Schulden, die Rechnungen seines Schneiders, seines Wagenbauers, seines Hutmachers und all der anderen Lieferanten, die sich seiner Kundschaft erfreuten.
Die jungen Gentlemen faßten sofort eine Zuneigung zueinander. Lord Wivenhoe war um einige Jahre älter als Bertram, doch sein Denken war so jugendlich wie sein Wesen, während Bertrams Adlernase und die Überlegenheit seiner Ausbildung eher einige Jahre zu seinem tatsächlichen Alter hinzufügten. Die beiden fanden, daß sie viel Gemeinsames hatten, und bevor sie mehr als ein paar Minuten miteinander geplaudert hatten, war ein gemeinsamer Besuch des nächsten Rennens verabredet.
Miss Tallants offensichtliches Vergnügen beim Tanzen mit ihrem jungen Yorkshirer Freund war nicht unbemerkt geblieben. Mehrere Herzen, die Hoffnungen auf die junge Erbin hegten, waren verdüstert, denn selbst der lebhafteste unter ihren Bewunderern konnte sich nicht schmeicheln, daß sie ihm jemals mit so inniger Zuneigung zugelächelt, mit so viel Zutraulichkeit geplaudert hatte wie mit Bertram. Ein scharfer Beobachter, Mr. Warkworth, war der erste, dem eine flüchtige Ähnlichkeit der beiden ins Auge sprang. Er erwähnte diese Tatsache vor Lord Fleetwood, der das Glück hatte, sich Arabellas Hand für die Quadrille verschafft zu haben; seither war der junge Lord unverbesserlich blind gegen die Ansprüche einiger minder begünstigter junger Damen, die niemand zum Tanz gebeten und die nun in den goldbronzierten Stühlen des Ballsaales saßen und angeregt miteinander schwatzten.
Lord Fleetwood betrachtete die beiden Tallants einige Minuten lang aufmerksam, konnte aber die Ähnlichkeit nicht bemerken, die in der Tat mehr in einem gelegentlich vorbeihuschenden Gesichtsausdruck als in der Linienführung ihrer Gesichter bestand. »Unsinn«, sagte er, »die kleine Tallant hat doch keinen Schnabel als Nase.«
Das gab Mr. Warkworth zu. Vermutlich war es ein flüchtiger Eindruck, der ihn zu einem irrigen Schluß geführt hatte.
Mr. Beaumaris erschien erst kurz nach Mitternacht, und so konnte er sich keinen Walzer mit Arabella mehr reservieren. Er schien in unzugänglicher Stimmung, wechselte nur ein paar freundliche Worte mit der Dame des Hauses, tanzte einmal mit einer Lady, der sie ihn vorgestellt, und einmal mit seiner Cousine Lady Wainfleet, dann schlenderte er durch die Salons, plauderte mit einigen Bekannten und beobachtete die Gesellschaft durch sein Lorgnon mit leicht gelangweilter Miene. Etwa nach einer halben Stunde, als sich zwei Reihen für den Altenglischen bildeten, machte er sich auf die Suche nach Arabella, die in der Richtung zum Wintergarten verschwunden war, von Mr. Epworth begleitet, der sich bitter darüber beklagte, daß die Geschichte Londons keinen so überfüllten Ball wie diesen kenne, und der ihr zur Abkühlung ein Glas Limonade besorgen wollte. Ob er dieses Versprechen erfüllte oder nicht, erfuhr Mr. Beaumaris nie, denn als er einige Minuten später den Wintergarten betrat, fand er Arabella, in einem Lehnstuhl sitzend, peinlichst bestrebt, ihre Hände Mister Epworth zu entziehen, der in romantischer Gebärde vor ihr niedergekniet war. Da alle Welt den Wintergarten verlassen hatte, um sich in die Gruppen für den Altenglischen einzureihen, hatte der unternehmungslustige Mr. Epworth, durch mehrere Gläser von Lord Bridlingtons Champagner ermutigt, die Gelegenheit wahrgenommen, seiner Werbung um die reiche
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