Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
geschickt wußte er die Peitsche nach den Anweisungen des Squire zu handhaben, daß er nun keines weiteren Passes zur Gunst Wivenhoes bedurfte. Wer solche Traber in der Hand behielt, mußte ein kapitaler Bursche werden. War er dazu noch imstande, dabei seine Unterhaltung nicht zu unterbrechen, so war er einwandfrei und höchster Beachtung würdig. Zunächst tauschten sie interessante Erinnerungen an unheilbare Schläger, Keucher, Pferde, die Ausfälle machten, Rottenläufer und unverbesserliche Faulenzer aus; das führte unfehlbar zu noch interessanteren Jagderinnerungen, wobei die beiden Gentlemen sich in der Maxime »vorwärts, und koste es einen Genickbruch!« einig fanden; damit waren die Formalitäten zwischen ihnen beendet, Seine Lordschaft bat Bertram nur noch, ihn Chuffy zu nennen, wie alle seine Freunde es taten, und versprach, ihm ein paar Londoner Spezialitäten vorzuführen.
    Bertrams Kassenstand hatte, seit er nach London gekommen war, beunruhigende Schwankungen aufgewiesen. Sein erster glückgesegneter Abend in dem Haus, das er jetzt nur mehr »St. Hugh’s Bones« nannte, hatte ihn auf eine Laufbahn gedrängt, die seinen weniger temperamentvollen Freund Mr. Scunthorpe beunruhigte. Bertram hatte, von seinem Glück ermutigt, in verschiedenen Läden allerlei Dinge gekauft, einen Hut bei Baxter, Stiefel bei Hoby, einen Siegelring bei Rundell & Bridge, ferner einen Spazierstock, Handschuhe, Halstücher und Pomaden; all diese Dinge waren, jedes für sich genommen, nicht eigentlich kostspielig, doch mußte Bertram mit jähem Schrecken feststellen, daß die Addition eine alarmierende Summe ergab. Auch blieb noch die Rechnung im Gasthof zu bedenken, aber da sie ihm bisher noch nicht präsentiert worden war, scheuchte er sie in die Hintergelasse seines Bewußtseins.
    Der Erfolg seines ersten Abends im Spielsaal hatte sich nicht wiederholt; bei seinem zweiten Besuch in dem diskreten Hause in Pall Mall hatte er kräftig verloren, so daß er zugeben mußte, daß an Mr. Scunthorpes düsteren Warnungen etwas Wahres sein mochte. Er war schlau genug, beizeiten zu begreifen, daß er sich als Täubchen unter die Habichte gewagt hatte, meinte aber nur, eine solche Erfahrung sei von unschätzbarem Wert, denn ein zweites Mal würde er sich nicht in die gleiche Falle locken lassen. Bei einer Billardpartie, die er mit Mr. Scunthorpe im Royal Saloon spielte, machte sich ein liebenswürdiger Ire an ihn heran, lobte sein Spiel und erbot sich schließlich, ihn in eine nette kleine Gesellschaft einzuführen, wo Pharao und Rouge et Noir gespielt wurden. Mr. Scunthorpe hatte es gar nicht erst nötig, Bertram zuzuraunen, daß er es hier mit einem gewöhnlichen Schlepper zu tun hätte: Bertram hatte auf den ersten Blick erkannt, woran er war, und freute sich, daß er nun nicht mehr ein blutiger Anfänger, sondern ein Mann von Welt war. Ein gemütlicher Abend bei Mr. Scunthorpe, an dem ein paar Rubber Whist einem exzellenten Dinner folgten, bestärkte ihn in der Überzeugung, daß er im Kartenspiel eine gute Hand habe; und diesen Glauben vermochten mehrere Rückschläge, die bald darauf folgten, nicht mehr zu erschüttern. Natürlich war es eine Narrheit, Spielhöllen aufzusuchen, aber wenn man erst Freunde in London hatte, so gab es viele einwandfreie Orte, wo man vom Whist bis zur Roulette sein Glück erproben konnte. Im großen ganzen, so schien es, hatte er Glück am Spieltisch. Und daß das Glück auf dem Turf ihm sicher war, stand fest, denn er hatte mehrere einträgliche Tage. So hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, bei Tattersall einzutreten und den Sportsleuten, die dort ihr Geld riskierten, in bescheidener Form nachzueifern. Als er dann Chuffy Wivenhoes Freund wurde, begleitete er ihn des öfteren, um ihn beim Ankauf eines Pferdes zu beraten, der Versteigerung eines Rennstalles beizuwohnen, oder Geld auf ein Rennen zu setzen. War man erst Wivenhoes Freund, so war es unmöglich, unter einer Guinea wieder aus dem Laden des Buchmachers herauszukommen; und seit man ihn gar als Freund Seiner Lordschaft kannte, brauchte er bei dem Buchmacher, dessen Klient Wivenhoe war, seine Aufträge nur mehr zu unterzeichnen, ganz wie es die großen alten Roues des Rennplatzes taten; und dann brauchte man nur zu warten, um seinen Gewinn einzustreichen oder den Verlust zu decken. Das alles war so nett, jeder Tag so reich an angenehmen Erregungen, daß die unruhigen Minuten, die Augenblicke, da er sich auf schiefer Bahn fühlte, immer seltener

Weitere Kostenlose Bücher